Alle Artikel in: Nachlese & Seitenblicke

Nachlese: Less is more (Francine Jay)

Francine Jay ist „Miss Minimalist“ und bloggt seit 2009 über nachhaltigen Konsum und einen minimalistischen Lebensstil. Ihr gleichnamiger Blog gehört zu den ersten, die ich selbst regelmäßig zum Thema gelesen habe. Besonders ihre Kategorie „Real Life Minimalists“ und die Geschichten, wie Menschen zu Minimalisten geworden sind, inspirieren mich bis heute immer wieder aufs Neue. Mit The joy of less. A minimalist living guide hat die Autorin bereits 2009 im englischsprachigen Raum ein Standwerk zum Decluttern, Organisieren und Vereinfachen des Lebens geschrieben, das zu einer meiner ersten Ausmist-Lektüren zählt. Im Herbst 2016 erschien die deutsche Übersetzung unter dem Titel Less is more. Von der Freude des Weglassens beim Mosaik Verlag. Herr der Dinge werden Wer jetzt einen Vergleich zwischen Original und Übersetzung erwartet, den muss ich jedoch leider an dieser Stelle enttäuschen. Mein Plan war es, mich Less is more im Deutschen noch einmal vollkommen unbefangen zu nähern. Also wie zu Beginn meines eigenen Weges mit Weniger zum Mehr. Dass sich mein persönlicher Blick auf die Thematik in den vergangenen Jahren gewandelt hat, wurde mir allerdings …

Nachlese: Einfach leben (Lina Jachmann)

Minimalismus hat viele Gesichter. Rund 30 von ihnen porträtiert Lina Jachmann in ihrem Guide für einen minimalistischen Lebensstil, der im März 2017 im Knesebeck Verlag erschienen ist und sich in vier große Kapitel gliedert: Minimalismus & Wohnen, Minimalismus & Mode, Minimalismus & Körper sowie Minimalismus & Lifestyle. Schon das Vorwort beginnt mit einer heiklen und mutigen Frage: „Was ist Minimalismus genau?“ Heikel, weil es wohl – wie für so viele Bereiche im Leben – auch zu diesem Thema keine allgemeingültige Antwort gibt, mit der sich jedermann zufriedengeben wird bzw. zufriedenstellen lässt. Mutig, weil allein der Glaube, die ultimative und allgemeingültige Formel, Wahrheit, Weisheit, Definition etc. für das einfache Leben gefunden zu haben, schlichtweg vermessen ist. Und wiederholt zu mehr oder weniger erbitterten Grabenkämpfen unter Minimalistinnen und Minimalisten geführt hat und führt. Genau an dieser Stelle hebt sich Jachmanns Lektüre bereits in einem ersten Schritt positiv ab. Die Autorin wird nicht müde zu betonen, dass es sich bei ihrem Buch eben nicht um eine dogmatische Schritt-für-Schritt-Anleitung handelt, sondern um den Versuch, inspirierende Frauen und Männer mit …

Nachlese: Adieu, Wachstum! (Norbert Nicoll)

Wir schreiben das Jahr 1900. An der Schwelle zum 20. Jahrhundert besaß der mitteleuropäische Haushalt durchschnittlich 400 Gegenstände. Eine traumhafte Vorstellung für viele „moderne“ Minimalisten. Ein Alptraum für die Wirtschaft. Denn sie trichtert den Menschen nur ein Ziel ein: Nicht mit dem Kaufen aufhören. Um diese Maschinerie am Laufen zu halten, forciert die Industrie ein perfides Wechselspiel aus geplanter Obsoleszenz, Krediten und Werbung. Und das äußerst erfolgreich. In den Industriestaaten scheint der Konsum von Wohlstandsballast kein Ende zu kennen, obwohl 80 Prozent aller erworbenen Güter lediglich einmal ge- bzw. benutzt werden. Das hat massive Auswirkungen auf Gegenwart und Zukunft. Denn ein dauerhaftes exponentielles Wachstum ist auf einem endlichen Planeten unmöglich. Für unser kapitalistisches System bedeutet das: Mit Wachstum gehen wir unter den gegebenen Bedingungen zugrunde, ohne Wachstum aber auch. Warum das so ist, hat Norbert Nicoll in seiner interdisziplinären Darstellung Adieu, Wachstum! Das Ende einer Erfolgsgeschichte umfassend dargestellt. Eine interdisziplinäre Geschichte der kapitalistischen Wachstumsidee Geologie, Geschichte, Ökologie, Ökonomie, Politik, Soziologie: Der promovierte Politikwissenschaftler Nicoll nimmt den Leser mit auf eine Reise, die den Homo Sapiens …