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40 Tage ohne: Brauchtum Fastenzeit

40 Tage (Konsum-)Verzicht, (Heil-)Fasten, Rückbesinnung auf sich selbst – diese Schlagworte sind für Gläubige der drei großen Weltreligionen eine Selbstverständlichkeit.

Die christliche Fastenzeit beginnt mit dem heutigen Aschermittwoch als Vorbereitung auf das höchste christliche Fest, die Auferstehung Christi an Ostern.

Doch auch das Judentum kennt verschiedene Tage des Verzichts auf Nahrung wie das Estherfasten. Und der Fastenmonat Ramadan spielt für gläubige Muslime eine große Rolle. Steht hier der strenge Verzicht auf jegliche Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme während des Tages im Vordergrund, hat sich der christliche Brauch des Fastens schon lange aufgeweicht.

Besonders die durchaus sinnesfreudigen Katholiken haben schon immer Mittel und Wege gefunden, es mit ihrem „barocken Fasten“ nicht allzu streng zu nehmen. Ganz den Fastenregeln entsprechend verzichtete man zwar auf üppig sättigendes Essen und Fleisch. Stattdessen aber brauten schon die Mönche des 15. Jahrhunderts ein süffiges und nahrhaftes Fastenbier und spezialisierten sich auf leckere Fischgerichte.

Aktuellen Umfragen kann man entnehmen, dass auch heute der Nahrungsverzicht in der christlichen Fastenzeit immer noch eine große Rolle spielt. So stehen immerhin bei bis zu 70 Prozent der Befragten Genussmittel wie Alkohol, Zigaretten und Süßigkeiten auf der Streichliste; aber viele Menschen entschließen sich dazu, bewusst auf Konsum und moderne Annehmlichkeiten wie Auto, Fernsehen oder Internet zu verzichten.

Ob gläubig oder nicht – jeder kann diese Zeit für sich nutzen, um durch bewussten Verzicht auf alltägliche Routinen innezuhalten: Vielleicht entschließt man sich zum „CO2-Fasten“, das auch dieses Jahr vom Bund der Deutschen Katholischen Jungend Würzburg ausgerufen wurde? Interessant ist auch das „Plastikfasten“, zu dem der Verbraucherservice Bayern aufgefordert hat. Oder wie wäre es mit „7 Wochen mit…“ bewusstem Konsumieren von Lebensmitteln aus der Region, einer Aktion der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland?

Egal, für was man sich entscheidet – freiwilliger Verzicht schafft Freiraum für Neues!

Wie begeht Ihr die Fastenzeit? Lasst uns teilhaben an Euren Vorsätzen!

Von allem nur das Nötigste

Warum soll ich im Leben Verzicht üben, wenn ich es nicht muss? Dass es sich lohnen kann, zeigt der Student Max Gaedtke. In einem kurzen Beitrag der SWR-Landesschau bringt er die Kerngedanken des Minimalismus auf den Punkt:

„Ich muss auch nicht das Geld verdienen, um mir Dinge zu kaufen, die ich eigentlich gar nicht brauche.“

Und über seine Eselin sagt er: „Ich lerne von ihr Langsamkeit, Entschleunigung, einfach ein bisschen das Tempo aus dem Leben rauszunehmen.“

Zwei wesentliche Erkenntnisse, die die Chance auf ein glückliches Leben eröffnen – warum?

Konsumverzicht und Angstfreiheit
Wenn ich meine eigenen Bedürfnisse kritisch hinterfrage, verliert das moderne Hamsterrad aus immer mehr Leistung und Geldverdienen seine Macht. Das Bewusstsein, durch reduzierten, zielgerichteten Konsum weniger zu benötigen, kann Angstfreiheit erzeugen. Und nichts ist wichtiger für ein glückliches Leben. Nur wer ohne Furcht vor dem Morgen auf seinen Alltag blicken kann, hat auch den Mut zur Veränderung. Dabei müssen es nicht gleich existenzielle Brüche sein; manchmal genügt es, nur den Blickwinkel zu ändern. Wie der Soziologe Hartmut Rosa in seinem Beitrag für Die Zeit ausführt, gelingt das Leben, „wenn wir es lieben. Wenn wir eine geradezu libidinöse Bindung an es haben. >>Es<<, das sind die Menschen, die Räume, die Aufgaben, die Dinge und Werkzeuge, die uns begegnen und mit denen wir zu tun haben. Wenn wir sie lieben, entsteht so etwas wie ein >>vibrierender Draht<< zwischen uns und der Welt.“
Angst, Pessimismus, Misstrauen und Starrheit verdecken schnell den neugierigen, offenen Blick auf das eigene Umfeld. Und im ständigen Vergleich mit anderen Menschen kommt einem das Glas oftmals halb leer vor.
Ich bin nicht mutig genug gewesen, mein Leben nach meinen persönlichen Vorstellungen zu gestalten. Damit hadern viele Menschen auf dem Sterbebett. Warum es also nicht einfach mal wagen, auf die eigenen Selbstwirksamkeitserfahrungen im sozialen Miteinander (im Beruf, in der Freizeit, in der Familie) zu achten? Statt sich mit noch mehr Konsum und folglich noch mehr Arbeitsdruck zu betäuben!

Die Wiederentdeckung der Langsamkeit
Damit kommen wir zur Entschleunigung. Byung-Chul Han, Philosophieprofessor in Berlin, geißelt in seinem Aufsatz „Alles eilt. Wie wir die Zeit erleben“ die Beschleunigung als die heutige Zeitkrise. Und er macht uns wenig Hoffnung, durch Zeitmanagementkurse oder Entschleunigungsangebote wirklich zur Ruhe zu kommen. Für ihn sind das alles nur Verzögerungen, Arbeitspausen, aber keine Veränderungen. In unserer modernen Welt hat die Arbeitszeit als ‚additive Ich-Zeit‘ – als Anhäufung von Pflichten und Terminen jedes einzelnen – alles überlagert. Nach Han sind uns sogenannte ‚narrative Zeitstrukturen‘, die uns wie z.B. religiöse Feiern die Erfahrung der Dauer bieten, nahezu völlig abhandengekommen.
Doch wie in Michael Endes „Momo“ besteht Hoffnung: „Es gibt aber eine andere Zeit, nämlich die Zeit des Mitmenschen, eine Zeit, die ich ihm gebe. Die Zeit des Anderen als Gabe lässt sich nicht beschleunigen. Sie entzieht sich auch der Leistung und Effizienz. Die Zeitpolitik des Neoliberalismus hat heute die Zeit des Anderen, die Gabe, ganz abgeschafft. Notwendig ist nun eine andere Zeitpolitik. Im Gegensatz zur Ich-Zeit, die uns isoliert und vereinzelt, stiftet die Zeit des Anderen die Gemeinschaft, ja die gemeinsame Zeit. Sie ist die gute Zeit.“

Alle Zitate aus „Wie soll ich leben? Philosophen der Gegenwart geben Antwort“ (2014)

Teatime natural frugal

Wer mein Profil gelesen hat, weiß: Ich bin eine passionierte Teetrinkerin. Aus unserem letzten großen Sommerurlaub in Sri Lanka haben wir mehrere Packungen des edlen Blattgenusses mitgenommen. Ceylon, so der frühere Name des Inselstaats, gibt dem schwarzen Juwel seinen Namen. Eine leckere Alternative sind die Teeschönheiten aus dem Hause stick lembke. Natürlich ohne Aromen und künstliche Zusätze. Die Auswahl vergrößert sich kontinuierlich und das Angebot ist bequem in jedem gut sortierten Drogerie- und Lebensmittelmarkt erhältlich.

Tee ist Ruhe und nicht Eile (tibetanisches Sprichwort)

Ingwertee2bIn der kalten Jahreszeit hat mein Bedürfnis nach dem heißen Aufgussgetränk jedoch eine neue „Stufe“ erreicht. „Natural frugal“ lautet die Devise. Zutaten direkt vom Obst- bzw. Gemüsehändler um die Ecke – ohne Verpackung und Co. Ganz oben im Kurs: Ingwer. Über die gesundheitsfördernde und entzün- dungshemmende Wirkung des aromatisch-scharfen Gewürzes brauche ich an dieser Stelle wohl nichts zu sagen. Von Erkältung über Migräne, Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu chronischem Husten und Übelkeit. Die Liste der lindernden und unterstützenden Wirkung ist lang. Nicht zu vergessen das wohlig-warme Gefühl, welches sich bei einem heißen Aufguss schnell im gesamten Körper breitmacht.

Wer es variantenreicher mag, der kann die scharfe Knolle wunderbar mit Kräutern und Früchten kombinieren. Aktueller Favorit: Ingwer mit Orangenscheiben und Minzblättern. Ergibt – je nach Mengenverhältnis – eine fruchtige, würzige und/oder belebende Komposition. Und was sagte meine frühere Hauswirtschaftslehrerin immer über Zutaten: „Je kleiner, desto gehaltvoller!“ Also Küchenhobel und Messer raus und frisch ans Werk. Für einen süßen Unterton einfach einen Löffel Honig dazugeben.

 Wie trinkt ihr euren Tee? Rezeptvorschläge herzlich willkommen.