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La Pavoni. Design-Minimalismus & Genuss

Coffee to go im Plastikbecher? Espresso aus Kaffeekapseln? Sowas gibt es bei uns nicht!
Aber – ich gestehe – ohne Kaffeegenuss kann ich meinen Alltag nicht bestreiten… maßvoll konsumiert liebe ich das schwarze Gold aus der Tasse.

Weil meine in die Jahre gekommene halbautomatische Espressomaschine eine Generalüberholung benötigt, habe ich eine 25 Jahre alte Maschine aus dem Besitz meiner Familie wiederbelebt. Und mich sofort neu in diese wundervolle Designikone verliebt.
La Pavoni Professional – keine Schönheit, aber reduziert auf das Wesentliche. Kein technischer Schnickschnack, sondern einfach(e) geniale Mechanik. Keine Chance für geplante Obsoleszenz: Alle Bauteile können repariert oder ersetzt werden. Funktionaler Design-Minimalismus. Und das fast unverändert seit 1974.

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Die Diva unter den Espressomaschinen: La Pavoni Professional

Seitdem sie die letzten Jahre ungenutzt bei meinen Eltern eingelagert war, stand immer wieder die Frage im Raum: Was soll mit ihr geschehen? Verkauf bei Ebay? Verschenken? Allen Entrümpel-Vorsätzen zum Trotz habe ich die Pavoni übernommen, stundenlang entkalkt und poliert. Jetzt erstrahlt die alte Dame in neuem Glanz.
Mit ihr Espresso zu kochen, ist sehr aufwendig. Aber genau das hat für mich seinen Reiz. Kaffeegenuss wird hier (zwangsläufig) zelebriert. Man muss innehalten und sich Zeit nehmen, sonst ist das Ergebnis enttäuschend, der Kaffee verbrannt oder zu bitter, die Finger verbrüht.

Mit der alten Diva kann man den besten Caffè, Cappuccino oder Caffè macchiato zubreiteten, wenn man weiß, auf was man achten sollte. Letztendlich besteht die Maschine hauptsächlich aus einem großen Wasserkessel mit einer leistungsstarken Heizspirale. Ähnlich wie bei einem Espressokocher für den Herd wird auch hier mit Druck gearbeitet. Mechanisch und in Handarbeit muss das Wasser durch das Kaffeepulver gepresst werden. Simpel und doch kompliziert, eben nichts, was nebenbei geschehen kann. Belohnt wird man mit einem kräftigen, öligen Espresso mit üppiger Crema – einfach die perfekte Kaffeepause!

Gesellschaft von morgen. utopival 2015

Meine Güte, ist das eine Hitze! Die Temperaturen machen uns zugegeben etwas träge, was die Arbeit am Blog betrifft. Dennoch möchten wir euch wenigstens kurz auf ein interessantes Event bzw. Projekt hinweisen.

utopival. Zeit für Veränderung
„Wie stellen wir uns eine zukunftsfähige Gesellschaft von morgen vor?“ Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt von utopival. Der geldfrei gestaltete Mitmachkongress findet vom 3. bis 7. August im Findhof nahe Köln statt und bringt rund 100 Interessenten zusammen. In 25 Workshops können sich die Teilnehmer über utopietaugliche und zugleich konkrete Alternativen zum gesellschaftlichen Status quo austauschen. Auf dem Programm stehen jeweils fünf praktische und theoretische Übungen zu den Themenbereichen Bildung, Ernährung, soziales Miteinander, Kreativität und Wirtschaft. Veranstalter ist das Projekt- und Aktionsnetzwerk living utopia, das für eine geldfreie, vegane, ökologische und solidarische Organisation sorgt. Und in der Praxis sieht die Arbeit des achtköpfigen Teams (siehe Bild © utopival) dann so aus:

Ein Highlight des Programms: die Keynote von Prof. Dr. Niko Paech, Ökonom, Gastprofessor und Autor von Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die PostwachstumsökonomieLeider ist eine Anmeldung für utopival in diesem Jahr nicht mehr möglich, da alle Plätze bereits vergeben sind. Auf der Webseite könnt ihr euch jedoch für den Newsletter eintragen, um über sämtliche Aktivitäten auf dem Laufenden zu bleiben. Zudem soll der Kongress filmisch, fotografisch und schriftlich gut dokumentiert werden.

Ein kleines Trostpflaster gibt es auch auf Minimalismus21:
Unsere ausführliche Nachlese über einen Vortrag von Prof. Paech auf der Grünen Bühne des Green City e.V. München. Ein Klick genügt und es heißt Darf’s ein bisschen weniger sein?

yooyama: Wie man sich bettet, so lebt man

Es gibt Geschichten im Leben, die eine ungeahnte Wendung nehmen. Und es gibt Geschichten, die verändern dein Leben. In diesem Blogpost treffen beide zusammen: Minimalismus21 meets yooyama.

Ich shoppe, also bin ich
Mein Wendepunkt in Sachen Konsum kam schleichend. Viele Jahre war ich nahezu wöchentlich intensiv auf Flohmärkten unterwegs. Ein Paradies für den kleinen (studentischen) Geldbeutel. Irgendwann wurde mein Kaufverhalten jedoch immer wahlloser. Das Taschenbuch für ein paar Cent? Das T-Shirt für einen Euro? Interesse und Notwendigkeit verschwanden oftmals hinter dem endorphinschwangeren Gefühl, ein Schnäppchen gemacht zu haben, sich auch bei angespannter Finanzlage etwas „leisten zu können“. Über wirkliche Needs und Wants habe ich mir damals keine Gedanken gemacht. 2009 die Wende und die Erkenntnis: Mein Besitz fängt an, mich zu erdrücken. Was mir wirklich fehlt(e) ist Zeit. Zeit, um mein Hab und Gut nutzen zu können. Ich legte den Rückwärtsgang ein und zog immer öfter die sprichwörtliche Bremse; das Thema „Nachhaltigkeit“ spielte zu diesem Zeitpunkt jedoch nur eine Nebenrolle.

Neigung und Beruf neu verknüpfen
März 2011. Johanna Spielberg (Beitragsbild © yooyama) ist mit ihren Eltern in Japan unterwegs. Der Tag beginnt mit einem traumhaften Sonnenaufgang. Und endet mit einem Schlüsselerlebnis, das das  Berufsleben der jungen Unternehmensberaterin verändern sollte: Ein Erdbeben und mit ihm ein Tsunami reißt etliche Menschen in den Tod. Johanna wurde von der Welle im Taxi überrascht und überlebte. 2013 kündigt sie ihren Job als Interims-Managerin für Feuerwehrprojekte und macht ihre Leidenschaft für Inneneinrichtung zum Beruf. Zusammen mit ihrem Partner gründet sie yooyama, eine Mischung aus Onlineshop und Blog.

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yooyama: 2014 als Online-Shop gegründet, seit diesem Jahr auch mit eigenem Laden in Düsseldorf

Das Besondere: Die hochwertig verarbeiteten Designprodukte werden nachhaltig produziert, kommen aus regionaler Herstellung mit niedrigen Auflagen oder sind Vintage-Stücke. Händler, die selbst keine Online-Plattform haben, treffen hier mit ihren Waren zusammen. In einem Interview mit dem Handelsblatt sagt sie über ihre Entscheidung für den beruflichen Neuanfang, das viele Reisen sowie ihr Leben aus dem Koffer hätten sie nicht gestört. Es sei das Orientierungslose gewesen, was ihr gezeigt habe, auf dem Holzweg zu sein. „In ihren Projekten fühlt sie sich häufig als Buhmann. Gebucht, um die harten Entscheidungen der Konzerne durchzusetzen. Mit der Unternehmensberatung, die sie eigentlich machen wollte, hatte das nicht mehr viel zu tun.“ Da Interior Blog und Shop kein durch Risikokapitel gesteuertes Unternehmen bilden, kann die studierte Japanologin heute frei entscheiden: über Lieferanten, Ausrichtung und Sortiment.

Wege aus der Grabbelkiste: Konsumieren mit Bedacht
Und dieses Sortiment hat es mir wirklich angetan. Hier geht es nicht um billige Wegwerfware, um kurzlebige Produktzyklen und/oder geplante Obsoleszenz. Angeboten werden hochwertige (Kunst-)Gegenstände mit „Seele und Geschichte“, Klassiker, Einzelstücke, Vintageobjekte, Antiquitäten oder verschiedene Schätze aus kleinen Manufakturen. Ein überzeugendes Konzept, denn Minimalismus bedeutet für mich mittlerweile nicht nur, weniger zu besitzen, sondern auch anders – d.h. wertiger und zielgerichteter – zu konsumieren. Umso mehr freut es mich, dass Herr M21er und ich uns einen direkten Eindruck vom Angebot verschaffen durften. Unabhängig voneinander haben wir zwei Produkte aus der Kategorie „Wohnen & Leben“ gewählt. In den Einkaufskorb wanderte ein schwarzes Dinkelkissen für mich sowie ein gleichfarbiges Zirbenkissen zu je 29 Euro von unikatis.de für den Herrn.

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Zirbenspäne in ein Kissen gepackt: eine wunderbar duftende Angelegenheit

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Die halbrunde Form des Dinkelkissens passt sich wunderbar dem Nacken-Schulterbereich an

Da der Postmann schon keine 24 Stunden später klingelte, gibt es an dieser Stelle bereits den ersten Pluspunkt in Sachen Service. Nummer zwei vergebe ich unmittelbar für die Verpackung: Außer ein bisschen Papier, das die neuen Mitbewohner ausreichend geschützt hat, befand sich kein unnötiges Füllmaterial im Versandkarton. Auch dafür Daumen hoch. Die Kissen selbst halten, was sich yooyama als Konzept auf die Fahnen geschrieben hat: Die Stücke sind 100% handgemacht, hochwertig verarbeitet und mit Dinkelkörnern bzw. Zirbenflocken aus kontrolliert biologischem Anbau bzw. aus PEFC-zertifizierter (nachhaltiger) Forstwirtschaft gefüllt. Die Baumwolle wurde ohne optischen Aufheller gebleicht und mit Wasserfarben bedruckt (Handsieb). Das moderne grafische Muster zeigt, dass ökologisch verträglichere Ware nicht langweilig sein muss.

Das Design bildet in meinem Fall einen angenehmen Kontrast zu meinem letzten Dinkelmodell, das ich als monotonen, weißen Halbmond im Rahmen der ca. einjährigen, hygienischen Nutzungsdauer in Gebrauch hatte. Bei Verspannungen im Nacken- oder Schulterbereich lässt sich das Ganze dank der klugen Form wunderbar um die „Problemzonen“ packen. Vorheriges Erwärmen im Backofen oder der Mikrowelle nicht vergessen! Olfaktorisch haben die Zirbenspäne allerdings eindeutig die Nase vorn: Die ätherischen Öle der Kiefernart schlagen einem förmlich schon beim Auspacken des quadratischen Knuddelkissens entgegen. Ein belebendes Gefühl, das jeden Euro wert ist.

Noch mehr Schönes könnt ihr im Online-Shop oder in der Bastionstraße 33 in Düsseldorf entdecken. Hier gibt es seit diesem Jahr auch ein Ladengeschäft.