Alle Artikel mit dem Schlagwort: Bewusstmachen

La Pavoni. Design-Minimalismus & Genuss

Coffee to go im Plastikbecher? Espresso aus Kaffeekapseln? Sowas gibt es bei uns nicht! Aber – ich gestehe – ohne Kaffeegenuss kann ich meinen Alltag nicht bestreiten… maßvoll konsumiert liebe ich das schwarze Gold aus der Tasse. Weil meine in die Jahre gekommene halbautomatische Espressomaschine eine Generalüberholung benötigt, habe ich eine 25 Jahre alte Maschine aus dem Besitz meiner Familie wiederbelebt. Und mich sofort neu in diese wundervolle Designikone verliebt. La Pavoni Professional – keine Schönheit, aber reduziert auf das Wesentliche. Kein technischer Schnickschnack, sondern einfach(e) geniale Mechanik. Keine Chance für geplante Obsoleszenz: Alle Bauteile können repariert oder ersetzt werden. Funktionaler Design-Minimalismus. Und das fast unverändert seit 1974. Seitdem sie die letzten Jahre ungenutzt bei meinen Eltern eingelagert war, stand immer wieder die Frage im Raum: Was soll mit ihr geschehen? Verkauf bei Ebay? Verschenken? Allen Entrümpel-Vorsätzen zum Trotz habe ich die Pavoni übernommen, stundenlang entkalkt und poliert. Jetzt erstrahlt die alte Dame in neuem Glanz. Mit ihr Espresso zu kochen, ist sehr aufwendig. Aber genau das hat für mich seinen Reiz. Kaffeegenuss wird hier …

transform. Magazin für das gute Leben

Ich mache irgendwas mit Medien. Beruflich. Im Hintergrund meines Arbeitgebers steht ein großer Verlag. Diskussionen um neue Erlösmodelle, um Paywalls, verändertes Konsumentenverhalten und die als selbstverständlich angesehene Gratis- bzw. Kostenloskultur im Internet sind mir nicht fremd. Der damit einhergehende Mentalitätswandel vieler Endverbraucher beschneidet nach meiner Ansicht jedoch einen zentralen, gesellschaftlichen Punkt: die Pluralität unserer Informationslandschaft. Wer keine müde Mark für gut recherchierte Artikel ausgeben will, vergisst in letzter Konsequenz die Menschen dahinter – Journalisten, Redakteure, freie Autoren, Lektoren, Grafiker, Fotografen und all diejenigen, die am Monatsende von ihrer Arbeit leben und die Miete bezahlen müssen. Alleine über Anzeigen und Werbung ist dieses Dilemma in den meisten Fällen schon lange nicht mehr zu lösen. Einzelnen Printprodukten wie Tageszeitungen, aber auch Programm- und Jugendmagazinen  geht es vor diesem Hintergrund „heftig an den Kragen“. Wer grundsätzlich nicht für journalistische Inhalte (im Internet) bezahlen möchte, muss in Zukunft vielleicht auf seine Lieblingslektüre verzichten. Eine unfreiwillige Form von Minimalismus. Umformen beginnt im Kopf Umso mutiger ist es, wenn Blattmacher einen anderen Weg gehen. In diesem Fall sind es Richard Gasch …

Antiker Minimalismus? Weltkulturerbe Pompeji

Ein heißer Sommertag am Golf von Neapel. Man schreibt das Jahr 79 n. Chr. In den Straßen von Pompeji herrscht emsiges Treiben. Das letzte für viele Jahrhunderte: Am 24. August schickt der Ausbruch des Vesuvs die antike Stadt in einen konservatorischen Dornröschenschlaf. Und mit ihr etliche Bewohner. 1936 Jahre später. Es ist ein warmer Mittwoch im Frühling 2015. Ich sitze mit Herrn M21er auf einem Holzstamm in der Via di Castricio und blicke auf das alte Amphitheater. Die langsam untergehende Sonne taucht mein Gesicht in ein sanftes, gelbes Licht. Obwohl die ursprüngliche Vegetation bei der Naturkatastrophe verbrannt ist, bin ich von sattem Grün umgeben. Archäologen haben u.a. Samen sowie Pollen analysiert und verkohlte Früchte gefunden. Dadurch ließen sich Gärten und mit ihr die Blütezeit von Pompeji rekonstruieren. Seit über dreißig Jahren träume ich von diesem An- bzw. Augenblick, nachdem ich als Kind das „Was ist Was“-Buch über versunkene Städte gelesen habe. Das war 1983. Die Ausgabe besitze ich immer noch. Untergegangen, um zu bleiben Die Tragödie, die – neuen Schätzungen zufolge – etwa 2.000 Menschen …