Heute wurde ich reich beschenkt. Am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub fand ich gleich zwei Weihnachtspräsente auf meinem Schreibtisch. Beide konnte ich vor den Feiertagen leider nicht mehr persönlich entgegennehmen.
1. Das Advents-Müsli von mymuesli
Ein Partnerunternehmen, mit dem ich vor Kurzem in Sachen „Marktforschung“ zusammensaß, hat es an seine Kunden verschickt. Und das Ganze trifft im wahrsten Sinne des Wortes genau meinen Geschmack! Denn wie ich es bereits in einem anderen Blogpost sagte: Ich mag keine Werbegeschenke. Kugelschreiber, USB-Sticks, die schlecht klebenden Pflaster aus der Apotheke, Schlüsselanhänger, Feuerzeuge – diese und andere vermeintliche Image- bzw. Markenträger rufen mir ein Unternehmen nicht (unbedingt) nachhaltig ins Gedächtnis. Über ein halbes Kilo geballte Biomischung ohne Gentechnik freut sich mein „Ich-frühstücke-Müsli-und-Obst-Herz“ jedoch herzallerliebst. Außerdem bevorzuge ich Geschenke, die man auf- bzw. verbrauchen kann – und das voller Genuss und gerne mit ein bisschen „Luxus“ (Ich würde ja gerne mal dies und das probieren/kaufen/konsumieren, aber das liebe Geld und die Gewohnheit und… – ihr wisst, was ich meine ;-)). Womit wir auch gleich bei Nummer zwei wären.
2. Naturkosmetik von Alpienne
Wer sich mit „Minimalismus“ beschäftigt, kommt irgendwann an Themen wie „Nachhaltigkeit“, „plastikfreies Leben“, „ökologisch verträgliche Produkte“ etc. nicht vorbei. Krebserregende Stoffe in Lippenstiften gefunden lautete eine von vielen gleichartigen Schlagzeilen 2015, etwa bei Utopia. Darüber sprach ich unlängst auch mit meiner Werkstudentin, die mich zwei Mal pro Woche im Tagesgeschäft unterstützt. Eine Freundin von ihr wiederum vertreibt Produkte der Marke Alpienne, die nach den Produktionsprinzipien 100% Naturreinheit und klimaneutrale Herstellung verfährt. Während meiner Abwesenheit hat mir meine Studentin u.a. einen paraben-, farb- und konservierungsstofffreien Lippenbalsam der Firma samt Grußkarte auf den Platz gelegt. Und darüber bin ich sehr gerührt. Denn: Die wahre Kunst des Schenkens basiert für mich v.a. auf dem Zuhören. Auf dem Wahrnehmen meines Gegenübers, auf einem echten Interesse am Anderen. Auf den leisen (Zwischen-)Tönen und einer gewissen Form der Achtsamkeit.
Wie du mir so ich dir
Genau das versuche ich selbst zu beherzigen, wenn ich einem Menschen eine (materielle) Freude machen möchte. Eine Kollegin, die mir in den letzten Monaten sehr ans Herz gewachsen ist, sprach öfters über ein bestimmtes Hörspiel. Dass sie suche und gerne hätte. Auf die Suche habe ich mich schließlich kurz vor Weihnachten gemacht und bin im Netz fündig geworden. Ein Klick später kam das gute Stück zu mir nach Hause, bevor es heute an die endgültige Besitzerin überging. Erste sinngemäße Reaktion: „Jetzt habe ich gar kein Geschenk für Dich.“ Liebe W., Du bist das Geschenk, weil ich Deine Gegenwart immer schätze, so gerne mit Dir lache und diskutiere. Über den Job und mittlerweile auch über das Leben. Deine Freude hat mich heute reich gemacht. Ich gebe nicht, weil ich dafür eine Gegenleistung erwarte. Ich gebe, da – und wenn – ich es von Herzen möchte und weil gemeinsame gute Zeit ohnehin mit nichts aufzuwiegen ist.
Dass sich die Minimalistin dennoch über Lippenbalsam, Handcreme und Müsli maximal freut, liegt in der Natur der Sache(n). Kleine Gesten erwachsen aus ernsthaften Gedanken (machen). Davon nehme ich in Zukunft gerne mehr. Nicht nur unter Kollegen.
Hallo gen Süden,
ich mache zu Weihnachten auch gern „Überraschungsgeschenke“. An Personen, die mir über das Jahr wichtig waren und in keinster Weise mit einem Geschenk rechnen. Den Satz „Jetzt habe ich doch nichts für Dich.“ kenne ich daher nur zu gut. Und es ist völlig ok so.
Denn das Geschenk an mich war schon zuvor da und kommt noch einmal erneut mit der Freude des Gegenüber über die Gabe.
Die besten Wünsche von mir an Euch für ein gutes neues Jahr und viele Grüße aus Berlin,
Anja
Liebe Anja,
herzliche Neujahrsgrüße in die Hauptstadt :-).
Überraschungsgeschenke klingt klasse und trifft genau meinen Ansatz:
Etwas zu geben, ohne dass es dafür ein spezielles Datum oder einen bestimmten Anlass braucht (der im schlimmsten Fall auch noch gesellschaftlich oktroyiert wurde: Man denke etwa an den Valentinstag…).
Viele Grüße
M21
Wie schön 🙂
Ich hoffe, dass noch mehr Menschen in deinem (und meinem) Umfeld verstehen werden, welche Dinge dir wirklich etwas bedeuten.
Ich hatte vor ein paar Tagen auch ein schönes Erlebnis, das mit Geschenken zu tun hatte.
Eine Reisende kam ohne Gepäck in der Unterkunft an, in der ich gerade bin. Ihr Koffer hatte es leider nicht bis ins Flugzeug geschafft, so dass sie ein paar Tage ohne ihn auskommen musste. Also bot ich ihr an, dass sie sich Kleidung von mir leihen können. Sie war sehr dankbar dafür, da sie sich schon ein Kleid gekauft hatte und ungern noch mehr Geld für Bekleidung ausgeben wollte, die sie eigentlich nicht brauchte. Sie lieh sich eine Shorts und ein Shirt.
Zwei Tage später lagen meine Klamotten und ihr neues Kleid vor meinem Zimmer.
Sie selbst hatte nicht genug Platz im Gepäck und da sie wusste, dass mir das Kleid gut gefiel, schenkte sie es mir. Eine schöne Geste.
Wenn ich in knapp drei Wochen hier abreise, werde ich eines meiner Kleider einer Mitarbeiterin der Unterkunft schenken. Sie kann es besser gebrauchen als ich.
Danke, dass du uns an deinen schönen Geschenken und deiner Freude darüber hast teilhaben lassen.
Liebe Grüße, Silke
Liebe Silke,
herzlichen Dank für diese wunderbare Geschichte!
Schön, wenn man sich in dieser Art und Weise auch über Geschenke und Konsum austauschen kann. Gleichzeitig zeigt das die vielen Interpretationsmöglichkeiten, Spielräume sowie das vielfältige Verständnis von Loslassen, Minimalismus etc. auf.
Fest steht: Wir werden Dich auch weiter auf Deiner Reise begleiten.
Viele Grüße
M21