München und meiner Alma Mater bin ich von Herzen verbunden: Hier habe ich studiert, meine Doktorarbeit geschrieben, Herrn M21er getroffen und die schönsten (Studenten-)Jahre verbracht. Immer wieder nehme ich mir vor, meine Stadt noch besser kennenzulernen, Urlaub vor der Haustür zu machen und wie ein Tourist durch Straßen und Gassen zu streifen: ganz minimalistisch, aber mit maximalen unmittelbaren Momenten vor Ort. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich auf eine kostenlose Audioführung durch einen der größten innerstädtischen Parks weltweit gestoßen bin: die Stimmenspur Englischer Garten.
Für 21 Hörstationen im südlichen Part der Grünanlage haben die Masterstudentinnen Vera Kovács und Katharina Müller Tonspuren aufgenommen – Teil ihrer Abschlussarbeit für den Zertifikatskurs „Environmental Studies“ im Rachel Carson Center (RCC); der Kurs ermöglicht Studierenden eine Zusatzqualifikation im Umweltbereich. Die Töne sollen „den ältesten Volkspark Deutschlands für den Besucher akustisch erfahrbar machen“ und mit ihnen Menschen, Tiere und Pflanzen, heißt es auf der Webseite der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU).
Akustische Gehmeditation
Tatsächlich gehen Kovács und Müller mit ihrer Arbeit aber noch einen Schritt weiter. Denn die Stimmenspur will auch zu einem achtsamen Spaziergang anregen und die Zuhörer für geschichtliche, architektonische und ökologische Themen bzw. Herausforderungen sensibilisieren, darunter die Müllproblematik und Bodenverdichtung.
Dazu tragen Gespräche mit einem Landschaftsarchitekten, einer Yogalehrerin und einem Straßenmusiker ebenso bei wie das Geschnatter der Enten oder Tracks mit den Titeln „Die Augen schließen und ankommen“ (9), „Ohne Natur ist Alles Nichts“ (14) und „Achtsamkeitspfad“ (15). Zu hören ist also alles, „was den Englischen Garten ausmacht“, so die LMU weiter. Mehr Infos über die einzelnen Inhalte gibt’s auf dem Blog unter stimmenspur.wordpress.com/stimmen/.
Meditieren und Müll sammeln
Die Hörstationen sind als einzelne Tracks angelegt und können einfach bei Soundcloud heruntergeladen werden. Dann heißt es nur noch Kopfhörer aufsetzen und sich auf die hörbare Auszeit begeben. Rund zwei Stunden mit Pausen solltet Ihr für den fünf Kilometer langen Pfad einplanen. Ein PDF zum Download (mobiles Endgerät oder ausgedruckt) weist den Weg. Wer mag, packt eine Tüte zum Müllsammeln mit ein. Wer nicht in die bayerische Landeshauptstadt kommt, macht es sich mit den „Kurzgeschichten“ einfach auf der heimischen Couch hyggelig.
Daumen hoch für dieses tolle Projekt, das nicht nur Hörspielliebhaber und Geschichtsinteressierte wie mich erfreuen dürfte.