Alle Artikel mit dem Schlagwort: Postwachstumsökonomie

Geschichten aus der großen Stadt 5: Teilen macht glücklich

Was für eine coole Aktion: Mit seinem „Karmaticket“ bringt ein Nürnberger Student den Bürokratenschimmel des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN) auf Trapp. Warum? Er fordert seine Mitfahrer auf, Einzelfahrkarten mit anderen zu teilen. Schließlich ist man nur selten wirklich die gesamten 90 Minuten unterwegs. Man könnte also ein noch gültiges Ticket einfach weitergeben. Dass das nicht erlaubt ist, steht ja so ausdrücklich nicht auf dem Schein… Deshalb hat der findige Student eine Tickettasche zum Selbstbasteln gestaltet, die man in den Bahnhöfen aushängen kann. Teilen leicht gemacht. Wäre da nicht der VGN. Der findet diese Idee einer gelebten Sharing-Community gar nicht lustig. Denn natürlich ist eine Fahrt juristisch an eine Person gebunden, wie die Verantwortlichen deutlich angesäuert der Süddeutschen Zeitung erklären. Ob man nun rechtliche Schritte einleite, habe man aber noch nicht geprüft. Was für ein wunderbares Beispiel gelebter Alltagsanarchie! Doch warum eigentlich nicht? Einfach mal den Grundgedanken dieser Aktion weiterdenken… Wäre es nicht möglich, den öffentlichen Nahverkehr in den Großstädten zum Allgemeingut einer Sharing-Ökonomie zu machen? Ein kostenloses Ticket für alle würde sicherlich einen großen Anreiz …

Geschichten aus der großen Stadt 3: Giesinger Bräu

„Mia san Bier“ – das klingt nach weiß-blauem Lokalpatriotismus, nach „Laptop und Lederhose“, auf ewig christlich-sozial und wem`s ned passt, der ko si schleicha… Bevor selbst der geneigte Leser jenseits des Weißwurst-Äquators das Weite sucht – nein, dahinter verbirgt sich keine Bayerntümelei, sondern eine Münchner Stadtteilbrauerei, die seit 2003 den globalen Biergiganten trotzig und erfolgreich die Stirn bietet. Entstanden aus einer Bierlaune, brauen die Mitarbeiter um Geschäftsführer Steffen Marx für den lokalen Gebrauch in umgebauten Garagen in Untergiesing. Nachdem sich die großen Münchner Brauhäuser teilweise im Wettlauf um globale Präsenz übernommen und ihre Eigenständigkeit weitgehend verloren haben, stellt das Giesinger Bräu damit die zweite Privatbrauerei Münchens nach Augustiner. Ein Paradebeispiel für regionales Wirtschaften! Verkauft wird am Hof und in kleinen privaten Getränkemärkten. Außerdem werden ausgewählte Münchner Kneipen beliefert. Diese kurzen Transportwege innerhalb der Stadt sind alleine schon deshalb notwendig, weil die „Untergiesinger Erhellung“ – ein unfiltriertes und nicht pasteurisiertes naturtrübes Kellerbier – nur drei Monate haltbar ist. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern, obwohl die Brauerei im Herbst 2014 in ein neues Gebäude …

Darf’s ein bisschen weniger sein? Ein Abend mit Niko Paech

Postwachstumsökonomie: Prof. Dr. Niko Paech auf der Grünen Bühne. Ein Abend, zwei Perspektiven. Eine Nachlese von M21 und Herr M21er. Nachlese M21 Niko Paech ist Volkswirtschaftler. Als solcher kennt er die Spielregeln der Wirtschaft ganz genau. Der Ökonom, Gastprofessor und Autor weiß: Dieses System ist an den Wachstumsglauben gekoppelt. Trennen wir Wirtschaft und Wachstum, müssen wir in erster Linie über Lebensstile sprechen. Und sprechen wollte man an diesem Abend auf der ausverkauften „Grünen Bühne“, eine Veranstaltung von Green City e.V. München. Über materielle Selbstverwirklichung, Gegenentwürfe und Lösungsansätze sowie über den Wohlstand der Nationen. Kollektive Entgrenzung Erste bittere Erkenntnis: Es ist eine Form der Entgrenzung, die uns reich gemacht hat. Beispiel gefällig? An der Herstellung eines Gegenstandes sind heutzutage dutzende Produzenten beteiligt, die sich alle auf einen Teilprozess spezialisiert haben. Auf diese Weise lassen sich die Produktionsorte dorthin verlagern, wo es billig ist – zum Beispiel in Länder, in denen Kinderarbeit kein Problem darstellt. Ist die Ware schließlich beim Konsumenten angekommen, soll diese möglichst schnell „vernutzt“ werden. Also, lieber Leser, sei kooperativ! Denn der Mensch agiert …