Alle Artikel mit dem Schlagwort: entrümpeln

Hoch die Tasse(n)

Ich mag keine Werbegeschenke. Kugelschreiber, USB-Sticks, die schlecht klebenden Pflaster aus der Apotheke, Schlüsselanhänger, Feuerzeuge – diese und andere vermeintliche Image- bzw. Markenträger rufen mir ein Unternehmen nicht (unbedingt) nachhaltig ins Gedächtnis. Vor ein paar Tagen flatterte mir jedoch ein Päckchen ins Büro. Sein Inhalt: eine Tasse von Mahlwerck. Porzellan bedrucken und veredeln ist eine Wissenschaft für sich schreibt das Unternehmen auf seiner Webseite. Bei meinem Trinkgefäß schlägt sich das in Form einer weißen Glasur auf schwarzem Grund nieder. Daneben prangt das Logo des Magazins, dem ich das Präsent zu verdanken habe. Ein Mitarbeiter hat es mir geschickt, mit dem ich beruflich in den letzten Wochen oft zu tun hatte. Geschickt zum Verbleib und als kleines Dankeschön dafür, dass Sie mit uns so viel Geduld […] hatten, steht in seinem Begleitschreiben.  An dieser Stelle könnte der nachfolgende Absatz zwei Wendungen nehmen: 1. Ich schreibe etwas über Ressourcenverschwendung und das Abwerfen von äußerem Ballast, über unverständliche Werbesprüche oder die Aushilfsstudentin, die noch Platz im Küchenschrank ihrer WG hatte. 2. Ich blogge über die Freude, die mich …

Nachlese: Was vom Leben übrig bleibt, kann alles weg

Ich bringe es gleich auf den Punkt: Das Leben ist endlich! So lautet der erste Satz von Hans-Jürgen Heinicke. Zusammen mit dem Autor Fred Sellin hat der Wohnungsauflöser ein Buch geschrieben. Sein Titel? Unmissverständlich das Fazit der Einstiegssequenz: Was vom Leben übrig bleibt, kann alles weg. Wenn Heinicke in Interviews diese Formulierung persönlich in den Mund nimmt, dann liegt die Betonung erschreckender Weise auf alles. Vielleicht liegt das an mehr als 30 Jahren Berufstätigkeit, die den Sachverständigen für Nachlässe geprägt haben. An drei Jahrzehnten als Trüffelschwein, Psychologe, Detektiv und Archäologe, wie er sich selbst gerne bezeichnet. Denn der Schatzsucher beschönigt nicht, dass es in seiner Mission am Ende immer nur um Gewinn geht, also um so etwas Profanes wie Geld. Genau das verdient der gelernte Betriebsschlosser mit dem, was die ehemaligen Besitzer zu Lebzeiten gehortet, gesammelt und aufbewahrt, Hinterbliebene oder andere Erben nicht entsorgt oder sich am Ende in ihren Besitz einverleibt haben. Und dieser Gedanke ist oft nur schwer zu ertragen. Ob Möbelstück, Teppichsammlung oder sonstige Parade – was für den Verstorbenen einst emotional …

Vom Verschwinden der Dinge

Manche Dinge erledigen sich von alleine. Manche Dinge verschwinden von alleine. Manche Dinge sterben einfach aus. So wie meine heißgeliebten MCs. 1963 stellte Philips die Compact Cassette samt Taschen-Recorder erstmals der Öffentlichkeit vor. Was dann passierte, beschreibt das manager magazin wie folgt: „Die Kassette wird zum VW Käfer der Tonindustrie: Sie läuft und läuft und läuft.“ Auslaufmodelle entsorgen sich selbst Etwa 30 Jahre später laufen CD und MP3 dem einstigen Massenmedium jedoch unaufhaltsam den Rang ab. Das Aussterben von Technik und Abspielgerät beginnt. Schlagwörter wie „Nischenprodukt“, „Abwärtstrend“ und „Auslaufmodell“ machen die Runde und ziehen gleichzeitig weitere Kreise. Denn auch Disketten, Wählscheiben oder Sofortbildkameras werden in der Folgezeit immer mehr zu Relikten. Ignoriert man die Aufschreie von Nostalgikern, Anhängern und Fans, dann geht dieser Prozess geräuschlos vonstatten. Geräuschlos, weil mit ihm eine ganze Kulisse an Tönen im akustischen Niemandsland verschwindet. Wie klingt das Auswerfen eines Polaroids, das Rattern eines Fernsprechapparates, das Spulen einer Kassette? Fragen, die von Generation zu Generation zunehmend für (unfreiwilliges) Stillschweigen sorgen dürften. Museum für bedrohte Klänge – Der Archivar der Alltagsgeräusche Minimalismus …