Eine Zeit lang habe ich geglaubt, dass man nur oft genug kommunizieren muss, dass für einen Minimalisten entweder nur sehr gut durchdachte Weihnachtsgeschenke in Frage kommen oder gar nichts. Aber ich lag falsch. Aus den verschiedensten Gründen wirst Du immer wieder Weihnachtsgeschenke bekommen, die Du nicht brauchst oder sogar nicht einmal haben wolltest.
Ein persönlicher Erfahrungsbericht zu einem heiklen Thema sowie fünf „minimalistische Abwehrstrategien“ von Huong Tran, Bloggerin auf Minimalkonzept und Autorin von Die Minimalismus-Diät.
Menschen, die Deinen Lebensstil nicht verstehen
Es gibt Menschen, denen man einfach nicht vermitteln kann, was es bedeutet, minimalistisch zu leben. Das ist von ihnen auch nicht böse gemeint. Ich kenne zum Beispiel jemanden, der mir viel bedeutet. Aber er würde es nicht verstehen und bringt es auch nicht übers Herz, mir an Weihnachten nichts zu schenken. Ich habe von ihm also schon alles mögliche bekommen, obwohl ich es immer wieder erkläre. Aber nun hat sich das Problem gelöst. Einmal brachte er mir etwas mit, worüber ich mich tatsächlich wahnsinnig freute: Eine kleine Köstlichkeit, die es meist nur in der Winterzeit zu kaufen gibt. Seitdem bekomme ich sie jedes Jahr von ihm. Und wir beide sind glücklich.
Egal was Du auch tust, dieser Mensch wird sich vom Schenken nicht abhalten lassen, weil Du ihm viel bedeutest. Es hilft also ungemein, selbst etwas vorzuschlagen oder vor Freude in die Luft zu springen, wenn der andere mal einen Treffer gelandet hat.
Menschen, die Deinen Lebensstil nicht verstehen wollen
Dann gibt Menschen, die sich gar nicht vorstellen können, mit wenigen gut durchdachten Weihnachtsgeschenken oder auch mit nichts glücklich zu sein, weil sie Glück in materiellen Dingen sehen. So schenken sie Dir möglicherweise etwas, das ihren eigenen Lebensvorstellungen entspricht, anstatt sich zu fragen, was Du eigentlich willst. Dieses Geschenk zeigt wenig Respekt vor Dir und Deiner Lebenseinstellung. Meist spiegelt sich das auch in der Beziehung wider, die Ihr zueinander habt. Geschenke symbolisieren normalerweise Verbundenheit, ein ehrliches Interesse daran, dem anderen eine Freude zu machen und die Beziehung zu festigen. Das ist in diesem Fall nicht gegeben.
Da hilft einfach nur loslassen. Nimm emotionalen Abstand, indem Du deine Erwartungen an diese Menschen zurückschraubst. So befreist auch Du Dich von der Verpflichtung, Dir Gedanken über sie zu machen.
Falschen Weihnachtsgeschenken einen neuen Sinn verleihen
Nun musst Du nicht auf falschen Weihnachtsgeschenken sitzen bleiben. Es gibt mehrere Wege, um ihnen dennoch einen Sinn zu verleihen.
1. Umtauschen
Ich gebe zu, diese Variante wird seltener möglich sein, weil nicht alle den Kassenbeleg gleich mit schenken. Auch nur ehrliche Schenker, die einfach nicht wissen, was sie Dir schenken könnten, werden Dir das anbieten. Nutze diese Gelegenheit, wenn Du sie hast.
2. Weiterverschenken
Wenn Du gleich siehst, dass Dir das Geschenk nicht gefällt, dann lasse es in der Verpackung und verschenke es an jemanden weiter, der sich darüber freuen würde.
3. Schrottwichteln
Einige Jahre lang haben wir uns im Freundeskreis kurz nach Weihnachten oder an Silvester getroffen, um unsere ungeliebten Weihnachtsgeschenke zu verwichteln. Das waren immer sehr lustige Abende mit schönen Erinnerungen. Und manchmal habe ich sogar etwas bekommen, das mir gefiel.
4. Verkaufen
Verkaufe die Sachen schnellst möglich, denn mit der Zeit verlieren sie an Wert. Ich bevorzuge eBay Kleinanzeigen. Möglich ist aber auch reBuy, Shpock oder Flohmärkte. Tipps, wie Du Deine Sachen erfolgreich bei eBay verkaufen kannst, findest Du hier.
5. Spenden
Vielleicht kennst Du jemanden oder jemand anderes kennt jemand, dem es gerade nicht gut geht und der sich über ein Geschenk freuen würde? Dann spende es. Eine schönere Verwendung für ungeliebte Geschenke kann ich mir nicht vorstellen.
Warum ein schlechtes Gewissen unnötig ist
Niemandem bringt es etwas, wenn Du falsche Geschenke bei Dir hortest. Du bist damit unglücklich und andere, die sich darüber freuen könnten, haben ebenfalls nichts davon. Ich handhabe es so, wie die japanische Aufräumexpertin Marie Kondo es empfiehlt. Sie sagt, dass Geschenke ihren Sinn bei der Übergabe bereits erfüllen. Nun ist es in Deinem Besitz und Du kannst ganz frei entscheiden, was Du damit machen möchtest. Entlaste Dich also und gebe diesen Dingen einen neuen Sinn.
Wie gehst Du mit falschen Weihnachtsgeschenken um? Hast Du schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Menschen sich einfach über Deine Wünsche oder Lebenseinstellung hinwegsetzen? Wie gehst Du mit ihnen um? Unsere Gastautorin Huong freut sich über Deine Kommentare!
Über die Autorin
Was ist wirklich wesentlich im Leben? Und wie viel brauchen wir tatsächlich, um glücklich zu sein? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Huong Tran leidenschaftlich auf ihrem Blog Minimalkonzept. Denn sie ist überzeugte Minimalistin und betrachtet es daher als Lebenskunst, ein einfaches Leben zu führen, wenn alles im Überfluss vorhanden ist. Weil sie genauso leidenschaftlich gern schreibt, arbeitet sie außerdem als freie Redakteurin und Autorin.
In unserer Familie schenken wir uns nichts oder fragen vorher, was der andere grob brauchen könnte. Ich selbst verschenke gerne praktische Dinge. Geschenkbox mit Pflegeprodukten, PC-Zubehör, Küchenutensilien, notfalls auch mal einen Gutschein, was Gebackenes.. Hauptsache keine Dekoartikel. Unliebsame Geschenke erhalte ich recht selten. Ich behalte diese normalerweise für eine Weile. Verkaufen finde ich nicht so gut – Der Schenker ist dann schnell enttäuscht. Man kann die Sachen notfalls an den Schenker zurückgeben oder ihm ehrlich mitteilen, dass man die Sache eher weniger braucht und verschenkt sie dann weiter.
Liebe Ex-Studentin,
da seid Ihr in der Tat viel weiter als die meisten von uns!
Geschenke abzuschaffen ist für einige Menschen noch immer gleichzusetzen mit „Liebesentzug“. Obwohl die Beziehung zueinander doch von anderen Werten gespeist werden sollte/ wird, oder? Wir selbst schenken am liebsten „Zeit-Präsente“ – also Theaterkarten, Kinogutscheine o.ä. Das heißt nicht, dass nicht auch etwas „Haptisches im klassischen Sinne“ unter dem Baum oder vor der Geburtstagstorte liegen kann. Zumindest, wenn der Beschenkte ein ehrliches Interesse daran hat.
Denn schließlich muss am Ende jedermann selbst wissen, wie wenig ihm genug ist.
Herzliche Grüße und ein gutes, neues Jahr
M21
Liebe Exstudentin, man muss sich mit dem Verkaufen natürlich wohlfühlen. Mir macht das mittlerweile nichts mehr. Sehe das Ganze ziemlich pragmatisch. Eine ehrliche Schenkgeste rührt mich nach wie vor. Doch trotzdem behalte ich die Sache nicht. Ich schätze den Menschen, der mir damit eine Freude machen will. Das ändert sich nicht, wenn ich das Geschenk weggebe. Ich kann dich aber sehr gut verstehen.
Übrigens schön, dich hier wiederzutreffen liebe Grüße Huong