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Makro durch Mikro: Plastik in Hygieneprodukten

Die gute alte Creme aus der blauen Blechdose, ein Fläschchen Pitralon, ein Stück Seife, ein scharfes Rasiermesser – mehr braucht Mann oftmals nicht für die Körperpflege. Alles nahezu plastikfrei zu haben. Schwieriger wird es hingegen bei Shampoos, Duschgels, Cremes, Seifen und vielem mehr. In den meisten Fällen in Kunststoff verpackt. Plastik in der Körperpflege  ist gang und gäbe.

Unmengen von Verpackungsmüll kennzeichnen die eine Seite der Medaille, aber die andere ist noch viel problematischer: „Microfeine Peelingkörnchen entfernen schonend Unreinheiten und abgestorbene Hautschüppchen – für ein deutlich verfeinertes Hautbild.“ So wirbt ein gängiges Dusch-Peelinggel. Ein Blick auf die schwer lesbaren, mit englischen chemischen Fachtermini gespickten Inhaltsstoffe lüftet das Geheimnis um die Körnchen: „POLYETHYLENE“.
Dahinter verbirgt sich eine besonders perfide Form der Plastikverwendung, sogenanntes Mikroplastik. Vielfältig eingesetzt stellen die Kleinstpartikel ein riesiges Problem für die Umwelt dar.

Wenig minimalistisch: Mikrokugeln haben fatale Auswirkungen auf die Umwelt

Mikrokugeln mit Makrowirkung
Kann man Verpackungsmüll im Idealfall recyceln, gelangen diese Teilchen in den meisten Fällen ungehindert in die Umwelt. Der Grund: Moderne Kläranlagen können die weniger als fünf Millimeter großen primären Kunststoffpartikel nicht ausfiltern. Die Folge: Ein Freifahrtschein für eine ungehinderte Reise durch die Wassersysteme. „Sammelbecken für all das Plastik ist immer das Meer“, wie die Online-Zeitschrift ingenieur.de lapidar resümiert. Dort vermengen sich die mikroskopisch kleinen Granulate mit Plastikmüll, zerrieben von Naturgewalten. Mit katastrophalen Auswirkungen auf das Ökosystem Meer.

Wie Sascha Regmann und Angelika Heckhausen in ihrer informativen Onlinebroschüre „Micro-Beads. Auswirkungen von Kunststoff-Mikropartikeln auf die marine Umwelt“ berichten, verwechseln zahlreiche Meerestiere die kleinen Kügelchen mit Futter. Manche Tiere verenden qualvoll an ihren mit Plastikteilchen gefüllten Mägen. Andere werden von enthaltenen Weichmachen und angelagerten Schadstoffen schleichend vergiftet. So gelangt unser Müll in die Nahrungskette, an deren Ende der Mensch steht.

Oftmals lassen sich Verpackungen aus Kunststoff nur schwer umgehen. Auf Mikroplastik hingegen kann man als verantwortungsvoller Konsument problemlos verzichten. Regmann und Heckhausen haben ihrem Artikel eine Zusammenfassung von Produkten mit Kunststoff-Mikroperlen hinzugefügt. Meist genügt jedoch ein Blick auf die Inhaltsstoffe. Findet sich dort der Hinweis auf Polyethylen, sollte man die betroffene Zahnpasta, das Duschgel oder Reinigungsmittel einfach nicht kaufen.

19 Kommentare

  1. ÖkoChick sagt

    Wichtiges Thema! Und ich komme nicht umhin, als Alternative wieder einmal das gute alte Kaiser Natron aus der Backabteilung zu empfehlen. Schön, dass dieses Thema immer mehr in die Öffentlichkeit rückt – und somit mittelfristig hoffentlich aus den Regalen verschwindet! Herzliche Grüße!

    • Minimalismus21 sagt

      Hallo ÖkoChick,

      vielen Dank für Deine Empfehlung!

      Ich habe schon davon gehört, kenne die – offenbar zahlreichen – Facetten der Anwendung jedoch (noch) nicht. Kann man das auch für die Körperpflege benutzen, also speziell fürs Gesicht?

      Oder ist man dann nicht nur seine Hautunreinheiten los ;-)?

      Viele Grüße
      M21.

  2. Aronie sagt

    Hallo Leute,

    Peeling mit Plastik? Igitt!!!!
    Schöne Alternative: Zucker mit Sahne, Zucker mit Honig oder
    Salz mit Olivenöl vermischen. Zitronen- oder Orangenöl dazu als Krönung!!
    Und dann die feuchte Haut ganz sacht und genüßlich abrubbeln!! Das Eincremen hinterher kann man vergessen. Und alles ganz ohne Chemie.

    Das ist Luxus pur!

    „An meinen Körper laß ich nur….“ Nee, soll keine Schleichwerbung werden!
    Kennt ihr noch die Werbung mit den zwei Buchstaben?

    Also ich laß nur ´ran, was ich auch essen kann!!!!
    Auch das ist Minimalismus.

    Gruß! Aronie

    • Minimalismus21 sagt

      Hallo Aronie,

      ein schöner Gedanke, nur die Dinge an den eigenen Körper zu lassen, die man auch essen würde!

      Schon komisch, dass etwa dem eigenen Auto und dem, was man „hineintankt“, im Verhältnis oft höhere Aufmerksamkeit gewidmet wird ;-).

      Dein Tipp für ein alternatives Peeling klingt super – und lecker: kommt auf die To-do-Liste.

      LG
      M21.

    • Eleonore C. Schultz sagt

      Und selbst als Deo ist Natron super zuverlässig!
      Glasflasche mit Srüher,Rosen- oder anderes Wässerchen, Natron 1 oder 2 Löffelchen,ein paar Tröpfchen etherisches Lieblingsöl und fertig ist ein superreines Deo. Keine Chemie, toller Duft und kostet nicht viel!!!

      • Minimalismus21 sagt

        Das klingt so einfach und gut – jetzt gibt es keine Ausrede mehr, es nicht selbst zu probieren ;-).

        Herzlichen Dank für Deinen Tipp
        M21.

    • Minimalismus21 sagt

      Liebe Wolkenkönigin (was für ein schöner Name!), vielen Dank für diese Liste.

      Da werde ich mich doch gleich mal schlaumachen 🙂 .

      Herzliche Grüße
      M21.

  3. Es ist nie zu spät für einen Kommentar …

    Beeindruckend. Das, was Du hier beim Namen nennst, ist mir völlig entgangen.
    Aus Zeitgründen kam ich nur dazu über meine Verbannung der Plasteflasche zu schreiben.

    Aber heute morgen habe ich mein Geburtstagsgeschenk benutzt: Ein nobles Peeling „Energising Face Scrub“ – Der Inhaltsstoff acrylate copolymer dürfte so was Ähnliches sein, wie der Zahnarzt in die Löcher tut 🙂

    Das wusste ich bisher nicht, bzw. es hat mich nicht interessiert, da ich normalerweise Zucker verwende …

  4. niraff sagt

    Das würde ich nochmal recherchieren: „Moderne Kläranlagen können die weniger als fünf Millimeter großen primären Kunststoffpartikel nicht ausfiltern.“

    • Vielen Dank für Deinen Hinweis. Ich bin gespannt, welche Recherchekenntnisse du hast. Wir würden uns freuen, wenn Du sie uns hier mitteilen würdest.

      Ich möchte an dieser Stelle exemplarisch aus dem Artikel „Dirty washing“ aus dem New Zealand Herald (http://www.nzherald.co.nz/nz/news/article.cfm?c_id=1&objectid=10574019) zitieren, der bereits 2009 vor den Gefahren des Mikroplastiks gewarnt hat:

      „Of the treatment plants Browne (= Dr. Mark Browne (http://www.nceas.ucsb.edu/~browne/BrowneSite/Overview.html)) has looked at in Australia, Britain and America, none had mechanisms to ensure microplastic was removed from sewage. „It’s reasonable to postulate that small particles of plastic may be transported with waste water and subsequently enter aquatic habitats,“ says Browne.“

      Offensichtlich ist das Problem auch für die deutsche Politik 2014 immer noch aktuell, denn das bayerische Staatsministerium für Umweltschutz und Verbraucherschutz hat kürzlich zwei Studien zur Gefahr von Mikroplastik in Auftrag gegeben.
      Im entsprechenden Bericht (http://www.stmuv.bayern.de/umwelt/forschung/mikroplastik/index.htm) auf den Webseiten des Ministeriums findet sich u.a. folgende Aussage:

      „Da die Kunststoffpartikel in den Kläranlagen nicht abgebaut werden, gelangen sie von dort entweder in den Klärschlamm oder direkt in die Oberflächengewässer.“

      Für mich ist das keine überzeugende Lösung! Mindestens der größte Teil des Mikroplastiks wird nicht sachgerecht entsorgt. Aus diesem Grund sollte man meiner Meinung nach Produkte mit diesen Inhaltsstoffen meiden.

      Viele Grüße
      Herr M21er

    • Aronia sagt

      Hallo Ute,

      Im Zweifelsfall, nur Naturkosmetik. Und die ist recht teuer, zu Recht.
      Zahncreme gab ja schon zu meiner Kindheit in den 50ern. Aber Duschgel????
      Nee, da gab es die gute alte Seife!!! Und eine solche verwende ich! Allerdings aus
      reinem Olivenöl, a la marseillaise, im schönen Ligurien, in Imperia hergestellt.
      Duftet wunderbar nach Zitronen und pflegt die Haut. Seitdem nie wieder trockene
      Haut. Und nun zu den Zähnen: Natron!!! Auch zum Zähneputzen kann man es
      benutzen! Bürstchen einstippen, ein paar Tropfen bestes Olivenöl (gleicher Produzent
      wie Seife), einen Tropfen Pfefferminze oder Limonenöl und los geht’s!! Herrlich
      glattes Ergebnis. Ich machs nicht immer – aber immer öfter! Und ganz ohne Fluorid und Chemie! Viel Spaß beim Ausprobieren!

      Gruß aus dem Norden!

    • Hallo Ute,

      in der Online-Broschüre „Stoppt Mikroplastik in Alltagsprodukten“ des Bunds für Umwelt und Naturschutz (http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/meere/131119_bund_meeresschutz_mikroplastik_produktliste.pdf) findet sich eine ständig aktualisierte Liste mit Produkten, die Microplastik enthalten.

      Außerdem müssen diese Zusatzstoffe aufgelistet sein, hinter „Polyethylen“, „Polypropylen“ oder „Crosspolymeren“ verbirgt sich z.B. das Mikroplastik. Auch über die verschiedenen chemischen Bezeichnungen gibt die oben verlinkte Broschüre genau Auskunft:

      „PE Polyethylen
      PP Polypropylen
      PET Polyethylenterephthalat
      PES Polyester (Polyester-1; Polyester-11)
      PA Polyamid (Nylon-12; Nylon-6; Nylon-66)
      PUR Polyurethan (Polyurethan-2; Polyurethan-14; Polyurethan-35)
      EVA Ethylen-Vinylacetat-Copolymere
      PI Polyimid (Polyimid-1)
      ANM Copolymere von Ethylacrylaten oder anderen Acrylaten; Crosspolymere von Acrylaten“

      Gute Erfahrung haben wir mit den Produkten von „Alverde“ gemacht, die beim Drogeriemarkt „dm“ verkauft werden: Diese enthalten laut Hersteller keine „Inhaltsstoffe auf Mineralölbasis“, also auch kein Microplastik. Leider sind jedoch die Verpackungen aus Plastik… wie bei den meisten Pflegeprodukten.

      Grüße M21er

  5. Aronia sagt

    Und noch etwas zum Thema Natron: Passt zum Sommer! Schüssel, kühles Wasser, ein Esslöffel Natron, Pfefferminzöl, etwas Olivenöl und die Füße langsam eintauchen. Ist wie Kurzurlaub!! Und das ist Detox pur! Und die Füße sind unglaublich „glücklich“!!!

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