Epikur: ein antiker Minimalist
Epikur im 21. Jahrhundert. Was hielte er vom aktuellen Diskurs zum Thema „Minimalismus“? Welche Ansichten würde der um 340 v. Chr. auf Samos geborene Philosoph bloggen oder twittern? Die Antwort fällt auf den ersten Blick schwer. Denn niemand wurde so gründlich missverstanden wie Epikur. Schon seine antiken Zeitgenossen verunglimpften ihn als Trinker und Schlemmer, als unersättlichen Hedonisten und gottlosen Frauenhelden. Doch in Wahrheit war der Sohn eines Lehrers ein sittenstrenger Mensch. Seine ethischen Überlegungen zur individuellen Suche nach dem wahren Lebensglück haben nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Vor allem seine Bedürfnislehre macht ihn für viele zum antiken Vorläufer des heutigen Minimalismus. Von nur wenigen elementaren Grundregeln geprägt weist sie den Weg in ein glückliches Leben. Erfüllt sah Epikur dieses Glück in einem schmerz- und angstfreien Zustand: „Wenn wir erklären, Lust sei das Endziel, so meinen wir nicht die Lüste der Schlemmer und diejenigen, die auf dem Genuss beruhen, wie manche Unwissende, Andersdenkende oder Böswillige glauben, sondern das Freisein von körperlichem Schmerz und seelischer Unruhe.“ Sein Schlüssel zu diesem wahrhaft lustvollen Dasein: die Mäßigung. Seine Bedürfnislehre …