Jahr: 2016

#Reset 1: Kitchen Stories

Frau W. ist die aktuelle Mieterin unserer neuen vier Wände. Auf die haben wir über 3650 Tage gewartet. Also auf die Wände. Und Frau W. hat eine Küche, die sie loswerden möchte. Und in der sitzen wir etwa eineinhalb Wochen, nachdem der Vorstand der Genossenschaft unseren Wohnungstausch abgesegnet hat. Wir werden freundlich empfangen, beglückwünscht und gefragt, ob wir ein Glas Wein möchten. Da Herr M21er Kopfschmerzen hat und ich mich im Status chemischer Rest-Rekonvaleszenz befinde, lehnen wir jedoch dankend ab. In medias res gehen wir deswegen aber nicht sofort. Ich spüre: Die Vormieterin in spe hängt an ihrer alten Heimat, die sie verlässt, an ihrer Wohnung mit leichtem Altbaucharakter und an ihrer Edelstahl-Küche. Bei der war sie allein für die passenden Schubladengriffe im minimalistischen Industriedesign wochenlang auf der Suche.  Ich mag die Architektin mit Geschmack sofort. Eine gute Küche ist das Fundament allen Glücks (G. A. Escoffier) Noch mehr mag ich jedoch die Vorstellung, dass Herd und Co. im Begriff sind, die Eigentümer zu wechseln. Aus Respekt vor Frau Ws. Wehmut übe ich mich jedoch …

#Reset. Alles auf Anfang

Seit zwei Tagen steht fest: Herr M21er und ich ziehen um. Zehn Jahre haben wir auf diesen Moment gewartet: mal mehr, mal weniger. In den letzten Monaten und Wochen wurde der Wunsch, Arbeiten und Leben in den eigenen vier Wänden besser trennen zu können, allerdings immer stärker. Wer 50 Prozent seines Jobs zu Hause arbeiten muss ohne Aussicht auf Alternativen, weiß, was ich meine. Am Freitag kam der langersehnte Anruf: „Der Vorstand hat Sie bei der Vergabe berücksichtigt.“ Konkret bedeutet das: Wir tauschen die bisherige Bleibe im wahrsten Sinne des Wortes gegen eine andere Wohnung. Unser Vermieter: eine Münchner Genossenschaft. Doch dazu vielleicht an anderer Stelle einmal mehr. Wie wenig ist genug? Was in den letzten 48 Stunden nach der frohen Botschaft in Bewegung gekommen ist, ist ein wahrer Mischmasch aus Gefühlen gepaart mit einer nahezu bedrohlichen Energie, wobei ich aktuell nicht für Punkt zwei stehe. Vor eineinhalb Wochen bin ich unerwartet im Krankenhaus gelandet, kämpfe mit starken Schmerzen, massivem Fieber und werde dabei zwangsweise zur lebenden Chemiekeule auf zwei Beinen. Das Bett verlassen? Daran …

Herr der Dinge. Eine Minimalismus-Trilogie

 „Alles was du besitzt, besitzt irgendwann dich.“ Es gibt nur wenig Zitate, die das Verhältnis zu meinem Hab und Gut treffend(er) beschreiben. Kaum zu glauben, dass es über 15 Jahre her ist, seit Fight Club über die Kinoleinwand flimmerte. Damals war ich noch weit davon entfernt, mein Leben minimalistisch zu gestalten: Ich steckte mitten im Studium. Meine finanzielle Situation erlaubte mir weder große materielle Sprünge noch übermäßige Hamsterkäufe. Schnäppchenjagden auf dem Flohmarkt waren ein probates Mittel, um meinen kargen Geldbeutel zu schonen. Retrospektiv betrachtet stellen sie eine wichtige Phase meiner  Konsumsozialisation dar, die ich nicht missen möchte. Alles hat eben seine Zeit. Was ich 1999 noch nicht wusste: Alles was du hast, hat irgendwann dich. Was ich mich kurz vor der Jahrtausendwende noch nicht fragte: Besitze ich die Dinge oder besitzen die Dinge mich? Und was ich erst 2015 lernte: Man kann die Dinge nicht konservieren. Eine Trilogie der Erkenntnisse. 1. Alles was du hast, hat irgendwann dich. Jede Minimalistin und jeder Minimalist weiß sofort, was ich meine. Nehmen wir dennoch ein Paradebeispiel wie die …