Autor: M21

Auszeit. Vom Faulenzen und Nichtstun

So fleißig und betriebsam der Mensch sein kann, so sehr sehnt er sich gleichzeitig nach Ruhe, Urlaub, Müßiggang, Freizeit, Beschränkung. Sprich: nach einer kurzen oder langen Auszeit. Ständig sind wir getrieben von dem Gedanken, in immer kürzerer Zeit immer mehr  schaffen zu müssen. Wer macht in solchen Momenten der mentalen und körperlichen Hetzjagd nicht gerne Pause? Der Begriff „Zeitwohlstand“ spiegelt dabei das wieder, was die Schnelllebigkeit um uns herum bewirkt: Statt Geld scheinen wir uns immer sehnlicher mehr Zeit für die „schönen Dinge“ des Lebens zu wünschen. Faulenzen und Nichtstun stehen dabei für vielerlei: an nichts denken, die Seele baumeln lassen, reisen und am Strand relaxen, die Gedanken befreien von stressgesteuerten To-do-Listen, keine wichtigen Entscheidungen treffen, sich in Ruhe und Wohlsein entspannen – fernab von Großraumbüro und entnervten Mitmenschen. Freie Zeit in Szene gesetzt Dem Empfinden von freier Zeit möchte eine Ausstellung im Sprengel Museum Hannover nachgehen. Unter dem Titel „Auszeit. Vom Faulenzen und Nichtstun“ werden etwa 120 Positionen aus dem Bestand des Hauses sowie ausgewählte Leihgaben zeitgenössischer Künstler gezeigt. Sie alle setzen sich in …

DIY light: Minimal(istisch) Gärtnern

Ich habe keinen grünen Daumen. Und ich habe keine Fensterbänke. Die zweifachen Flügelfenster in unserem Altbau lassen keinen Platz für eine große Ablage unter der Sonne zu. Positiver Nebeneffekt: Nippes, Kleinkram und Co. sind hier im wahrsten Sinne des Wortes nicht in Sicht. Was bleibt, ist mein Bedürfnis nach etwas natürlichem Gewächs in den eigenen vier Wänden. Gereicht hat es am Ende nur für einen Drachenbaum und eine Yucca. Die Lady ist allerdings überhaupt nicht nach meinem Geschmack und bringt mich regelmäßig auf die Palme: Staubig, groß, steht permanent im Weg. So würde ich das großblättrige Ungetüm charakterisieren. Herr M21er ist jedoch ein überzeugter Anhänger und ignoriert sämtliche meiner Drohungen, den unliebsamen Mitbewohner eines Tages heimlich per Selbstabholung auf ebay zu „entsorgen“. Nun denn. Yippie jaja yippie yippie yeah Kommen wir noch einmal auf die Daumen-Sache zurück. Wenn ich ehrlich bin, habe ich wenig Zeit und Energie, mich intensiv um jegliche Art von Pflanzen zu kümmern. Und dennoch überkommt mich im Frühling immer diese Sehnsucht nach etwas Farbe in meinem Leben, genauer gesagt: nach einem …

Antiker Minimalismus? Weltkulturerbe Pompeji

Ein heißer Sommertag am Golf von Neapel. Man schreibt das Jahr 79 n. Chr. In den Straßen von Pompeji herrscht emsiges Treiben. Das letzte für viele Jahrhunderte: Am 24. August schickt der Ausbruch des Vesuvs die antike Stadt in einen konservatorischen Dornröschenschlaf. Und mit ihr etliche Bewohner. 1936 Jahre später. Es ist ein warmer Mittwoch im Frühling 2015. Ich sitze mit Herrn M21er auf einem Holzstamm in der Via di Castricio und blicke auf das alte Amphitheater. Die langsam untergehende Sonne taucht mein Gesicht in ein sanftes, gelbes Licht. Obwohl die ursprüngliche Vegetation bei der Naturkatastrophe verbrannt ist, bin ich von sattem Grün umgeben. Archäologen haben u.a. Samen sowie Pollen analysiert und verkohlte Früchte gefunden. Dadurch ließen sich Gärten und mit ihr die Blütezeit von Pompeji rekonstruieren. Seit über dreißig Jahren träume ich von diesem An- bzw. Augenblick, nachdem ich als Kind das „Was ist Was“-Buch über versunkene Städte gelesen habe. Das war 1983. Die Ausgabe besitze ich immer noch. Untergegangen, um zu bleiben Die Tragödie, die – neuen Schätzungen zufolge – etwa 2.000 Menschen …