Minimalisten sind Gewohnheitstiere. Nachdem sie sich für ein reduziertes, entrümpeltes, vereinfachtes und nachhaltigeres Lebensmodell entschieden haben, tragen sie standardmäßig Jutebeutel und Mehrwegbehälter bei sich. Reflexhaft verweigern sie Plastiktüten, lehnen Give-aways ab und recyceln voller Selbstverständlichkeit wertvolle Rohstoffe. Klingt nach Klischee?
Gewohnheiten und Komfortzone den Rücken kehren
Tatsächlich geht es mir um die Botschaft dahinter: Wir alle sind Kinder unserer Zeit, unserer Erfahrungen, Erziehung, Sozialisation, unseres kulturellen und wirtschaftlichen Umfelds und sicherlich noch viel mehr. Aus dieser Gemengelage entstehen persönliche Gewohnheiten, haben sich bestimmte Reaktionsmuster als treue und zuverlässige Begleiter herausgebildet, von denen wir oftmals nicht lassen können oder wollen. Ist ja auch kuschelig in der Komfortzone, egal, ob es um Verhaltens-, Denkweisen oder schlichtweg um Gefühle geht. Wer den Begriff „Gewohnheiten“ bei Google eingibt, erhält als Ergänzung sofort den Zusatz „ändern wie lange“ vorgeschlagen. Das kommt nicht von ungefähr.
Allein kalendarisch betrachtet gibt es unzählige willkommene Anlässe, unsere täglichen Doings einem Reset zu unterziehen bzw. zu „optimieren“. Frei nach dem Motto: Der nächste Jahreswechsel steht schon vor der Tür. Der nächste runde Geburtstag ebenfalls. Wer institutionalisiert gleich nach den Sternen und damit nach dem großen Ganzen greift, verliert meistens schnell Mut und Motivation. Denn alte (An-)Gewohnheiten lassen sich nicht über Nacht durch neue ersetzen. Die 180-Grad-Drehung gelingt wohl den wenigsten Menschen im Normalfall auf Anhieb.
Einfach mal (anders) machen
Getreu unseres Mottos „Mit Weniger zum Mehr“, möchten wir Euch deswegen simple Einsteigertipps für weniger Abfall und mehr Rohstofferhaltung an die Hand geben. Ohne Risiken und Nebenwirkungen, aber mit Auswirkungen. Sie stammen allesamt aus den Reihen unserer Blog-Leserinnen und -Leser: Im Rahmen unseres Gewinnspiels für zwei Menstruationskappen von Lunette wollten wir unlängst wissen, wie Ihr Euer Leben im Alltag ressourcenschonender bzw. müllärmer gestaltet. Die Antworten gibt’s jetzt in einer kompakten Zusammenfassung. Weil viele kleine Schritte in Summe zu einem größeren Ganzen und im Idealfall schrittweise zu „besseren“ Gewohnheiten führen.
Einen Anspruch auf Vollständigkeit und den perfekten Nachhaltigkeitsplan erheben wir nicht. Wer mag, darf die Aufzählung natürlich gerne ergänzend kommentieren. Los geht’s!
- Der Jutebeutel ist mehr als ein Klischee: „Einfach mal hängen lassen“ lautet hier die Devise, z.B. an der Haustür, an der Garderobe oder einer anderen zentralen Stelle. So habt Ihr den Einkaufsbegleiter immer griffbereit und im Blick. Für Plastiktüten in Supermarkt und Co. gibt’s dann keine Ausreden mehr. Also warum nicht einfach mal einen Korb geben nehmen.
- Apropos Plastiktüten: Obst und Gemüse ist – in den meisten Fällen – schon von Natur aus verpackt. „Unverpackt“ sind ein paar wenige Vertreter wie Himbeeren. Doch selbst die schalenlose Köstlichkeit aus der Familie der Rosengewächse kann man auf dem Markt oder in speziellen Unverpackt-Läden lose einsammeln und in entsprechenden Dosen, Boxen oder recycelten Gläsern transportieren. Mittlerweile haben sogar große Player unter den Discountern den Weg zu losen Waren eingeschlagen. Bärenstark!
- Obst und Gemüse selbst anzubauen, ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Oder mangels Grünfläche schlicht unmöglich. Frische Produkte mit regionalen oder saisonalem Fokus zu kaufen schon, mehr bio, vegetarisch und vegan ebenfalls. Übersicht und Orientierung verschaffen Saisonkalender und Einkaufszettel. Und wenn doch einmal zu viel im Kühlschrank landet, kurzerhand eine Tausch- oder Verschenkparty organisieren.
- Letztere eignen sich übrigens hervorragend, um seinen Kleiderschrank zu verschlanken. Oder um ein neues Lieblingsstück zu ergattern. Meine Theorie ist: Im Grunde wurde (nahezu) schon alles produziert, was wir brauchen. Flohmarkt, Secondhand, Umsonst- und Tauschläden verlängern die Lebenszeit von Gütern ebenso wie pflegliche Behandlung und Reparieren. Und schonen Ressourcen und Geldbeutel gleichermaßen. Hat ein Produkt endgültig seinen Dienst getan, unbedingt auf ordentliche Mülltrennung achten.
- Diese Achtsamkeit führt über kurz oder lang dazu, dass wir uns intensiver mit unserem gesamten Ressourcenverbrauch auseinandersetzen. Dazu gehören gleichermaßen Strom, Wasser uvm. PC und das Smartphone immer wieder links liegen zu lassen, spart nicht nur Energie, sondern sorgt auch für positive Ruhe in Geist und Seele. JOMO-Leser wissen mehr!
- Wer zusätzlich auf Leitungswasser umsteigt, braucht weder Kisten schleppen noch Pfandflaschen entsorgen. Ich selbst habe mir vor ein paar Monaten einen Trinkbecher von Klean Kanteen (siehe Bild) gekauft, den ich versuche stets bei mir zu haben. So lässt sich unterwegs easy Flüssigkeit „zapfen“ – etwa bei den wachsenden Refill-Stationen in Deutschland. Wer es verträgt und mag, kombiniert H20 im Bad mit Körper- und Haarwaschseifen. Die liefern tolle Ergebnisse und sind in Papierverpackungen oder sogar lose erhältlich. „Grünere“ Produkte wie waschbare Abschminkpads, Stoffwindeln und Zahnputztabletten entlasten die Mülltonne zusätzlich.
Lektüretipp zum Thema: Bea Johnson: Zero Waste Home. Glücklich leben ohne Müll! Reduziere deinen Müll und vereinfache dein Leben. Verlag Ludwig 2016 (19,90 Euro)
Den Jutebeutel kann man auch aufrollen und immer in der Handtasche mit sich rumtragen. Und fürs Gemüse kann man auch so kleine gehäkelte Beutelchen dabei haben, oder welche aus upgecycelten alten durchsichtigen Vorhangstoffen zum Beispiel. Wiegen fast nichts.
Liebe Khendra,
ja, es ist wirklich kinderleicht – im wörtlichen und übertragenen Sinne :-D.
Herzliche Grüße
M21
Hallo zusammen.
Für manches Obst: selbst pflücken gehn. Das ist entweder günstiger als aus dem Laden oder gar ganz umsonst.
Klassiker sind Erdbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren oder Nüsse.
Je nach Region gibt es auch Möglichkeiten für Kultur-Blaubeeren oder Kirschen.
Viele Sammel-Orte sind zum Beispiel auf http://mundraub.org aufgeführt, aber auch Kleingärtner:innne haben von manchen Früchten mehr, als sie selbst verzehren – fragen kost nix.
Liebe Mela,
das ist ein wunderbarer (Link-)Tipp – den wir selbst auch gar nicht auf dem Radar hatten. Klasse!
Vor unserem alten Wohnhaus stand viele Jahre ein wunderbarer Kirschbaum, der tolle Früchte getragen hat. Die purzelten leider immer nur achtlos auf dem Gehweg herum, sofern sich die Vögel nicht an ihm gelabt haben.
Irgendwann wurde er „gekappt“: Was für ein Verlust.
Liebe Grüße und vielen Dank
M21
[…] passiert es wahrscheinlich, dass Müll entsteht. Das ist kein Verbrechen, ganz nach dem Motto Less Waste hast du mit den oben genannten Tipps bereits einiges an Plastikmüll […]