Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Ein schönes Sprachbild, das sich perfekt als Einstieg in die Miniserie über unsere Tage in Sri Lanka eignet. Doch die Wahrheit ist: Hinter meinem ersten Schritt stecken zahlreiche kleine Tippeleien: Ziel festlegen, Zeitraum definieren, Finanzen checken, Urlaub beantragen, Buchung vornehmen und vieles mehr. Irgendwann setze ich den ersten Fuß in den Flieger und dann beginnt sie für mich, die Reise in ein fremdes Land.
Während des Boardings führt uns der Weg vorbei an einem riesigen Regal und mein Herz macht drei Luftsprünge: Zeitungslektüre to go soweit das Auge reicht. Praktischerweise ist die sog. „Fluggastbrücke“ in der Mitte durch eine Absperrung geteilt, um die Passagiere möglichst effizient zu verschiffen. Dummerweise stehe ich jedoch exakt auf der falschen Seite und muss zusehen, wie sich die anderen Mitreisenden heuschreckenartig auf das Angebot stürzen. Kostenlos geht immer. Dass ich auf diese Weise u.a. die August-Ausgabe der myself verpasse, liegt wohl in der Ironie des Schicksals. Titelthema des Frauenmagazins: „Weniger ist mehr“. Schönen Dank auch.
Im Flieger herrscht bereits Bombenstimmung, was die Anzahl der Fluggäste betrifft. Immer wieder bin ich aufs Neue überrascht, welche Massen in den Bauch dieser Blechvögel passen, die offensichtlich nie an Übersättigung zu leiden scheinen.
Und ich mittendrin, weil mir das Reisen wichtig ist, weil es zu den Dingen gehört, auf die ich (noch) nicht verzichten möchte, weil ich auch dafür meinen übrigen Konsum auf ein Minimum reduziere. Der Sitzplatz in einer der letzten Reihen entschädigt mein ohnehin schon gestresstes Gemüt, das nur noch einen Wunsch verspürt: abzutauchen in fremde Geschichten und Erzählungen. Abtauchen gegen Aviophobie und feuchte Hände, gegen Herzrasen und Höhenangst.
TV-Glotzer
Autogenes Training oder ein Gläschen Sekt, wie es meine Freundin E. empfiehlt? Pah, zu meiner Beruhigung trägt in erster Linie die Boardunterhaltung namens „ice“ bei, information, communication, entertainment. Über 300 Filme von Bollywood zu Hollywood treffen in diesem Fall auf den perfekten Konsumenten. Fazit: Glotzen gegen Meditation 1:0.
Ich entscheide mich für knapp vier Stunden Berieselung, darunter einen Film, der schon lange auf meiner „Muss-man-mal-gesehen-haben-Liste“ stand. Kaufen oder ausleihen brauche ich den in Zukunft folglich nicht mehr. Erkenntnis: Ein bisschen Minimalismus schläft in allen Dingen.
Unser Zwischenstopp in Dubai reißt mich sofort aus diesen Überlegungen heraus. Tief im Inneren beschleicht mich das Gefühl, gar nicht auf einem internationalen Flughafen und Drehkreuz, sondern in einer riesigen Shoppingmall gelandet zu sein. Also schnell weiter nach Colombo, der Hauptstadt von Sri Lanka und dem Ausgangspunkt unserer viertägigen Rundreise.
Wie es von Colombo aus weitergeht, erfahrt Ihr im in den nächsten Tagen im zweiten Teil unserer Miniserie.