Alle Artikel mit dem Schlagwort: loslassen

#Reset. Alles auf Anfang

Seit zwei Tagen steht fest: Herr M21er und ich ziehen um. Zehn Jahre haben wir auf diesen Moment gewartet: mal mehr, mal weniger. In den letzten Monaten und Wochen wurde der Wunsch, Arbeiten und Leben in den eigenen vier Wänden besser trennen zu können, allerdings immer stärker. Wer 50 Prozent seines Jobs zu Hause arbeiten muss ohne Aussicht auf Alternativen, weiß, was ich meine. Am Freitag kam der langersehnte Anruf: „Der Vorstand hat Sie bei der Vergabe berücksichtigt.“ Konkret bedeutet das: Wir tauschen die bisherige Bleibe im wahrsten Sinne des Wortes gegen eine andere Wohnung. Unser Vermieter: eine Münchner Genossenschaft. Doch dazu vielleicht an anderer Stelle einmal mehr. Wie wenig ist genug? Was in den letzten 48 Stunden nach der frohen Botschaft in Bewegung gekommen ist, ist ein wahrer Mischmasch aus Gefühlen gepaart mit einer nahezu bedrohlichen Energie, wobei ich aktuell nicht für Punkt zwei stehe. Vor eineinhalb Wochen bin ich unerwartet im Krankenhaus gelandet, kämpfe mit starken Schmerzen, massivem Fieber und werde dabei zwangsweise zur lebenden Chemiekeule auf zwei Beinen. Das Bett verlassen? Daran …

Herr der Dinge. Eine Minimalismus-Trilogie

 „Alles was du besitzt, besitzt irgendwann dich.“ Es gibt nur wenig Zitate, die das Verhältnis zu meinem Hab und Gut treffend(er) beschreiben. Kaum zu glauben, dass es über 15 Jahre her ist, seit Fight Club über die Kinoleinwand flimmerte. Damals war ich noch weit davon entfernt, mein Leben minimalistisch zu gestalten: Ich steckte mitten im Studium. Meine finanzielle Situation erlaubte mir weder große materielle Sprünge noch übermäßige Hamsterkäufe. Schnäppchenjagden auf dem Flohmarkt waren ein probates Mittel, um meinen kargen Geldbeutel zu schonen. Retrospektiv betrachtet stellen sie eine wichtige Phase meiner  Konsumsozialisation dar, die ich nicht missen möchte. Alles hat eben seine Zeit. Was ich 1999 noch nicht wusste: Alles was du hast, hat irgendwann dich. Was ich mich kurz vor der Jahrtausendwende noch nicht fragte: Besitze ich die Dinge oder besitzen die Dinge mich? Und was ich erst 2015 lernte: Man kann die Dinge nicht konservieren. Eine Trilogie der Erkenntnisse. 1. Alles was du hast, hat irgendwann dich. Jede Minimalistin und jeder Minimalist weiß sofort, was ich meine. Nehmen wir dennoch ein Paradebeispiel wie die …

Auslese: Die Zeit, die wir hatten

Alles im Leben hat seine Zeit, sagt der Volksmund. Mir fällt das momentan ganz besonders beim (Aus-)Sortieren meiner Bücher auf. Diese entstammen – grob gesagt – aus drei verschiedenen „Herkunftsquellen“: Neu gekauft, gebraucht erworben, geschenkt bekommen. Besonders bei den beiden letztgenannten Quellen liegt jedoch der literarische Hund begraben. Und mit ihm die Erkenntnis: Ein Großteil meiner Bibliothek wird, soll, kann, darf und muss mich verlassen. 1. Konsumfalle „Schnäppchen“ „Rabattschilder sorgen dafür, dass wir weniger nachdenken“, so Gehirnforscher Bernd Weber vom Bonner Center für Economics und Neuroscience in einem aktuellen Focus-Artikel. Das gilt meiner Meinung nach auch für Gebrauchtwaren. In meiner Konsumsozialisation spielten Flohmärkte viele Jahre eine große Rolle. Ein Überangebot an Schnäppchen hat meinen studentischen Geldbeutel seinerzeit geschont, aber gleichzeitig mein Bedürfnis nach medialer Zerstreuung befriedigt; ein gewisses Besitzstandsdenken inklusive. Rückblickend stelle ich fest: Ich bin oftmals sehr unkritisch gewesen und habe auch Lesestoff mitgenommen, den ich zum Originalpreis niemals gekauft hätte. Womit wir auch auch schon bei Punkt 2 wären. 2. Interessen ändern sich Ich bin kein großer Freund von Belletristik (mehr). Und habe …