Brief an die Vergangenheit
Lieber Andreas, heute musste ich wieder einmal an Dich denken. Genauer gesagt: An unsere Freundschaft Mitte der 1980er Jahre. Wir besuchten beide die gleiche Klasse in der Grundschule und wohnten fast Haus an Haus. Schon bald stellten wir fest, dass wir eine Leidenschaft teilten – Hörspiele. Während ich mit den Drei Fragezeichen durchs Geisterschloss schlich oder mit Bibi Blocksberg die Schwarzen Vier jagte, zog es Dich mit Jan Tenner in unbekannte Dimensionen. Grund genug für einen Tausch. Bibi gegen Jan, Hexenbesen gegen Raumschiff. Natürlich durfte niemand wissen, dass Du Dir heimlich meine „Mädchenkassetten“ ausgeliehen hast. Und glaube mir: Bis heute habe ich das auch niemandem verraten. Und wie war das eigentlich damals mit Deiner Garfield-Phase? Als Dein Kinderzimmer renoviert wurde, prangte der fette Kater plötzlich überall: Garfield-Tapete, Garfield-Bettwäsche, Garfield-Comics – gefühlt gab es keinen Platz mehr in Deinen zehn Quadratmetern, auf denen nicht das orange Ungetüm zu sehen war. Apropos sehen: Wenn ich heute an unsere gemeinsame Zeit zurückdenke, werde ich fast ein wenig melancholisch. Bilder von Zehnerleis, von sauren Schlangen zu fünf Pfennig, von …