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Auszeit. Vom Faulenzen und Nichtstun

So fleißig und betriebsam der Mensch sein kann, so sehr sehnt er sich gleichzeitig nach Ruhe, Urlaub, Müßiggang, Freizeit, Beschränkung. Sprich: nach einer kurzen oder langen Auszeit. Ständig sind wir getrieben von dem Gedanken, in immer kürzerer Zeit immer mehr  schaffen zu müssen. Wer macht in solchen Momenten der mentalen und körperlichen Hetzjagd nicht gerne Pause? Der Begriff „Zeitwohlstand“ spiegelt dabei das wieder, was die Schnelllebigkeit um uns herum bewirkt: Statt Geld scheinen wir uns immer sehnlicher mehr Zeit für die „schönen Dinge“ des Lebens zu wünschen. Faulenzen und Nichtstun stehen dabei für vielerlei: an nichts denken, die Seele baumeln lassen, reisen und am Strand relaxen, die Gedanken befreien von stressgesteuerten To-do-Listen, keine wichtigen Entscheidungen treffen, sich in Ruhe und Wohlsein entspannen – fernab von Großraumbüro und entnervten Mitmenschen.

Freie Zeit in Szene gesetzt
Dem Empfinden von freier Zeit möchte eine Ausstellung im Sprengel Museum Hannover nachgehen. Unter dem Titel „Auszeit. Vom Faulenzen und Nichtstun“ werden etwa 120 Positionen aus dem Bestand des Hauses sowie ausgewählte Leihgaben zeitgenössischer Künstler gezeigt. Sie alle setzen sich in unterschiedlichen Medien wie Grafik, Fotografie, Skulptur, Malerei und Video mit dem Thema der freien Zeit auseinander. Zu sehen sind unter anderem die Schlafenden und Gähnenden von Künstlern wie Ernst Barlach, Pablo Picasso und Max Beckmann, die sich gemeinsam mit Ruhenden, Urlaubern und Müßiggängern von Boris Mikhailov bis Ernst Ludwig Kirchner in den Grafikräumen des Museums treffen.

Rudolf Jahns: Baltrum (1929). Foto: Sprengel Museum Hannover. Fotograf: Herling/Gwose, Sprengel Museum Hannover. © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Rudolf Jahns: Baltrum (1929). Foto: Sprengel Museum Hannover. Fotograf: Herling/Gwose, Sprengel Museum Hannover. © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Vier Freizeitverwendungen im Blick
Die Ausstellung folgt dabei keinem chronologischen, sondern vielmehr einem thematischen Faden. Er orientiert sich frei an den vier Freizeitverwendungen, die der Soziologie Rolf Meyersohn bereits 1972 modellhaft zusammenfasste: 1. Ruhe und Wiederherstellung der Kräfte (Schlafen, Liegen, Genesen), 2. Unterhaltung, Zerstreuung und Vergnügen (geselliges Beisammensein, Urlaub machen), 3. Selbstverwirklichung (etwa durch das künstlerische Tun) und 4. Erbauung (Müßiggang, Schlendern, Spazieren).

Die Exponate sind noch bis zum 30. August 2015 zu sehen. Weitere Informationen unter Sprengel Museum Hannover.

Öffnungszeiten
Montag geschlossen.
Dienstag, 10-20, Mittwoch bis Sonntag, 10-18 Uhr.

Beitragsbild
Arno Fischer: Berlin Ost (1957). Foto: Sprengel Museum Hannover. Fotograf: Herling/Gwose Werner, Sprengel Museum Hannover. © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

2 Kommentare

  1. Wolf sagt

    Interessant. Ich musste gerade feststellen, dass das letzte Wochenende mit Camping am See alle Kategorien des Soziologen erfüllte:
    1. Ruhe und Wiederherstellung der Kräfte (Schlafen, Liegen, Genesen) -> in der Sonne liegen
    2. Unterhaltung, Zerstreuung und Vergnügen (geselliges Beisammensein, Urlaub machen): mit Freunden campen
    3. Selbstverwirklichung (etwa durch das künstlerische Tun): Fotos von Tieren, Landschaft und Sternenhimmel machen, zusammen fotografieren lernen
    4. Erbauung (Müßiggang, Schlendern, Spazieren): passt auch noch in die Suche nach Fotomotiven hinein

    Spannend, wie man 5km von zuhause weg, für nur 10€ am Tag, anscheinend die optimale Freizeit verbringt.

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