6 G: Minimalismus im April ist der Auftakt zu unser neuen Serie, in der wir Euch monatlich ein paar ausgewählte Appetithappen rund um das einfache und bewusste Leben vorstellen wollen. Dazu gehören Lektüre- und ausgewählte Produkttipps ebenso wie spannende Projekte und Initiativen, Nachdenkliches und Kritisches. Viel Spaß mit unseren ersten „6 Gs“ wünschen M21 und der Herr M21er!
Gelesen Weshalb mich weniger Besitz glücklich macht. Mit Minimalismus mehr Klarheit im Leben von Guido Schlaich aus dem Kosmos Verlag (Stuttgart 2021). Bei Schlaich beginnt das einfache Leben mit einem Möbelstück, genauer gesagt mit einer Couch. Sie ist Schluss- bzw. Wendepunkt für den studierten Innenarchitekten, der auf kurzweiligen 120 Seiten die Lebensgeschichte seines Downgradings erzählt – schnoddrig, unverblümt und unzensiert. Selbst die eigenen Nachbarn oder Ex-Partnerinnen werden einer „materialistischen Bestandsaufnahme“ unterzogen. Das ist durchaus unterhaltsam, führt aber an einigen Stellen dazu, dass sich der Autor zu sehr in geschlechterspezifischen Klischees verliert. Denn nicht nur Frauen verfügen hin und wieder über einen (zu) voluminösen Kleiderschrank, lieber Guido! Und dem (digitalen) Nomaden steht nicht zwangsweise der Messie am anderen Ende der Ausmist-Skala gegenüber.
Wertvoll fand ich dagegen den Gedanken, dass Menschen sich Lebenssituationen konstruieren, um nicht ans Wegwerfen und Loslassen denken zu müssen. Auch die Überlegung, wonach es drei Phasen des Besitzes gibt – darunter das bewusste Erleben desselben – hat mich angesprochen, was wohl an der gemeinsamen Sozialisation und Kindheit im analogen Zeitalter liegt. Die Generation Ü35 ahnt, wovon ich spreche. Wer neben den einschlägigen Methoden zum Ausmisten noch eine andere Variante sucht, wird in der Lektüre ebenfalls fündig: Verbrennen lautet die Devise als „mythologisches Momentum“ und Ritual – nur eine (radikale) Möglichkeit, um die Qual der Wahlmöglichkeiten zu reduzieren.
Geteilt wurde ein Statement von uns bei der lieben Marion. Auf ihrem Blog Frugales Glück schreibt sie über Minimalismus, Nachhaltigkeit, pflanzliche Ernährung und intuitives Essen. Schaut doch mal rein und erfahrt 133 Gründe, um minimalistisch zu leben.
Getestet Fast zwei Jahre ist es her, dass Andreas von Anders & Komisch uns fragte, ob wir ihr Mini-Portemonnaie im Kreditkarten-Format testen wollen. Es würde „einerseits zur Reduktion“ einladen „und die Hosentasche erleichter(n), andererseits lokal und in Handarbeit produziert“ werden. Wer unsere Vorliebe für Secondhand kennt, weiß, dass wir nur ungern über neu produzierte Ware berichten und bei der Vorstellung von Produkten sehr zurückhaltend sind. Doch der kleine vegane Geldbeutel des Berliner Labels ist ein ganz Großer für mich geworden. Und das liegt nicht nur am schicken Design und der liebevollen Details. Seit Sommer 2019 begleitet mich der goldfarbene A&K MINI auf Schritt und Tritt, egal, ob in der Hosen- oder Umhängetasche. Alle wichtigen Dokumente und Ausweise wie Fahrkarte oder Personalausweis finden hier problemlos Platz, das Gummiband hat auch nach über 700 Tagen nichts von seiner Elastizität verloren. Lediglich mein Hang zur Kartenzahlung hat sich verstärkt, da sich meine Fingerfertigkeit beim Herauspicken von Kleingeld im Münzfach in Grenzen hält. Mit Weniger zum Mehr – bei Anders & Komisch mehr als ein Versprechen.
Gestaunt haben wir über die Möglichkeit, Papier aus Äpfeln herzustellen. Bettina Theissmann will genau diese Idee umsetzen. Für ihr Journal LESS AND ME sollen Apfelreste aus Südtiroler Äpfeln mit FSC-zertifizierter Zellulose zu Apfelpapier verarbeitet und auf diese Weise wertvolle Ressourcen geschont werden. Das Versprechen der Münchnerin: Als Tagebuch und Coach regt das Journal mit gezielten Fragen die eigene Suche nach Klarheit und einem bewussten Leben an. Wer das Projekt unterstützen möchte: Die Crowdfunding-Kampagne läuft noch bis zum 20. April 2021.
Unser Beitragsbild (© Bettina Theissmann) gewährt einen Ausblick auf den Planer.
Gefördert werden kann auch das Buchprojekt von Alexandra Wagner. Antons geheime Reise mit Paul Pulli ist der erste Band der neuen Kinderbuchreihe Die magische Welt der Dinge. Jeder Band soll sich, so Wagner, dem Herstellungsprozess eines bestimmten Produktes widmen, dessen Lieferkette sowie den Auswirkungen auf Mensch und Natur.
In Band eins dreht sich alles um die Herstellung von Bekleidung am Beispiel eines Baumwollpullis. Das Ziel der Autorin: Kinder auf eine spielerische und kindgerechte Weise zum Nachdenken über die wichtigen Themen unserer Zeit anzuregen, darunter Konsum, Herstellungsprozesse sowie Auswirkungen unseres Handels auf Umwelt und Mitmenschen. Mehr Infos zum Crowdfundig (bis 19. April 2021) findet Ihr unter startnext.com.
Gelernt Den Begriff „Schaufenster-Lecken“ aus dem Buch von Judith Levine: No Shopping! Ein Selbstversuch. Berlin 2007, Seite 82: „Die amerikanische Historikerin Rosalind Williams, die über das Paris der Jahrhundertwende schreibt, bezeichnet die damals völlig neuen Massenkonsumtempel – die Kaufhäuser, Verbrauchermessen, Filmpaläste – als ein „für alle zugängliches Versailles, zumindest zu Geschäftszeiten“. Die Verbraucher können dort Kleider anfassen und anprobieren, „Luxusartikel bestaunen, stilvoll reisen und Vergnügungen genießen, die normalerweise nur für wenige Glückliche reserviert sind“, und alles „ohne Kaufzwang“. […] Nicht umsonst nennen die Franzosen den Schaufensterbummel la lèche–vitrine, Schaufenster-Lecken.“
Wie gefällt Euch unsere neue Serie? Welche „Gs“ wünscht Ihr Euch in Zukunft? Hinterlasst uns einfach einen Kommentar und gewinnt ein Exemplar von Guido Schlaich. Bitte denkt daran, Eure E-Mail-Adresse (nicht öffentlich sichtbar auf dem Blog!) anzugeben. Unter allen Antworten zieht die Glücksfee am Ende drei Gewinner:innen.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Umtausch bzw. Barauszahlung des Gewinns sind nicht möglich. Teilnahme ab 18 Jahren. Teilnahmeschluss: 18. April 2021, 23.59 Uhr.
Für das Rezensionsexemplar sowie die Kooperation (Verlosung) bedanken wir uns beim KOSMOS Verlag!
Liebes M21-Team,
ich finde den Auftakt zu Eurer neuen Serie gelungen. Die „Gs“ sind abwechslungsreich und informativ. Als zusätzlichen Punkt könnte ich mir „Geschenkt“ vorstellen – Ideen zu Produkten, die niemand braucht, die man sich also schenken kann.
Bin schon gespannt auf die nächste Ausgabe!
Herzliche Grüße und alles Liebe
Rebecca
Ich finde eure neue Serie sehr schön weil sie kurzweilig und vielfältig ist. Kann man mal mit einem Thema weniger anfangen, muss man sich so nicht „bis zum Ende des Artikels durchquälen“. Sehr gelungen.
Hallo ihr beiden,
eine tolle Idee, eure Serie! Kurzweilig und interessant. 🙂
Vielen Dank für die Erwähnung.
Herzliche Grüße
Marion
Hallo M21-Team,
Durch Zufall bin ich auf eure Seite gestoßen und klicke mich gerade durch die verschiedensten Artikel auf eurer Seite. Vielen Dank für euren Content. Den Geldbeutel, welchen ihr hier genannt habt, entspricht genau so einem wie ihn meine Freundin schon lange sucht. Danke dafür 🙂
„Genießen“ wäre vielleicht noch ein schöner Punkt
LG Johannes
Coole Idee für eine Artikel Reihe! Weiter so
Würde mich freuen auch einen Blick in das Buch haschen zu können.
Viele Grüße,
Caren
Genau mein Thema zur richtigen Zeit!
Mich würden folgende Gs interessieren: Geschafft, Gemacht, Gestaltet…
Liebe Grüße Ines
Liebe Minimalistinnen und Minimalisten,
herzlichen Dank für Euer Feedback und die tollen Vorschläge:
Wir haben viele neue Ideen mitgenommen, die wir gerne umsetzen werden.
Soeben hat die Losfee die Gewinner:innen der drei Bücher ermittelt – also schnell in Euren Mail-Account gucken.
Herzliche Grüße
M21