Autor: M21

00-Nummer

Neulich an der Tankstelle, an einer Autobahnraststätte irgendwo in Österreich. Herr M21er und ich sind auf dem Nachhauseweg von einer Hochzeit. Wir wollen uns kurz die Füße vertreten, nennen wir es austreten, und das Auto hat Durst. Auf dem Weg zu den Toiletten müssen wir ein Ticket ziehen. Keine Warteschlange und kein Aufrufen der Nummern, aber 0,50 Euro für den Service am Kunden. Doch der weiß-grüne Wertbon ist mehr als eine Eintrittskarte für des Menschen Geschäft. Der Bon ist ein Gutschein für im Voraus bezahlte Leistungen, ein Voucher, den Kunden pro zehn Liter Treibstoff oder pro einem Euro Umsatz bei allen übrigen Produkten im Nachgang einlösen können. Da wir den Sprit bereits im Vorfeld bezahlt hatten, bleibt nur noch Variante zwei übrig. Der Tiger im Minimalist Sofort erwacht der Tiger in mir und schleicht durch die Gänge der Supermarkt-Tanke. Das Objekt der instinktgetriebenen Begierde: eine günstige Beute, eine, bei der sich das Einlösen von einem halben Euro wirklich lohnt. Sagte ich „wirklich lohnt“? In den Regalen locken überteuerte Softdrinks für drei Euro aufwärts und einzelne …

Reduziert essen

Sri Lanka ist eine von diesen Reisen, die in mir das Gefühl der Entfremdung ausgelöst haben. Genauer gesagt werden Herr M21er und ich besonders auf unserer Rundreise immer wieder den Eindruck haben, bestimmten „Dingen“ entfremdet zu sein. Und wir werden uns in einen Zustand der Reduktion begeben, eher freiwillig unfreiwillig zu Beginn, dann jedoch mit vollkommener Selbstverständlichkeit. Aber von vorne. Mit etwas Verspätung nun endlich der dritte und letzte Teil unserer Miniserie über Sri Lanka. Zum ersten und zweiten Teil bitte auf die Links klicken. Wir sind den Dingen und dem Essen entfremdet. So viel steht fest. Im Hochland bestaunen wir riesige Teeplantagen, sehen Teepflückerinnen bei ihrer anstrengenden Arbeit und besichtigen den Ort der Verarbeitung in einer entsprechenden Fabrik. Ceylon, so der frühere Name von Sri Lanka, gibt dem schwarzen Juwel seinen Namen, der als großartiger Blattgenuss in unsere Taschen wandert. Eine weitere Station unserer Reise führt uns die traditionelle, kulinarische Lebensweise der Sri Lanker vor Augen. Fast Food heißt hier: ein schnelles ursprüngliches Essen aus einer Handvoll Zutaten. Mehl, Wasser, Reis, Kokosraspeln und ein …

Konsumtempel

Wir sind in Colombo angekommen, de facto Hauptstadt von Sri Lanka und Ausgangspunkt für die Rundreise. Neben dem Fahrer und unserem deutschsprachigen Tourguide Luki (gesprochen engl. Lucky) ist eine dreiköpfige Familie aus Frankfurt mit an Bord: Mama Heike (Ärztin), Vater Karl-Heinz (Buchhalter) und Tochter Caroline (Schülerin). Tempel, Tee und Traditionen sollen wir während unseres viertägigen Trips kennenlernen, bei dem wir etwa 1100 Kilometer zurücklegen werden. Eine Station unserer Rundfahrt: die Besichtigung einer Edelsteinmanufaktur. Ein Videofilm zu Beginn informiert uns über die verschiedenen Bodenschätze, die Art der Gewinnung und Bearbeitung. Ein nachempfundener Stollen in den Ausstellungsräumen demonstriert eindrücklich, unter welchen Bedingungen die kostbaren Schmuckstücke in spe zutage gefördert werden. Heike und ich sind uns sofort einig. Die Minenarbeiter, die in Staub und Dreck nach dem begehrten Mineral schürfen, haben ein ebenso erhöhtes Krankheitsrisiko wie die Menschen, die die Klunker im Anschluss in Form bringen. Diamonds are a girl’s best friend? Der feine Diamantenstaub sowie die beim Schleifen eingesetzten chemischen Mittel können Schleimhäute und Haut verätzen. Die beim Polieren freigesetzten Teilchen können sich in verschiedenen Organen festsetzen …