Alle Artikel in: Nachlese & Seitenblicke

Kinostart: Raus. Walden für die Generation Z

Glocke (Matti Schmidt-Schaller) gehört zur „Generation Z“. Zu einer Generation, die nach 1995 geboren worden ist und die es als normal empfindet, „Serien bei Netflix zu gucken, Musik zu streamen, sich die Weltlage von YouTubern und alle anderen Probleme von Google erklären zu lassen.“ Und Glocke ist dagegen. Gegen Kapitalismus, gegen globale Ungerechtigkeit, gegen Umweltverschmutzung und gegen Tierversuche. Ein wirklicher Weltverbesser oder Aktivist ist er allerdings nicht. Aber einer, der irgendwie dagegen drücken möchte in einem System, in dem die falschen Menschen am Drücker sind. Spontan schließt er sich deshalb einer Gruppe Fremder an: fünf Jungen und Mädchen, die sich im Internet verabredet haben, darunter Judith (Milena Tscharntke) alias Pornoqueen. Motto der „grünen“ Influencerin: Kickstarte uns, wir ficken dagegen an. Gemeinsam folgen sie dem Ruf eines Unbekannten namens „Friedrich“, der in den Bergen lebt und in der Rückbesinnung zur Natur den Weg in die Zukunft sieht. Ein moderner Henry David Thoreau, welcher den Jugendlichen im Internet ein analoges Walden im digitalen Zeitalter verspricht, einen Sehnsuchtsort und Gegenpool zur alltäglichen Wüste aus Langeweile und unsinnigem Zeitvertreib. …

Fast Fashion. Mode am Scheideweg

Immer schneller, immer billiger. Die internationale Textilindustrie ist alles andere als minimalistisch. 2018 wurden 62 Millionen Tonnen an Kleidung hergestellt. Für 2030 soll sich deren Anzahl bereits auf 102 Millionen belaufen. Das entspricht 500 Milliarden T-Shirts. Kann eine solche Menge überhaupt fair produziert werden? Definitiv nicht, sagt Kirsten Brodde, Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Als Konsumenten müssen wir einerseits „runter vom Tempo“ und andererseits ein neues Verhältnis zu unserer „zweiten Haut“ entwickeln. Und das ist nicht gleichzusetzen mit „nackt und barfuß laufen“, beruhigt Brodde. Modefahrplan gegen Wegwerfmode Zusammen mit dem Blogger Alf-Tobias Zahn (Großartig) hat die promovierte Mittfünfzigerin einen Guide für all diejenigen geschrieben, die Wegwerfmode satthaben. Einfach anziehend (oekom Verlag) möchte in 10 Schritten zum öko-fairen Kleiderschrank führen und gleichzeitig Awareness für die Missstände innerhalb der Textilindustrie schaffen. Einen ersten Einblick ins Thema gab die Autorin bei der Nacht der Umwelt im Münchner Klimaherbst 2018 – und fesselte das Publikum von Beginn an mit schockierenden Zahlen. So habe sich etwa von der Jahrtausendwende bis 2016 der Konsum von Kleidung verdoppelt, jedoch die Tragezeit halbiert. Heute …

Rente mit 40? Frugalismus als Lebensmodell

Michael lebt schon immer relativ sparsam und minimalistisch. Deshalb stand ihm sogar zu Studentenzeiten trotz wenig Arbeit stets ausreichend Geld zur Verfügung. Im Laufe der Jahre hat er sich dennoch gefragt, warum Menschen mit dem Drei- oder Vierfachen seines Einkommens oft Geldprobleme aufweisen. Schließlich traf er vor Jahren einen englischen Aussteiger in Indien. Nach eigenen Aussagen hatte dieser sich 200.000 Euro erwirtschaftet, dann aber das Berufsleben nicht mehr ausgehalten. „Er rechnete mir vor, wie lange er mit diesem Betrag in Indien leben könnte. Aber auch seine Geldquelle war endlich“, erinnert sich der Münchner. „Durch Zufall bin ich vor einiger Zeit auf die Szene der Frugalisten gestoßen. Frugalisten leben einen bescheidenen Lebensstil und versuchen, einen Großteil ihres Einkommens zu sparen, um nach einiger Zeit von den Zinserträgen des angelegten Kapitals leben zu können.“ Dem Enddreißiger leuchtete dieses Lebensmodell schnell ein, umso mehr, da er selbst nicht sonderlich viel Wert auf Luxus legt und bescheiden lebt. „Macht man sich von übermäßigem Konsum frei, muss man auch wenig für den wenigen Konsum arbeiten. Oder man legt eben das …