Monate: November 2016

Nachlese: Zero Waste Home (Bea Johnson)

Jede Geschichte hat irgendwann ihren Anfang genommen. Auch die von Bloggerin Bea Johnson. Die gebürtige Französin führte ohne Zweifel das, was man den amerikanischen Traum nennen kann. Oder ein Leben im Überfluss. Je nach Betrachtungsweise: 280m²-Haus, zwei Autos, begehbare Kleiderschränke, Koi-Fischteich und eine 240-Liter-Tonne Müll wöchentlich obenauf. Finanzielle Probleme? Fehlanzeige! Wie Johnson schonungslos ehrlich zugibt, zog das Leben lange Zeit ohne Anstrengungen vorbei und spendierte ihr alle Annehmlichkeiten der modernen Welt. Nach Jahren der gesättigten Sesshaftigkeit in Kalifornien dann jedoch die erschreckende Erkenntnis: Ihr Mann und sie hatten zu viel Wert auf materielle Dinge gelegt. Ein Schock und zugleich eine Trendwende, die fast so radikal kam bzw. war wie die Einkauftrips davor. Bea und ihr Mann Scott zogen den Konsumstecker und entsagten nicht nur gedankenlosen Alltagsentscheidungen, sondern auch 80 Prozent ihres Besitzes. Der Wendepunkt ging mit einem aktiven „Nachhaltigkeitsmantra“ aus fünf Säulen einher. Refuse, reduce, reuse, recycle, rot, also ablehnen, reduzieren, wiederverwenden, recyceln, verrotten, was aus dem Haus der Johnsons ein Zero Waste Home machte. Über ihre Erfahrungen hat die Mutter zweier Söhne einen umfangreichen …

#MoreMoments 3: Zeit statt Zeug

Black Friday, 1. Advent, Vorweihnachtszeit. Nur ein paar Gründe, warum sich viele Menschen in den kommenden Tagen und Wochen zu wahren Shopping-Exzessen hinreißen lassen. Doch es gibt kluge, reichweitenstarke Gegenbewegungen wie den sog. „Kauf-Nix-Tag“ oder die Initiative Zeit statt Zeug. Minimalismus21 hat mit Nanna Beyer gesprochen, Director Shared Value bei der Wiesbadener Kreativagentur Scholz & Volkmer. Zusammen mit Geschäftsführer Michael Volker entwickelt bzw. realisiert das Team regelmäßig Ideen und Projekte, bei denen die Themen Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung im Fokus stehen. Zeit statt Zeug ist ein solches Agentur-Projekt, das seit 2012 für eine besondere Art des Schenkens plädiert: gemeinsame Zeit. Wie seid Ihr auf die Idee von Zeit statt Zeug gekommen? Eigentlich aus einem anderen Projekt „CO2nachten“ heraus, das wir im Dezember 2011 bei Scholz & Volkmer umgesetzt haben. Der Ausgangspunkt für „CO2nachten“ war, dass wir alle zur Weihnachtszeit und während der Feiertage viel mehr CO2 produzieren als sonst. Das wollten wir ändern und haben zusammen mit dem BUND eine Online-Plattform entwickelt, auf der Nutzer verschiedene Alltagsaktionen zur CO2-Reduktion verschenken konnten. Doch auch wenn die …

Nachlese: Slow (Winfried Hille)

Winfried Hille hat keine Zeit. Der Gründer von bewusster leben und Publizist von Vegetarisch glücklich kennt das, was man im Volksmund ein „Leben im Hamsterrad“ nennt. Bevor er seinen Alltag neu gestaltete und sein Leben entschleunigte, war der studierte Germanist und Pädagoge viele Jahre leitend in der Verlagsbranche tätig. Die neue Maxime seines Handelns: Slow, ein kluges Plädoyer für mehr Langsamkeit im täglichen Dasein, ein Aufruf zum Widerstand und zugleich ein Antibuch. Geschrieben als wohltuendes Pendant gegen die üblichen Ratgeberlektüren des 21. Jahrhunderts, die ihre Sinnhaftigkeit im Optimieren von Zeit verstehen. Aber selten darin, wie wir diese qualitativ erleben und empfinden. Kein Wunder also, dass der Autor bereits in der Einleitung den Finger in die Wunde der (meisten) Leser legt. Frei nach dem Motto: Eigentlich „haben Sie gar keine Zeit, sich auf dieses Buch einzulassen“, stimmt’s? Über die Kunst, nichts zu tun Wer sich dennoch auf Slow einlässt, der wird belohnt. Hille zeigt anhand zahlreicher historischer Beispiele, dass die Menschen schon immer eine Beschleunigung ihrer Zeit erfahren haben. Das Paradoxe ist nur: Der moderne Homo sapiens …