Jahr: 2017

Heldenmarkt 2017: Konsum fürs gute Gewissen

Sturmböen, Regen, Märzwinter: Für Minimalismus21 genau das richtige Wetter für einen Abstecher ins MVG Museum München. Dort gastiert an diesem Wochenende der Heldenmarkt. Die steife Brise hat die Verbrauchermesse für nachhaltigen Konsum von ihrer letzten Station aus Hamburg mit in die bayerische Landeshauptstadt gebracht. Und irgendwie sind auch wir bei unserem diesjährigen Besuch nicht so richtig warm geworden mit dem Angebot. Digitale Abbitte für Ökosünden Über 80 Aussteller präsentieren ihre Produkte und Dienstleistungen vor der historischen Kulisse aus alten Straßenbahnen, Bussen und Arbeitsfahrzeugen. Lokale Nahverkehrsgeschichte trifft hier auf Food, Fashion sowie Naturkosmetik bis hin zu Finanzdienstleistungen und Carsharing-Angeboten wie DriveNow. Alles kann vor Ort gestestet und gekauft werden. Ein buntes Rahmenprogramm aus Expertenvorträgen, Workshops und interaktiven Elementen rundet das Programm ab. Wer Lust hat, bekennt sich in einem interaktiven Beichtstuhl zu seinen Ökosünden und erhält praxistaugliche Tipps zur Wiedergutmachung. Zweifelsfrei ein charmantes Konzept mit zahlreichen Alternativen für alle Bessershopper. Nach eigenen Angaben verfolgen Heldenmarkt-Team und Aussteller ein gemeinsames Ziel: „der Welt zeigen, dass bewusster Konsum ohne Verzicht möglich ist.“ Denkanstöße und Lösungsansätze inklusive wie die …

Shopping kann tödlich sein

„Shopping kann tödlich sein.“ Wie oft bin ich in den letzten Wochen über diesen Satz gestolpert. Aus meiner Beschäftigung mit dem Minimalismus heraus leicht verständlich: Wir konsumieren, als wenn es kein Morgen gäbe; ohne Rücksicht auf (ökologische) Verluste. Das belegen entsprechende Zahlen des Statistischen Bundesamts. 2016 wuchs die Wirtschaft insgesamt um knapp zwei Prozent – „und damit so stark wie zuletzt vor fünf Jahren. Gründe […] sind der Bau- und Immobilienboom sowie die allgemeine Konsumlust der Deutschen“, so ZEIT Online. Hirnbiologisch lässt sich dieses Verhalten gut erklären. Unser Belohnungssystem wird immer dann aktiv, wenn wir es mit Reizen füttern, die uns Freude und Lust bereiten wie Einkaufen, Essen, Sex etc. Das verschafft uns ein Gefühl der Befriedigung und inkludiert zugleich den Wunsch nach permanenter Wiederholung. Hirnforscher Dr. Kai Fehse vom Humanwissenschaftlichen Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München erklärt unser Verhalten wie folgt: „Der Mensch macht zunächst einmal das, was ihn sofort belohnt. Das bedeutet: Wird eine unserer Handlungen sofort mit Freude belohnt, dann machen wir das auch. Bleibt die Belohnung aus, machen wir es nicht.“ Die Felix …

#Reset 7: Hilfe, ich lebe in einer Bibliothek!

Vor Kurzem habe ich mein Bücherregal neu geordnet, ein bisschen minimalisiert und die letzten Nachwehen unseres Umzugs beseitigt: Endlich meine Fach- und Schullektüre wieder thematisch zusammengestellt, damit sie sich effektiv und schnell nutzen lässt. Einzelne Lehrwerke aussortiert, um den Besitz so schlank wie möglich zu halten; aber viele waren es ohnehin nicht mehr. Denn eigentlich habe ich meinen Bestand schon auf das für mich Wesentliche reduziert. Zumindest bilde ich mir das ein. Könnte ich womöglich auf mehr verzichten? Vielleicht mache ich mir sogar etwas vor: Stimmt es denn, dass ich trotz digitaler Medien und Internet immer noch so stark auf Bücher angewiesen bin? In der Schule steht mir für meine Fachbibliothek kein Platz zur Verfügung. Deshalb lagern meine Unterrichtsmaterialien zu Hause. Und deshalb bin ich durchaus darauf bedacht, den Bestand regelmäßig zu sichten und auf seinen aktuellen Nutzen zu überprüfen. Die Vorgabe des Minimalisten in mir lautet: Die vorhandene Regalwand muss für meinen Job als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Ethik genügen. Mehr Platz räume ich meiner Arbeit in den eigenen vier Wänden nicht mehr …