Alle Artikel mit dem Schlagwort: Sammeln

Medienkonsum und Minimalismus

Manchmal komme ich mir vor wie ein analoges Fossil. Vielleicht liegt es an meiner Sozialisation in den 80er Jahren des letzten Jahrtausends, dass ich immer noch an haptischen Dingen hänge. Und damit meine ich in diesem Fall Ton- und Bildträger jeglicher Art (und Bücher natürlich). Ich besitze viele Schallplatten, einige Kassetten, DVDs und vereinzelt sogar noch Videokassetten mit Filmen, die ich sonst nicht mehr bekommen würde… Gleichzeitig haben wir – sicherlich später als viele andere – die Vorzüge von Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime kennen und schätzen gelernt. Früher musste man genau planen, um den Lieblingsfilm auf VHS zu verewigen – so er denn endlich ohne Werbung in der ARD, dem ZDF oder bei uns in Bayern auf ORF lief. Oder relativ viel Geld für eine Kauf-VHS-Kassette ausgeben. Und hatte man es sogar geschafft, eine ganze Serie lückenlos auf Band aufzunehmen – bei mir war das seinerzeit „Irgendwie und sowieso“ – war man der Held im Freundeskreis und das Band machte leihweise seine Runde, was der ohnehin schlechten Qualität der Longplay-Aufnahme nicht besonders zu …

Kinostart: Draußen

Presley und Pilze. Musik und Buch. Für Elvis und Matze sind das überlebenswichtige Besitztümer. Dinge, auf die sie nicht verzichten können und wollen. Elvis, der sich so nennt wie sein gleichnamiges US-Idol, findet in den Liedern der Rock- und Poplegende Halt: Das Anhören der Songs „bringt einen immer wieder auf Stimmung, auch wenn man – auf Deutsch gesagt – am Boden liegt“, sinniert er. Und am Boden lag der Mann mit dem Ausdruck gelebten Lebens in den vergangenen Jahren sehr oft. Im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Denn Elvis ist obdachlos. Genau wie Matze, ein junger Mann mit sensiblen Gesichtszügen, der zu seinem überschaubaren Hab und Gut unter anderem ein Buch über Essbares aus der Natur zählt. Wenn es um das nackte Überleben in Wald und Flur geht, ein unermesslicher Schatz; und seit einer Pilzvergiftung in der persönlichen Bedeutung noch gestiegen. Beide Männer sind Protagonisten und Porträtierte im Dokumentarfilm von Johanna Sunder-Plassmann und Tama Tobias-Macht, der am 30. August bundesweit in den deutschen Kinos startet. Draußen begleitet insgesamt vier Männer, die auf der Straße leben …

Herr der Dinge. Eine Minimalismus-Trilogie

 „Alles was du besitzt, besitzt irgendwann dich.“ Es gibt nur wenig Zitate, die das Verhältnis zu meinem Hab und Gut treffend(er) beschreiben. Kaum zu glauben, dass es über 15 Jahre her ist, seit Fight Club über die Kinoleinwand flimmerte. Damals war ich noch weit davon entfernt, mein Leben minimalistisch zu gestalten: Ich steckte mitten im Studium. Meine finanzielle Situation erlaubte mir weder große materielle Sprünge noch übermäßige Hamsterkäufe. Schnäppchenjagden auf dem Flohmarkt waren ein probates Mittel, um meinen kargen Geldbeutel zu schonen. Retrospektiv betrachtet stellen sie eine wichtige Phase meiner  Konsumsozialisation dar, die ich nicht missen möchte. Alles hat eben seine Zeit. Was ich 1999 noch nicht wusste: Alles was du hast, hat irgendwann dich. Was ich mich kurz vor der Jahrtausendwende noch nicht fragte: Besitze ich die Dinge oder besitzen die Dinge mich? Und was ich erst 2015 lernte: Man kann die Dinge nicht konservieren. Eine Trilogie der Erkenntnisse. 1. Alles was du hast, hat irgendwann dich. Jede Minimalistin und jeder Minimalist weiß sofort, was ich meine. Nehmen wir dennoch ein Paradebeispiel wie die …