Monate: Januar 2013

Sammler und Minimalist – ein Widerspruch?

Ich bin Sammler. Seit ein paar Jahren sind Armbanduhren das Ziel meiner Leidenschaft. Ich kenne nur zu gut das Gefühl, etwas unbedingt haben zu wollen. Es hat mich oft zu teuren Käufen verleitet. Doch aufregend und besonders war nur die Anschaffung meiner ersten hochwertigen Uhr. Wie im Rausch folgten weitere Exemplare. Aber dieses intensive Gefühl von Glück stellte sich nicht mehr ein. Welche Konsequenz zöge ein Minimalist, ein Mensch, der sich auf die wahren Bedürfnisse konzentriert, aus dieser Misere? Das Sammeln aufgeben? Sich nach neuen Sammlungsobjekten umsehen? Alles wieder verkaufen? Ich bin meiner Leidenschaft treu geblieben, denn man kann Minimalist und Sammler zugleich sein! Heute jedoch hat sich mein Blickwinkel verändert. Ich versuche, die angeschafften Uhren viel intensiver zu nutzen, statt immer auf der Suche nach einem noch aufregenderen Modell zu sein. Seitdem ich diese Getriebenheit abgelegt habe, kann ich meine kleine Sammlung richtig genießen. Besonderheiten entdecken, wie die alte Uhr meines schon lang verstorbenen Großvaters: materiell wertlos und aufgetragen, aber trotzdem ein ideeller Wert für mich. Ihre handwerkliche Aufarbeitung erfreute mein Herz mehr als …

Der Abzug der Parade

Meine Oma sprach von ihrem Nippes immer als ihrer „Parade“. Diese stand in Reih und Glied auf der „Kredenz“, einer dunkelbraunen Anrichte im Wohnzimmer. Jedem neuen Besucher präsentierte sie voller Stolz die bunte Ansammlung unterschiedlichster Gegenstände in allen Formen, Farben und Größen. Meine eigene Parade hat dagegen zum Teil lange Zeit im Verborgenen verbracht. Dort wartete sie nur auf einen günstigen Moment, um wieder ein Mitglied in ihre Reihen aufnehmen zu können. Im Laufe der Zeit entstanden so kleinere und größere Kolonien, die den Namen „Zierde“ jedoch nicht annähernd verdienten. Ein Schlachtplan musste her. Codename: „Minimalismus“. Taktik: Eliminierung und Aushungern der Mitglieder auf der einen, Abwehr und Abweisung potentieller Neuankömmlinge auf der anderen Seite. Jüngstes Beispiel: Die Ansammlung an geschenkten und selbst gekauften Cremes, Lotions, Emulsionen und Co. Auch wenn die Haut das größte Organ des Menschen sein mag – so viel Balsam tut nicht einmal der Seele gut.

Beschränkung = Bewusstmachung?

Herr K. sagt immer: „Sie müssen sich beschränken. Ihre Interessen verteilen sich auf zu viele Gebiete.“ Warum eigentlich, frage ich (mich). Ist es so vermessen, mehr vom Leben zu wollen, das Beste aus jedem Tag herauszuholen? Nein, das sicherlich nicht. Doch wer sich auf wenige Bereiche konzentriert, hat eine größere Chance, bestimmte Dinge bewusst(er) wahrzunehmen und zu lernen. Dabei ist das Bewusstmachen wie eine Reise mit kleineren und größeren Zwischenstopps. Wo ich heute noch verweile, darauf vermag ich morgen schon zurückzublicken. Herr F. sagt immer: „Alle fünf Jahre muss ich etwas Neues machen. Neuer Job, neues Umfeld, neues Hobby.“ Die letzten Jahre ist F. passionierter Taucher gewesen – eine Leidenschaft, auf die er sich voll und ganz konzentriert hat. Sein persönliches Highlight: ein langer Tauchgang begleitet von einem Delphinschwarm. Das, sagt Herr F., lässt sich für mich nicht mehr toppen. In Zukunft will er sich ganz dem Fliegen widmen. Zumindest für das nächste halbe Jahrzehnt.