Papier ist geduldig, sagt man. Papierstapel auch, behaupte ich. Warum ich diese Aussage so selbstsicher vertrete? Weil ich ganze 20 kg nach langjähriger Lagerzeit entsorgt habe. In Worten: Zwanzig Kilogramm.
„Oh“, werdet Ihr jetzt sagen, „ah“ denken, „hm, hm“ vor Euch hinmurmeln und am Ende vielleicht fragen: „Wie konnte es dazu kommen?“ Um ehrlich zu sein: Manchmal werden Dinge einfach zum Selbstläufer. Oder sollte ich besser schreiben zu Gewohnheiten? Nun, eine meiner langjährigen Gewohnheiten ist war es, gepressten Zell- bzw. Holzstoff für eine mögliche Zweitverwertung aufzuheben, für Schmier- und Notizzettel, Probedrucke, Gedankenskizzen oder Einkaufszettel. Besonders während meiner Studienzeit kam so jedes Semester ein beachtlicher Bestand an Papier dazu – allen voran die zahlreichen Kopien für Seminare, Referate und Hausarbeiten. Vom digitalen Lifestyle, von E-Readern und Tauschbörsen war meine Studentengeneration rückblickend betrachtet nämlich noch Lichtjahre entfernt. Nach dem Abschluss ergriff Herr M21er einen Beruf, der uns bis heute einen kontinuierlichen Papierfluss sichert. Die mangelnde technische Ausstattung an seinem Arbeitsplatz tut ihr Übriges zum Erhalt des Status Quo.
Papyrlon
Was als lose Blattsammlung begann, endete jedoch irgendwann als Blätterwald. Wo einst ein überschaubarer Stapel seinen Anfang nahm, wuchs schließlich ein niemals enden wollender Papierberg heran und mit ihm die Erkenntnis: Diesem Berg werde ich in diesem Leben nicht mehr Herr. Diese Seiten werden ich selbst in eingen Jahren nicht beschrieben haben und das, obwohl ich trotz PC, Laptop und Smartphone nach wie vor gerne zum Stift greife. Vielmehr entwickelte sich der Stapel immer mehr zu einem unansehnlichen Störfaktor, der schwer und unbeweglich unter meinem Schreibtisch dahinvegetierte. Ein Dorn, der mir spätestens dann ins Auge stach, wenn ich das Staubsaugerrohr in einem Balanceakt um Krisenherd und Wollmäuse navigierte.
Blattgold sieht anders aus
Dinge erfordern Aufmerksamkeit und Kraft. Der aussortierte Papierstapel, der mir maximal bis zur Wadenmitte reichte, brachte es am Ende auf stolze 40 Pfund Eigengewicht. 40 Pfund ohne die Schwere, die sich in mir breit gemacht hatte.
Schon lange hat mir das Rauschen der Blätter nicht mehr so gut getan wie in dem Moment, als sich der Deckel der Papiertonne öffnete. Auch wenn ich Dingen gerne eine zweite Chance gebe: Manchmal muss man äußeren Ballast radikal abwerfen, um innerlich frei zu werden.
Und falls Ihr demnächst mal zu Recyclingpapier greift: Vielleicht steckt genau in diesem Blatt ein kleines bisschen Minimalismus21.
[…] Probedrucke, etc. Dass der nachhaltige Gedanke, der dahintersteckt, uns belasten kann, zeigt Minimalismus21. Eine schöne Erinnerung daran, dass wir Lebensqualität nicht immer für Praktikabilität und […]
Hallihallo,
im Rahmen eures Umzugs würde mich ja nun interessieren: Habt ihr diese 40 Pfund noch mit Turtle-Kisten in die neue Wohnung geschleppt? 🙂
Liebe Grüße,
Philipp
Hi Philipp,
Gott bewahre! Die nicht und noch viel mehr bzw. weniger ;-).
LG
M21