Sturmböen, Regen, Märzwinter: Für Minimalismus21 genau das richtige Wetter für einen Abstecher ins MVG Museum München. Dort gastiert an diesem Wochenende der Heldenmarkt. Die steife Brise hat die Verbrauchermesse für nachhaltigen Konsum von ihrer letzten Station aus Hamburg mit in die bayerische Landeshauptstadt gebracht. Und irgendwie sind auch wir bei unserem diesjährigen Besuch nicht so richtig warm geworden mit dem Angebot.
Digitale Abbitte für Ökosünden
Über 80 Aussteller präsentieren ihre Produkte und Dienstleistungen vor der historischen Kulisse aus alten Straßenbahnen, Bussen und Arbeitsfahrzeugen. Lokale Nahverkehrsgeschichte trifft hier auf Food, Fashion sowie Naturkosmetik bis hin zu Finanzdienstleistungen und Carsharing-Angeboten wie DriveNow. Alles kann vor Ort gestestet und gekauft werden. Ein buntes Rahmenprogramm aus Expertenvorträgen, Workshops und interaktiven Elementen rundet das Programm ab. Wer Lust hat, bekennt sich in einem interaktiven Beichtstuhl zu seinen Ökosünden und erhält praxistaugliche Tipps zur Wiedergutmachung.
Zweifelsfrei ein charmantes Konzept mit zahlreichen Alternativen für alle Bessershopper. Nach eigenen Angaben verfolgen Heldenmarkt-Team und Aussteller ein gemeinsames Ziel: „der Welt zeigen, dass bewusster Konsum ohne Verzicht möglich ist.“ Denkanstöße und Lösungsansätze inklusive wie die heimischen Imker von nearBees, die Lebensmittelretter von foodsharing oder die Münchner Ökokisten. Sie beliefern Stadt und Umland seit zwei Jahrzehnten mit frischen, zumeist regionalen Lebensmitteln in Bioqualität. Für uns drei äußerst positive Anregungen für „besseren“ Konsum. Doch es gibt auch Gegenbeispiele.
Da wäre etwa die Naturkosmetik aus Österreich, die mir die – zugegeben nette – Dame am Stand in den höchsten Tönen anpreist. Die Dosen sind hübsch anzusehen, das Versprechen makellose Haut und gutes Gewissen in Personalunion klingt reizvoll. Zumindest solange, bis ich die Frage nach Nachfüllpack und Wiederbefüllung stelle. Es dauert etwas, bis frau sich gesammelt hat und mir erklärt, ich müsse nach dem Aufbrauchen natürlich eine neue Blechdose bestellen. *Autsch*. Überhaupt spielen Umverpackung und Plastik auf dem Heldenmarkt noch eine sichtbare Rolle – im Lebensmittelbereich mit seinen strengen Regularien sicherlich nicht immer zu umgehen. Aber beim propagierten nachhaltigen Konsumieren liegt der Fokus am Ende doch so manches Mal auf den inneren Werten. Bulk Bins und das Konzept der Unverpackt- bzw. verpackungsfreien Läden sind Status Quo eher Mangelware. Schade eigentlich.
Heldenmarkt 2018: Ab in den Süden
Überhaupt wäre es schön gewesen, wenn ein paar Nordlichter mehr den Weg in den Süden gefunden hätten. Liebe stick lembke, am Weißwurstäquator trinkt man nicht nur Bier – warum habt Ihr Euren Tee lediglich an der Alster ausgeschenkt? Auch die Barfußschuhe und die nachhaltige Frauenhygiene von erdbeerwoche haben wir wirklich vermisst, während Mann am Stand von Lunette Menstruationskappe ganz selbstverständlich über die perfekten Tage sprach.
München, wir würden Dir wirklich gerne mehr Beine machen. „Nachhaltig zu konsumieren ist kein Zustand, sondern ein Weg“, so Geschäftsführer Lovis Willenberg. Unser Wunsch für 2018: Weniger Kunststoff und eine bessere Vernetzung durch überregionale Anbieter und Alternativen.
Weitere Termine:
Heldenmarkt Düsseldorf, 9./10. September 2017
Heldenmarkt Stuttgart, 4./5. November 2017
Heldenmarkt Berlin, 11./12. November 2017
Für die Pressekarten zum Messebesuch bedanken wir uns beim Team Heldenmarkt.