Alle Artikel mit dem Schlagwort: Postwachstumsökonomie

Leben in der Vergeudungsökonomie

Vielleicht war sie beim Schleudern über die Jahre etwas lauter geworden. Vielleicht wollten wir die Zeichen der Zeit nicht sehen. Tage zuvor wusch sie noch klaglos unsere Wäsche, ohne Anzeichen von Abnutzung. Und dann, von einer Ladung zur anderen – nichts mehr! Stattdessen blinkte ein großes „E“ für Error. Kein Programm ließ sich mehr starten. Unsere knapp zehn Jahre alte Waschmaschine einfach kaputt? Nach einem kurzen Telefonat mit dem Kundendienst kam rasch ein Servicetechniker. Aber geschraubt und repariert wurde nichts. Mitleidig blickte er auf die Maschine im Bad, erkundigte sich erstaunt nach dem Alter. Hoffnung mache er mir keine, sagte er, im Grunde lohnen sich Reparaturen bei solchen Geräten nicht. Da er aber nun einmal da sei, lese er wenigstens den Fehlercode aus: Motorendefekt, wohl ein Steuerungsmodul. Reparatur nicht lohnenswert. Unter uns gesagt, verkündete der Techniker, sparen Sie sich nächstes Mal den Service und kaufen Sie gleich eine neue Maschine. Mehr als zehn Jahre hält so ein Gerät nicht… Als technischer Laie zahlte ich ratlos die geforderte Pauschale. Tags darauf machten wir uns auf den …

Nachlese: Befreiung vom Überfluss (Niko Paech)

Nehmen wir es gleich vorneweg: „Befreiung vom Überfluss“ ist keine leichte Kost. Auf mehr als 150 Seiten wandelt Niko Paech „auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie“, die ein genügsameres, stabileres und ökologisch verträglicheres Wirtschaften ermöglichen soll. Dabei hält der Volkswirtschaftler dem Leser einen blank polierten Spiegel vor die Augen. Im Mittelpunkt des Angesichts: der materiell orientierte Wohlstandsbürger, der in einem unbegrenzten (Kommunikations-)System uneingeschränkt konsumieren kann – weltweite Mobilität inklusive. Doch was steckt hinter dem immensen Mobilitäts- und Konsumniveau? Vor allem eine Abhängigkeit von überregionalen Marktdynamiken und Versorgungsketten. Klingt kompliziert? Ist es stellenweise auch. Der Wachstumskritiker Paech hat eine Menge Thesen parat, wenn es darum geht, sein Modell ökonomischen Handelns zu erklären: Wohlstandsballast abwerfen, Lebensstile entschleunigen, mehr Eigenproduktion als industrielle Herstellung, Nutzungsdauer von Gütern durch Instandhaltung und Reparaturen verlängern, gemeinschaftlicher Gebrauch von Gegenständen – um nur einige Beispiele zu nennen. Flankiert wird das Ganze von einem Wirtschaftssystem, in welchem die Verkürzung der Arbeitszeit genauso eine Rolle spielt wie der Rückbau von Industrieanlagen. Visionäre Alternativen, die in einem ersten Schritt eine Arbeit an der Basis und damit …