Autor: Herr M21er

Nostalgische Entschleunigung

Entdeckt in der aktuellen Ausgabe der Münchner Straßenzeitung BISS (Bürger in sozialen Schwierigkeiten): „Nostalgische Entschleunigung“ – Italienischlehrer, Bildhauer und Eisverkäufer Gabrio Rossi ist jeden Sommer mit „Valentino’s Dreiradl“ in München unterwegs. Seine süße Verführung: „geschabtes Schnee-Eis“, also Eis mit Fruchtsirup, die Urform von Speiseeis. Über die kleinen Fluchten im Alltag. „Mein Herz geht auf, wenn endlich die Sonne scheint und die Saison für mich und mein Eis-Dreiradl im Hirschgarten beginnt. […] Wenn ich stehen bleibe und die Glocke klingle, dauert es nicht lange und die Kinder kommen angelaufen und umringen mich. Sie beobachten fasziniert, was ich da mache. […] Die Kinder merken, dass da extra etwas für sie – individuell – gemacht wird. Still und geduldig verfolgen sie die Entstehung der Eisbecher. Seit sieben Jahren verkaufe ich „Schnee-Eis“. Rossi besitzt ein 80 Jahre altes Fahrrad, das er zu einem Eisstand umgebaut hat. Sein Motto: „Ich brauche kein Benzin, keinen Motor und keinen Strom. Wir leben in einer Welt, in der der Mensch immer schneller und effizienter arbeiten und produzieren soll. Alles schreitet so schnell voran. Wir …

Makro durch Mikro: Plastik in Hygieneprodukten

Die gute alte Creme aus der blauen Blechdose, ein Fläschchen Pitralon, ein Stück Seife, ein scharfes Rasiermesser – mehr braucht Mann oftmals nicht für die Körperpflege. Alles nahezu plastikfrei zu haben. Schwieriger wird es hingegen bei Shampoos, Duschgels, Cremes, Seifen und vielem mehr. In den meisten Fällen in Kunststoff verpackt. Plastik in der Körperpflege  ist gang und gäbe. Unmengen von Verpackungsmüll kennzeichnen die eine Seite der Medaille, aber die andere ist noch viel problematischer: „Microfeine Peelingkörnchen entfernen schonend Unreinheiten und abgestorbene Hautschüppchen – für ein deutlich verfeinertes Hautbild.“ So wirbt ein gängiges Dusch-Peelinggel. Ein Blick auf die schwer lesbaren, mit englischen chemischen Fachtermini gespickten Inhaltsstoffe lüftet das Geheimnis um die Körnchen: „POLYETHYLENE“. Dahinter verbirgt sich eine besonders perfide Form der Plastikverwendung, sogenanntes Mikroplastik. Vielfältig eingesetzt stellen die Kleinstpartikel ein riesiges Problem für die Umwelt dar. Mikrokugeln mit Makrowirkung Kann man Verpackungsmüll im Idealfall recyceln, gelangen diese Teilchen in den meisten Fällen ungehindert in die Umwelt. Der Grund: Moderne Kläranlagen können die weniger als fünf Millimeter großen primären Kunststoffpartikel nicht ausfiltern. Die Folge: Ein Freifahrtschein für …

Leben in der Vergeudungsökonomie

Vielleicht war sie beim Schleudern über die Jahre etwas lauter geworden. Vielleicht wollten wir die Zeichen der Zeit nicht sehen. Tage zuvor wusch sie noch klaglos unsere Wäsche, ohne Anzeichen von Abnutzung. Und dann, von einer Ladung zur anderen – nichts mehr! Stattdessen blinkte ein großes „E“ für Error. Kein Programm ließ sich mehr starten. Unsere knapp zehn Jahre alte Waschmaschine einfach kaputt? Nach einem kurzen Telefonat mit dem Kundendienst kam rasch ein Servicetechniker. Aber geschraubt und repariert wurde nichts. Mitleidig blickte er auf die Maschine im Bad, erkundigte sich erstaunt nach dem Alter. Hoffnung mache er mir keine, sagte er, im Grunde lohnen sich Reparaturen bei solchen Geräten nicht. Da er aber nun einmal da sei, lese er wenigstens den Fehlercode aus: Motorendefekt, wohl ein Steuerungsmodul. Reparatur nicht lohnenswert. Unter uns gesagt, verkündete der Techniker, sparen Sie sich nächstes Mal den Service und kaufen Sie gleich eine neue Maschine. Mehr als zehn Jahre hält so ein Gerät nicht… Als technischer Laie zahlte ich ratlos die geforderte Pauschale. Tags darauf machten wir uns auf den …