Alle Artikel mit dem Schlagwort: Wegwerfgesellschaft

Nachlese: Herrschaft der Dinge (Frank Trentmann)

Wie schreibt man eigentlich Konsumgeschichte in einem Zeitalter, in dem wir von einem stetig wachsenden Berg von Dingen umgeben sind? Vielleicht als Geschichte eines Beziehungs- bzw. Bedeutungswandels, als Historie der Veränderung und als Beitrag zu einer historischen Debatte. Letztgenannte begann übrigens nicht erst im 21. Jahrhundert, wo sich – so der deutsche Historiker Frank Trentmann (Professor für Geschichte am Birkbeck College der Universität London) – zwei Lager gegenüberstehen und mit ihm zwei Arten von Konsumenten. 1. Der passive, durch Kaufen, Billigkredite, Markenbildung und Werbung gelangweilte Konsument. 2. Der demokratische Wohlstandsbürger, der als Teil des Marktes unbehelligt seiner Wahlfreiheit frönt, Kinder und ältere Menschen als besondere Zielgruppen mitgedacht. Egal, wie die persönliche Einordnung ausfällt: Einkaufen und Konsumieren sind keineswegs Akte geistloser Akkumulation, sondern haben identitätsbildenden Charakter. Menschen finden sich, das zeigen anthropologische Studien in Überflussgesellschaften, in ihren Besitztümern wieder und drücken sich durch sie aus. Dazu gehört auch, Dinge zu personalisieren und sich eine Erinnerungskultur zu schaffen, etwa wenn Materielles von Generation zu Generation weitervererbt wird. Im 15. Jahrhundert genauso wie heute. Erwerb, Nachschub, Verbrauch Aus …

SirPlus: Crowdfunding für Food-Outlet

11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen allein in Deutschland pro Jahr in der Mülltone. Ihr Wert: ca. 25 Milliarden Euro. Minimalistisch ist das nicht. Nach Angaben der Verbraucherzentrale müssten für ihren Transport 440.000 Sattelschlepper beladen werden. Würde man die Fahrzeuge hintereinander stellen, ergäbe dies eine Strecke von Oslo nach Lissabon. Und zurück. Zur massiven Verschwendung tragen sowohl Konsumenten als auch Produzenten bei. Lebensmittelindustrie revolutionieren, Nahrungsmittelretten normalisieren Raphael Fellmer möchte das ändern. Der Mitgründer von foodsharing.de plant in Berlin ein „Food-Outlet“ zu eröffnen. Die Mission: Lebensmittel, die abgelaufen sind oder nicht der „Norm“ (zu klein, zu krumm, zu irgendetwas) entsprechen, sollen hier mit einem Rabatt von bis zu 70 Prozent in den Handel zurückgeführt werden; Lieferservice inklusive. 20 Prozent der geretteten Lebensmittel will man an soziale Projekte spenden und entsprechend verteilen. Name der Einrichtung: SirPlus. Das Konzept haben Fellmer und seine beiden Mitstreiter – Umweltingenieur Martin Schott und Digital-Unternehmer Alexander Piutti – in mehrmonatiger Kooperation mit führenden Großhändlern und Lebensmittel-Logistikern entwickelt. Doch damit nicht genug. „Im zweiten Schritt wird SirPlus einen digitalen Marktplatz aufbauen, um Angebot und …

#MoreMoments 1: Kleider für Julia

Ein Kleidungsstück wird nicht einfach im „Laden geboren“. Von der Idee bis zum fertigen Stück sind viele Arbeitsschritte notwendig. Wer keine Lust auf Fast Fashion und billige Wegwerfmode hat, ist bei Andreia genau richtig. Seit zwei Jahren schneidert die Portugiesin fast alles komplett selbst – und lässt andere Menschen im Internet daran teilhaben. Auf Kleider für Julia gibt es kostenlose Videoanleitungen zum Thema: vom eigenen Schnitt bis zur maßgeschneiderten Garderobe. Das gefällt mittlerweile nicht nur ihrer neunjährigen Cousine Julia, die als Inspiration und Namensgeberin indirekt Teil des Kanals ist. Mit Minimalismus21 hat Andreia über ihre Leidenschaft fürs Nähen, den Wert von Mode und ihre Abneigung gegen Billigketten gesprochen. Wann hast Du das Nähen für Dich entdeckt? Ich fand Nähen schon immer spannend. Als ich zehn Jahre alt war, hatte mir eine Bekannte unserer Familie – die zugleich Schneiderin war – beigebracht, wie ich die Kleider von meinen Puppen durch Abnäher besser an ihre Körper anpassen kann. Das hat mich sehr beeindruckt! Ich habe weiter genäht, aber immer nur gelegentlich mit der Maschine meiner Mutter. Als …