Heim & Mein
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My home is my hotel

Meike Winnemuth hat eine Vorbildfunktion für mich. Eine – wie sie unlängst in einem Interview sagte – „Schreiberin, die sich und den Rest der Welt unterhält.“ Flächendeckende Bekanntheit erlangte die ehemalige Vizechefin der Cosmopolitan im Herbst 2010. Da gewann sie bei Günther Jauchs Quizshow „Wer wird Millionär“ 500.000 Euro. Das große Los. Was folgte, waren Weltreise, Blog, Nominierung für den Grimme Online Award etc. Den Aussortierern, Minimalisten, Entrümplern und Downshiftern dürfte die Hamburgerin noch samt blauem Kleid in Erinnerung sein. Das trug sie jeden Tag. Ein ganzes Jahr. Nachzulesen auf ihrem Online-Tagebuch. Ein Versuch zwischen „Verzicht und Bereicherung, Reduktion und Kreativität“. Parallel dazu verließ jeden Tag ein Gegenstand ihr Leben, wurde verkauft, verschenkt, weggeworfen: „Und tschüss“ eben. Den Minimalismus21-Lesern sei flankierend dieses Interview empfohlen. Einführungstext und Eigen-PR off.

Hotelbett

Ganz in weiß… Ein typisches Hotelbett

Weniger Farbe in meinem Leben
Jedenfalls hat sich Winnemuth in ihrer wöchentlichen stern-Kolumne einmal die Frage gestellt, warum unsere Wohnungen immer mehr Hotels ähneln. Die Selbstbeschreibung der eigenen Behausung gab’s gleich dazu. Und so ist zu lesen, dass frau beim Einrichten und Ausbauen all das übernommen habe, was sie schon immer an Hotels liebte: „(S)chwere lichtdichte und schallschluckende Vorhänge, exakt eine Farbe (grau), exakt eine Holzart (Fifties-Palisander), ein wirklich fantastisches Bett mit weißer Bettwäsche und die dicksten weißen Handtücher, die sich finden ließen. Angeblich schläft man in weißer Bettwäsche besser als in bunter, las ich neulich, und zwar genau aufgrund der Hotelzimmer-Assoziation: Hier ist der Ort, wo du dich entspannen kannst, wo für dich gesorgt wird“.
Und genau hier kommt auch M21 ins Spiel. Denn: Ich brauche definitiv weniger Farbe in meinem Leben! Jawohl. Dumm nur, wenn die Geschichte der persönlichen Heimtextilien eine Geschichte voller Buntheit gewesen ist. Handtücher in gelb und orange, Bettwäsche in verschiedenen Rot- und Blautönen und schwere Perser bestimmten lange Zeit die preminimalistische Phase. Und tun es zum Teil heute noch. Wobei ich anmerken möchte, dass die Teppiche erst durch den Mitbewohner in mein Leben getreten sind. Sorry, Herr M21er.

Schwarz-Weiß-Denke
Sorry Nummer 2: Beim Thema „Minimalismus“ müssen wir auch über Konsum sprechen dürfen. In meinem konkreten Fall heißt das: Ich wünsche mir eine reduzierte, nüchterne Baumwoll-, Frottee-, Was-weiß-Ich-Ausstattung. Ein cleanes Farbkonzept (für die gesamte Wohnung), welches sich nur durch einen entsprechenden Austausch bestehender Textilien erreichen lässt. Eine nüchterne Atmosphäre, ein schlichter Look als ruhige Kulisse und Hintergrund für ein entrümpeltes Zuhause. Die ersten Kissen- und Bettbezüge haben daher bereits neue Besitzer gefunden. Zwei Garnituren sind im Umkehrschluss dazugekommen.

Aber soweit wie Meike Winnemuth bin ich nicht. Meine/Unsere Wohnung ist noch nicht zu hundert Prozent „genau das geworden, was ich wollte: ein Ort zum Heimkommen, aber auch zum schnellen und schmerzlosen Verlassen. Startrampe und Landeplatz in einem.“ Der Weg dahin ist mein Ziel. Jede bewusst getroffene Anschaffung eine unmittelbare Investition in mich und mein Wohlbefinden. Außerdem: Wie man sich bettet, so lebt man. Und jetzt: Ab in die Federn!

By the way:
Kennt jemand einen guten Anbieter von nachhaltigen, kuschelweichen Handtüchern?
Wo ersetzt ihr bewusst Dinge in Eurem Haushalt und/oder macht Neuanschaffungen?

4 Kommentare

  1. Laura sagt

    Also, einen Anbieter von kuschelweichen Handtüchern kenne ich nicht. Ich gebe zu bedenken: Wenn man keinen Trockner hat, bleiben die Handtücher sowieso nicht lange weich. Mir reichen ganz normale, dünnere, weiße Handtücher völlig. Die kann ich dann, weil sie dünner sind, kürzere Zeit benützen und öfters waschen. Die Waschmaschine wird dann nicht so schnell voll. Ich finde das praktischer und umweltfreundlicher. Vor ein paar Jahren habe ich alle meine farbigen Handtücher, Waschlappen, Gästetücher etc., also das komplette Equipment, gegen weiße einer Serie (Hausmarke einer regionalen Firma) auf einen Schlag ausgetauscht.

    Weiter habe ich alles Tupper- und Plastikvorratsbehälniszeugs nach und nach gegen Weck-Gläser eingetauscht. Statt Rührlöffeln benutze ich nur noch normale Löffel und Gabeln, das reicht. Meine Mülleimer für Restmüll und Gelben Sack habe ich gegen zwei Weckgläser ausgetauscht und praktiziere jetzt „Müllvermeidungseinkaufen“.

    Meike Winnemuth finde ich auch superklasse, durfte sie auch mal bei einer Lesung live erleben. So ein minimalisiertes Wohnen strebe ich auch an.

    Grüße von Laura

    • Liebe Laura,

      vielen Dank für den Einblick in Deinen reduzierten Alltag! Hut ab, dass Du Deine Müllproduktion so deutlich reduzieren konntest.

      In diesem Zusammenhang: Der beste Konsum ist wohl immer noch der, der nicht stattfindet. Ich bin auch wieder unsicher geworden, was die Handtücher betrifft. Denn wahrscheinlich hast Du völlig Recht: Ohne Trockner ist ohnehin Essig mit „kuschelweich“. Obwohl ich dachte, lange, dichte Fasern würden für mehr Flauschigkeit sorgen.

      Hm, ist es ok, die aktuelle Garnitur nach knapp zehn Jahren zu tauschen? Nachdem wir gestern „The True Cost – Der Preis der Mode“ gesehen haben, bin ich mir (wieder einmal) nicht so sicher. Denn auch andere Textilien als Kleidung fallen wohl zum Großteil unter die Kategorie „Katastrophale Produktionsbedingungen“…

      Viel Spaß beim weiteren Minimalisieren und bis bald einmal
      M21

  2. Ich finde 10 Jahre ok, denn wenn man weniger hat, wäscht man sie mehr. Ich habe vor 10 Jahren, als wir umgezogen sind, alle alten Tücher ins Tierheim gegeben, da sind sie froh drum. Dann habe ich alles neu und passend gekauft und auch klar überlegt, wieviel bzw. wie wenig ich brauche.
    Damals habe ich noch Badetücher und Handtücher (50×100) gekauft. Heute würde ich nur noch Badetücher kaufen, damit ich nur 1 Grösse im Haus habe. Das geht ja für alles, zwei pro Person, 1x Woche wechseln. Theorie und Praxis, halt!
    Allerdings habe ich einen Satz andersfarbige Tücher behalten, für meine hier übernachtende Gäste, dann wissen alle, welche zu wem gehören. Die nehmen wenig Platz ein.
    Ich überlege noch, einen Stapel Hand-Tücher (=Waschlappen) zu kaufen, die schnell mit in die Wäsche können, so als Hygienemassnahme (wenn ich sehe, wie meine Familie Hände wäscht, wie schnell und ohne Seife, habe ich nachher keine Lust, mir meine – sauberen – Hände mit dem gleichen Tuch zu trocknen :o).

    Bettwäsche habe ich zwei Garnituren pro Bett plus Gästewäsche. Nicht nur weiss, denn ich mag auch mal ein bisschen Farbe sehen. Nach ein paar Jahren merke ich ohnehin, dass sie trotz waschen müffelt, dann recycle ich und kaufe neue…

    • Liebe MelD,

      Tierheim hatte ich auch schon überlegt.

      Letztens scheint da eine Aktion gewesen zu sein: Es kamen so viele Menschen, dass die Autos Schlange standen und niemand mehr weiterkam. Also das ist irgendwie auch verrückt. Jeder hat offenbar die Chance genutzt, um seinen Baumwollbestand loszuwerden ;-).

      Und stimmt: Irgendwann sind die Garnituren ohnehin durch, sei es durch Verschleiss und/oder olfaktorisch. Aber scheinbar ist die Qualität unserer Handtücher zu „gut“.

      Ich muss dazu sagen: Ich habe sie leider geschenkt bekommen. In der völlig falschen Farbe… Waren alle schon gewaschen und gebügelt – Umtausch daher nicht möglich.

      Liebe Grüße
      M21

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