Monate: Januar 2016

„The True Cost – Der Preis der Mode“

Kleidung ist ein Ausdruck unserer Individualität. Kulturgeschichtlich sprechen Historiker über sie zurecht als „Spiegel der Gesellschaft“ – man denke beispielsweise an Marie Antoinette, die  als „Mode-Märtyrerin“ und -ikone ihrer Zeit gilt. Die Königin ließ ihre Garderobe nach aktuellen stadtbürgerlichen und englischen Vorbildern herstellen und avancierte damit zum Dauergesprächsthema. Der Vorwurf: Die angeblich sehr kostbaren und freizügigen Gewänder entsprächen nicht der traditionellen höfischen Norm, so Marita Bombek in ihrer Arbeit mit dem (vielver-)sprechenden Titel Kleider der Vernunft. Um Vernunft oder vielmehr um den Verlust derselben geht es auch im Dokumentarfilm The True Cost – Der Preis der Mode, der am 21. Januar in den deutschen Kinos startete: parallel zur Berlin Fashion Week. Fast Fashion Wir denken, wir sind reich. Sehr reich, weil wir uns viel kaufen können. Viel, das heißt in diesem Fall – oder besser noch in diesem Film – Klamotten. Für sie ist offenbar immer Geld da. Zu jedem Anlass ein neues Outfit? Zu jeder Party? Kein Problem! Denn während essentielle Dinge wie eine Lebensversicherung oder ein Studium teurer geworden sind, scheint es für Kleidung …

My home is my hotel

Meike Winnemuth hat eine Vorbildfunktion für mich. Eine – wie sie unlängst in einem Interview sagte – „Schreiberin, die sich und den Rest der Welt unterhält.“ Flächendeckende Bekanntheit erlangte die ehemalige Vizechefin der Cosmopolitan im Herbst 2010. Da gewann sie bei Günther Jauchs Quizshow „Wer wird Millionär“ 500.000 Euro. Das große Los. Was folgte, waren Weltreise, Blog, Nominierung für den Grimme Online Award etc. Den Aussortierern, Minimalisten, Entrümplern und Downshiftern dürfte die Hamburgerin noch samt blauem Kleid in Erinnerung sein. Das trug sie jeden Tag. Ein ganzes Jahr. Nachzulesen auf ihrem Online-Tagebuch. Ein Versuch zwischen „Verzicht und Bereicherung, Reduktion und Kreativität“. Parallel dazu verließ jeden Tag ein Gegenstand ihr Leben, wurde verkauft, verschenkt, weggeworfen: „Und tschüss“ eben. Den Minimalismus21-Lesern sei flankierend dieses Interview empfohlen. Einführungstext und Eigen-PR off. Weniger Farbe in meinem Leben Jedenfalls hat sich Winnemuth in ihrer wöchentlichen stern-Kolumne einmal die Frage gestellt, warum unsere Wohnungen immer mehr Hotels ähneln. Die Selbstbeschreibung der eigenen Behausung gab’s gleich dazu. Und so ist zu lesen, dass frau beim Einrichten und Ausbauen all das übernommen habe, …

Auslese: Die Zeit, die wir hatten

Alles im Leben hat seine Zeit, sagt der Volksmund. Mir fällt das momentan ganz besonders beim (Aus-)Sortieren meiner Bücher auf. Diese entstammen – grob gesagt – aus drei verschiedenen „Herkunftsquellen“: Neu gekauft, gebraucht erworben, geschenkt bekommen. Besonders bei den beiden letztgenannten Quellen liegt jedoch der literarische Hund begraben. Und mit ihm die Erkenntnis: Ein Großteil meiner Bibliothek wird, soll, kann, darf und muss mich verlassen. 1. Konsumfalle „Schnäppchen“ „Rabattschilder sorgen dafür, dass wir weniger nachdenken“, so Gehirnforscher Bernd Weber vom Bonner Center für Economics und Neuroscience in einem aktuellen Focus-Artikel. Das gilt meiner Meinung nach auch für Gebrauchtwaren. In meiner Konsumsozialisation spielten Flohmärkte viele Jahre eine große Rolle. Ein Überangebot an Schnäppchen hat meinen studentischen Geldbeutel seinerzeit geschont, aber gleichzeitig mein Bedürfnis nach medialer Zerstreuung befriedigt; ein gewisses Besitzstandsdenken inklusive. Rückblickend stelle ich fest: Ich bin oftmals sehr unkritisch gewesen und habe auch Lesestoff mitgenommen, den ich zum Originalpreis niemals gekauft hätte. Womit wir auch auch schon bei Punkt 2 wären. 2. Interessen ändern sich Ich bin kein großer Freund von Belletristik (mehr). Und habe …