Ich habe mich selbst beschenkt: Endlich besitze ich einen vernünftigen Rasurhobel. Meine Wahl ist auf einen Nassrasierer der Linie Tradition von Mühle Rasurkultur gefallen. Der R89 Twist ist hochwertig verarbeitet aus verchromten Metall. Mit fast hundert Gramm liegt der Rasierer schwer und gut in der Hand und gleitet mit seinem geschlossenen Kamm wie von selbst über die Haut: Die Rasur wird so zum Vergnügen. Die Haut ist glatt, aber ohne Irritationen, ohne Rasurbrand. Ich bin wirklich begeistert!
Rasurhobel – nichts für Weicheier
Noch nie war ich anfällig für irgendwelche „Hightech-Klingen“ aus der Werbung. Als meine ersten Rasierversuche starteten, fing ich mit einem Hobel von Wilkinson an – und habe trotz mancher bösen Schnittwunden nie andere Nassrasierer benutzt.
Meist rasiere ich mich nur einmal pro Woche. Damit wären die ganzen überteuerten Systeme heillos überfordert. Erst kürzlich ist jedoch mein langgedienter Plastikhobel kaputtgegangen, der Klingenschutz abgebrochen und damit eine Rasur zum gefährlichen Abenteuer geworden. Ein neuer Hobel musste ins Haus – Minimalimus hin, Konsumverweigerung her.
Anfangs wollte ich mir einfach im Drogeriemarkt für wenige Euro einen neuen Wilkinson Classic holen… Aber eigentlich versuchen wir Plastik – wo immer möglich – aus unserem Leben zu verbannen. Deshalb hielt ich inne und recherchierte nach hochwertigen Nassrasierern ohne Kunststoff.
Mühle Rasurkultur – ein Stück gelebte Tradition
Schnell war klar: Ein Mühle-Rasierer muss es sein. Seit 1945 produziert die Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG im sächsischen Stützengrün unter dem Markennamen Mühle hochwertige Rasierutensilien. Ein mittelständisches, inhabergeführtes Unternehmen, das Wert auf Nachhaltigkeit und lokale Fertigung legt. Natürlich hat das im ersten Moment seinen Preis. Mein Hobel hat mehr als das 12-fache des Wilkinson Classic gekostet. Dafür besitze ich jetzt ein Produkt für die Ewigkeit. Und das zahlt sich langfristig gerechnet aus. Die Nassrasierer von Mühle sind mit allen klassischen Klingen kompatibel, die es in jedem Supermarkt günstig zu kaufen gibt. Insgesamt werde ich so unterm Strich sehr viel Geld (und Ressourcen) sparen.
Gerade als Minimalist hat mich Mühle schon jetzt überzeugt. Ich hoffe, dieses Produkt begleitet mich die nächsten Jahre bzw. Jahrzehnte und erspart mir überflüssige Neuanschaffungen. Dass meine Hoffnung nicht unbegründet ist, kann man der Mahnung des Seniorchefs im Imagefilm der Firma entnehmen. Mit einem Schmunzeln erinnert Hans-Jürgen Müller – ganz Geschäftsmann alter Schule – alle diejenigen, die schon seit ihrer Jugend Rasierpinsel und Hobel aus seinem Haus benutzen, daran, dass es trotzdem irgendwann mal wieder Zeit werde, etwas Neues zu kaufen.
… Rasierkultur mit Mühle ist nicht nur etwas für den Herrn. Ich nutze ebenfalls einen Rasierhobel dieser Marke und es werden diesen Sommer bereits drei Jahre – kleinere „Unfälle“ inklusive. Ein Plastikrasierer wäre bereits mehrfach hinüber gewesen …
Der Hobel ist quasi nicht kaputtzubekommen und wird mich hoffentlich auch die nächsten Jahre gut begleiten. … und um den Minimalismus in dieser Hinsicht abzurunden: „Rasierschaum“ ist Marseiller Seife, die ich auch sonst zur Reinigung der Haut nehme (Duschgel und Co. gibt es bei mir ebenfalls seit gut drei Jahren nicht mehr).
Viele Grüße aus Berlin,
Anja
Hallo Anja,
vielen Dank für Deinen Kommentar! Ich glaube ebenfalls, dass die klassischen Hobel durchaus auch für Frauen eine gute Alternative sind – trotz der v.a. anfangs etwas höheren Verletzungsgefahr.
Wenn man sich einmal an die Handhabung gewöhnt hat, ist es meiner Meinung immer noch die effektivste und billigste Möglichkeit der Nassrasur – gerade auch im Vergleich zu den ganzen Pseudo-Hightech-Rasierern für Frauen (die meist sogar teurer sind als die nahezu baugleichen Männermodelle).
Und wenn Mann & Frau langlebige Hobel aus Metall von Mühle (oder von anderen Herstellern wie z.B. Merkur) benutzen, dann ist das wirklich eine tolle nachhaltige Alternative zu dem ganzen Plastikzeug aus der Drogerie.
Beste Grüße aus München
Her M21er
…Mit Interesse verfolge ich den Blog und konnte auch schon so viele Dinge in meinen Alltag übernehmen.
Seit der Veröffentlichung über den Rasurhobel , habe ich mir dahingehend auch so meine Gedanken gemacht. Schlichtweg wollte ich nun ein wenig warten und jetzt mit meinem Kommentar nach dem täglichen Handling mit dem Rasierer um Erfahrungswerte bitten. Klappt alles Problemlos? Wie lange hält eine Klinge? Gabs Verletzungen? Was ist ein geschlossener / offener Kamm bei diesem Modell?
Und ganz im allgemeinen : Bist Du zufrieden?
Viele Grüße, Brian
Hallo Brian,
vielen Dank für Deinen netten Kommentar – freut mich, wenn wir Dir schon ein paar gute Tipps geben konnten.
Gerne beantworte ich Dir Deine Frage: Ich bin immer noch sehr begeistert von meinem klassischen Nassrasierer von Mühle. Die Rasur klappt besser als mit meinem Wilkinson Classic, was schlichtweg an dem höheren Gewicht des Hobels liegt. Auch habe ich den Eindruck, dass man sich nicht so leicht schneidet wie mit meinem alten Modell. Der Mühle gleitet angenehm über die Haut. Trotzdem habe ich mir bereits einen ordentlichen Schnitzer zugefügt, was aber daran lag, dass ich an einem erhöhten Muttermal unaufmerksam rasiert habe.
Ich weiß nicht, wie Du Dich bisher rasierst. Grundsätzlich schneidet man sich schon leichter mit einem Hobel als mit anderen Systemen. Wenn man von modernen Nassrasierern wie z.B. dem Mach3-System kommt, muss man sich umgewöhnen und anfangs besonders vorsichtig rasieren. Denn bei einem Hobel liegt die Klinge recht ungeschützt zwischen den Abdeckungen (wodurch aber auch die Rasur eines Wochenbarts problemlos klappt). Wenn man also den Rasierer im falschen Winkel ansetzt und kräftig anzieht, dann kann man sich ganz schön schneiden… Nicht nur als Beginner sollte man den Hobel einfach ohne großen Druck gleiten lassen und lieber ein zweites Mal einseifen und rasieren – für eine hektische Rasur in der Früh unter Zeitdruck ist ein klassischer Hobel also eher nicht geeignet.
Der Unterschied zwischen einem offenen und geschlossenen Kamm ist leicht erklärt. Beim geschlossenen Kamm – die Variante, die ich auch benutze – schaut die Schneide der Klinge vielleicht einen Millimeter aus der Halterung hervor. Bei einem offenen Kamm ist die Klinge deutlich ungeschützter, ragt schätzungsweise doppelt so weit hervor und rasiert daher auch längere Barthaare problemlos. Sie funktioniert dann mehr wie ein Rasiermesser und muss noch präziser im richtigen Winkel auf die Haut treffen. Die Verletzungsgefahr ist also deutlich höher.
Einen ersten Eindruck von den verschiedenen Klingensystemen kannst Du Dir z.B. hier verschaffen: http://www.muehle-shaving.com/Produktwelt/Klingensysteme/.
Als Anfänger mit der Hobel-Nassrasur würde ich auf keinen Fall einen offenen Kamm wählen. Obwohl ich mich wie gesagt nur ca. einmal pro Woche rasiere, reicht bei mir der geschlossene Kamm völlig. Sollten sich wirklich Haare an der Klinge verfangen, spült man sie einfach aus, bevor man mit der Rasur fortfährt. Das war übrigens auch der Grund, warum ich mich für den R89 TWIST entschieden habe. Hier ist die Klingenauflage fest montiert und nur der „Deckel“ kann abgenommen werden, um die Klinge zu wechseln. Gelöst wird der Deckel mit einer Schraube am Ende des Griffs. Lockert man diese nur leicht, kann die Klinge prima gereinigt werden. Diese Variante finde ich praktischer und bin sie auch vom Wilkinson Classic gewöhnt; es gibt jedoch auch die Möglichkeit, den gesamten Kopf abschrauben zu müssen, um die Klinge zu wechseln. Ist ein wenig komplizierter, der Vorteil ist jedoch, dass man den Kopf austauschen kann, sollte doch einmal etwas kaputt gehen. Je nach Hersteller gibt es auch noch andere Varianten, wie die Klinge fixiert wird – das ist sicherlich Geschmackssache!
Seit ich den Rasierer benutze, habe ich erst einmal die Klinge gewechselt – bei mir halten die Klingen also ca. zwei Monate. Man merkt es recht deutlich, dass sie stumpfer wird. Dann drückt man fester auf, wodurch die Verletzungsgefahr ansteigt. Ich wechsle meist nach Gefühl… Die erste Klinge war direkt von Mühle; damit war ich sehr zufrieden. Eine Packung mit 10 Klingen kostet bei Mühle aktuell 2,60 Euro (plus Versandkosten). Aber auch meine noch vorhandenen Wilkinson-Klingen funktionieren wie gewohnt problemlos – diese gibt es in jedem Supermarkt für ca. 3 Euro.
Ich habe mich damals für Mühle Rasurkultur entschieden, weil mir dieser Familienbetrieb einfach zugesagt hat. Erst kürzlich hat ein wirklich lesenswerter Artikel in der Süddeutschen Zeitung meinen Eindruck bestätigt. Ich würde mir auch das gleiche Modell wieder kaufen, kann es also absolut empfehlen. Letztendlich gibt es aber auch andere sehr gute Hersteller von klassischen Hobeln wie zum Beispiel Merkur o.a.
Ich hoffe, Dir ein bisschen bei Deiner Entscheidung geholfen zu haben, und bin gespannt auf Deine Erfahrungen!
Beste Grüße
Herr M21er
P.S.: Mit ansprechenden Videos und Fotos präsentiert die Firma Mühle auf ihren Webseiten Tutorials rund um das Thema Nassrasur und Rasurkultur: http://www.muehle-shaving.com/Rasurkultur/Rasiertipps/
Vielen vielen Dank für Deine ausführlichen Erfahrungswerte und Verlinkunen zu den Produkten und dem aktuellen Bericht der SZ.
Mein bisheriger Rasierer ist der Gilette Mach 3 und ich möchte das Plastikrelikt zu gerne aus meiner Umgebung verbannen und doch etwas wertiges, handgemachtes aus heimischer Produktion mein Eigen nennen, was mich dann gerne noch vieeeele Jahre meines Lebens begleiten darf. Eine scheu vor den Klingen habe ich nicht und demnach bin ich mir sicher, dass ich die Anwendung ebenfalls gut hinbekommen werde.
Nun nach Deinem Bericht hat sich über das Wochenende meine Entscheidung gefestigt und ich werde mir einen solchen Rasierer samt Pinsel nun zulegen.
Vielleicht solltest Du von Mühle dahingehend dann Provision verlangen, bei der tollen Info für Eure Leser 😉
Danke nochmals für die Zeit, die Du Dir genommen hast für die ausführliche Berichterstattung.
Viele Grüße, Brian
Hallo Brian,
es war mir eine Freude… 😉
Manchmal nervt mich die ewige Rasiererei, zum Glück jedoch eher selten. 😉
Meistens ist es für mich ein schönes Ritual, ein kurzes Innehalten im Alltag. Denn mit einem Rasierhobel muss man sich die nötige Zeit dafür nehmen, sich konzentrieren und bei sich sein, um sich gründlich und ohne Schnitte zu rasieren.
Mit einem Rasierapparat bin ich z.B. nie warm geworden. Schon als Teenager habe ich es nicht verstanden, warum mein Onkel so begeistert von den ersten Akkurasierern war. Ihm war die Zeitersparnis in der Früh wichtig, wenn er sich auf dem Weg ins Büro im Auto rasieren konnte.
Ich habe stattdessen noch immer meinen Opa vor Augen, der sich jeden Morgen genüsslich eingeschäumt und dann mit einem uralten Gilette-Stahlhobel rasiert hat… Mein Vater hingegen hat eigentlich immer Vollbart getragen… mit meinem Wochenbart bin ich sozusagen eine Mischung aus beiden (Rasur-)Vorbildern geworden… generationenübergreifende Rasurkultur eben… 😉
Was ich noch nie ausprobiert habe, ist ein Besuch bei einem richtigen Barbier… Der Videoblog vom „Nomad Barber“ macht mich jedoch sehr neugierig darauf: http://nomadbarber.com/webseries/ – auf jeden Fall ein „To do“ auf meiner persönlichen Erlebnisliste…
Ich wünsche Dir viel Freude bei der Auswahl eines schönen Rasursets und gutes Gelingen beim Rasieren! Vielleicht berichtest du uns ja nochmal von deinen Erfahrungen… würde mich freuen!
Bis dahin viele Grüße
Herr M21er