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#MoreMoments 10: Meine Ernte

Meditativer Ausgleich zum Büro, Bewegung an der frischen Luft, sich erden und ernten, was man säht: Ein Stück Acker kann zum grünen Paradies mitten in der großen Stadt werden, wie uns Lili schon im Sommer 2017 erzählt hat. Auf 45 oder 90 qm lässt sich der Traum vom regionalen Eigenanbau an mitlerweile 26 Standorten deutschlandweit für jedermann verwirklichen. Gemeinsam mit landwirtschaftlichen Betrieben bietet meine ernte Gemüsegärten zum Mieten an, darunter in Berlin, Dresden, Hamburg und Stuttgart. Für das „Experiment Selbstversorgung“ benötigen Slow-Food-Freunde, Natur- und Gartenliebhaber  nicht einmal den sprichwörtlichen  „Grünen Daumen“. Denn ein Landwirt vor Ort pflanzt bereits mehr als 20 Gemüsearten professionell vor, eine Grundausstattung an Geräten wird gestellt. Die Erntezeit liegt saisonal zwischen Mai und November.

Als Studentinnen konnten Natalie und Wanda davon allerdings nur träumen. Denn zu diesem Zeitraum stand „oft ein Fertiggericht oder Fast Food auf dem Speiseplan“, wie sie selbst sagen. Auf Minimalismus21 erzählen die beiden Gründerinnen und Gesichter hinter meine ernte, wie sie Bürostühle gegen Gemüsegärten tauschten und warum das Glück der Erde in eben jener selbst liegt.

Natalie und Wanda sind nicht nur beste Freundinnen, sondern auch die Gründerinnen von meine ernte

Was hat Euch motiviert, meine ernte zu gründen? Wie hat Euer Umfeld reagiert?
Die Idee zu meine ernte kam meiner Freundin Wanda und mir, nachdem wir uns ein paar Jahre nach dem Studium durch einen Zufall in Bonn wiedergetroffen haben und uns mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt haben – im Jahr 2009. Wir haben uns gefragt, wie wir uns regionaler und nachhaltiger ernähren und so das plastikverpackte, lang transportierte und gelagerte Gemüse aus dem Supermarkt vermeiden können. Wo können wir trotz Stadtwohnung unser eigenes Gemüse anbauen? Und wie wäre es, wenn einfach jeder Städter einen eigenen Garten genießen und frisches Gemüse vor Ort ernten könnte? Mit meine ernte möchten wir möglichst vielen Menschen das Erlebnis bieten, auf einfache Weise gesunde Lebensmittel bis zum Teller zu begleiten.

Unsere Familien und Freunde haben sehr positiv auf die Gründung unseres Unternehmens reagiert. Sie haben uns auch von Tag eins an unterstützt. Auch bundesweit haben wir eine große, positive Resonanz erhalten, was uns noch weiter in unserem Vorhaben bestärkt hat.

Welche Ausbildung habt Ihr und welche Inhalte konntet Ihr davon einbringen?
Wir haben gemeinsam Betriebswirtschaftslehre studiert, wodurch wir uns auch kennengelernt haben. Anschließend waren wir beide in verschiedenen größeren Unternehmen beschäftigt. Wanda im Marketing bei Unitymedia und ich im Inhouse Consulting bei der Deutschen Post. Das können wir uns heute nicht mehr vorstellen. Wir haben mit meine ernte eine sinnvolle Aufgabe gefunden, bei der wir sehr viel Positives bewirken können. Wir können unserer Leidenschaft nachgehen und bekommen sehr viel wieder zurück.

Handarbeit statt Computertastatur. Mit den eigenen Händen zur Selbstversorgung

Was macht für Euch die Faszination/ Leidenschaft des Projektes aus?
Wir glauben an eine Welt, in der die Menschen von der Natur lernen, Wissen teilen, selbstständig Nahrung hervorbringen und sich dadurch erden. Deshalb möchten wir noch mehr Menschen die Möglichkeit bieten, eigenes Gemüse anzubauen – ob auf dem Acker, auf dem Balkon, der Terrasse oder im eigenen Garten. Es ist wunderbar zu sehen, wie glücklich und entspannt die Menschen sind, wenn sie ein bis zwei Stunden auf dem Acker waren, den Alltag vergessen. Daher teilen wir unser Wissen über Gemüseanbau und bieten Unterstützung und Produkte an, um den Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, sich ein Stück weit selbst zu versorgen.

Ein grünes Paradies am Rande der Stadt mit meditativer Wirkung

Was unterscheidet meine ernte von anderen Mitbewerbern?
Dass wir unser persönliches Wissen teilen und unsere Gärtner aktiv vor Ort unterstützen. Neben zahlreichen Gartentipps auf unserer Homepage bieten wir auch Whatsapp-Gruppen und Gärtnersprechstunden direkt im Gemüsegarten an. Zudem sind wir bundesweit aktiv und mit Landwirten und Hobbygärtnern aus ganz Deutschland vernetzt.

Warum entscheiden sich Menschen, einen Garten bei meine ernte zu buchen? Welche Veränderungen stellt Ihr bei ihnen am Ende der Saison fest?
In erster Linie ist es für viele unserer Gärtner der Wunsch, ihre Freizeit in der Natur zu verbringen und eigenes, frisches Gemüse anzubauen. Sie lernen viel Neues dazu und wenden dieses Wissen auch außerhalb des Gartens an, zum Beispiel, welches Gemüse in unserer Region wächst und wie lange es zum Gedeihen braucht. Aber unsere Gärtner merken auch, wie gut es tut, draußen zu sein, sich zu bewegen und vom Alltag abzuschalten. Dabei merkt man, wie meditativ das Gärtnern ist.

Was ist die schönste Erfahrung im Zusammenhang mit meine ernte?
Es gibt sehr viele schöne Erfahrungen, die wir dank meine ernte sammeln konnten. Die Eröffnung des ersten Gemüsegartens, die Veröffentlichung unseres ersten eigenen Buches, der Gewinn des Agrarförderpreises kurz nach unserer Unternehmensgründung: Es gibt viele wichtige und entscheidende Momente, auf die wir voller Stolz zurückblicken, und es kommen immer neue dazu. Insgesamt freuen wir, dass so viele Menschen dank meine ernte einen eigenen Gemüsegarten genießen.

Hat sich Eure Sicht auf die Herstellung von Lebensmitteln verändert?
Sehr! Gesunde Ernährung war uns schon immer wichtig. Allerdings merkt man schnell, dass eine bewusste und nachhaltige Ernährung in einer Wegwerfgesellschaft alles andere als einfach ist. Wir haben schon früh nach einer Alternative zu plastikverpacktem und gespritztem Gemüse gesucht, das mit Schiffen und LKWs aus der ganzen Welt angeliefert wird. Irgendwann haben wir dann angefangen, uns mit dem eigenen Anbau von Gemüse auseinanderzusetzen. Heute beschäftigen wir uns mit weiteren Bereichen der Selbstversorgung und stellen sogar erste Kosmetika selbst her.

Die wichtigsten Gartentrends 2018?
Es ist immer wieder spannend, unterschiedliche Gärtnermethoden zu entdecken! Aktuell finde ich das Hochbeetgärtnern und den Gemüseanbau auf dem Balkon super interessant. Aber auch das Wiederentdecken schon älterer und teils fast vergessener Gemüsesorten gehört für mich ganz klar zu den Gartentrends 2018. Das liegt uns auch persönlich am Herzen, weshalb wir viele ältere Sorten in unser Bio-Saatgutsortiment aufgenommen haben.

Liebe Natalie, wir sagen herzlichen Dank für dieses Interview! Alle Abbildungen © meine ernte.

Das Gartenbuch von meine ernte

Für alle Gartenfreunde – und solche, die es werden wollen –, verlosen wir das 100% Ernte Glück-Buch inklusive Bio-Saatgut von demeter und Arche Noah. Das Buch ist in Zusammenarbeit mit dem BLV Verlag entstanden und enthält u.a. eine Einführung in die Grundlagen des biologischen Gärtnerns sowie Tipps zur richtigen Standortauswahl. Der Gewinn wurde uns von meine ernte zur Verfügung gestellt.

Verrate uns einfach, warum Du Ernte-Glück brauchst bzw. was für Dich das Besondere an der Selbstversorgung und/ oder der Gartenarbeit ist.

Jeder Beitrag samt E-Mail-Adresse (auf dem Blog nicht öffentlich sichtbar!) oder unter dem entsprechenden Facebook-Beitrag wandert in den Lostopf. Teilnahmeschluss ist der 4. März 2018. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Umtausch oder Barauszahlung des Gewinns sind nicht möglich. Teilnahmeberechtigt sind Personen ab 18 Jahren. Viel Glück!

More Moments
Du willst anderen Menschen zeigen, was Dein Leben erfüllt, was Dich wirklich glücklich macht und bereichert? Du „sammelst“ lieber schöne Momente als Dinge und verbringst Zeit mit etwas Wertvollerem als mit „compulsory consumption“? Dann melde Dich bei uns und erzähle Deine (Minimalismus-)Geschichte. Wir freuen uns auf Dich.

#MoreMoments. Was wirklich wertvoll ist im Leben. Die aktuelle Blogserie auf Minimalismus21. Alle (vorherigen) Teile der Serie findet ihr unter dem Suchbegriff #MoreMoments rechts oben (Lupe) und natürlich bei Twitter. Zu Teil 1 und Teil 2 sowie zu Teil 3, Teil 4, Teil 5 und Teil 6, Teil 7 sowie Teil 8 und Teil 9.

Minimalismus, jetzt

Ich weiß nicht, ob die Sonne an diesem Morgen heller leuchtete. Die Vögel lauter sangen. Die Menschen fröhlicher wirkten. Ich vermag nicht zu sagen, ob meine persönliche Wahrnehmung auf positiven Autofokus umgeschaltet hatte. Wahrscheinlich ist, dass ich tatsächlich mit aller Macht versuchte, die negativen Gedanken zu verdrängen. Denn vor einiger Zeit hatte ich das Schicksal herausgefordert. Ihm direkt ins Gesicht gesehen und festgestellt, ich könnte gehen. Ja, es wäre nicht mehr so schlimm, wenn es ab sofort aus und vorbei wäre, die Reise zu Ende, der Weg beschritten.

Denn mein Minimalismus und ich, wir haben auf vieles verzichtet, um uns vieles zu erfüllen. So viel, dass immer noch genug Neugierde und Erwartung offen sind. So viel, dass „Wenn dann“ und „Hätte“ auf ein erträgliches Maß schrumpfen konnten. Für einige meiner Mitmenschen stellen sich diese Überlegungen seit dem vergangenen Jahr allerdings schon nicht mehr. Sie mussten gehen oder wollten. Wobei das „Wollten“ am schwierigsten zu begreifen ist. Denn etwas zu wollen setzt eine Freiwilligkeit voraus. Und die scheint medizinisch betrachtet höchst fragwürdig zu sein, wenn tiefe Traurigkeit und Verzweiflung jedes Licht und jeden Blick auf das, was Leben heißt, gelöscht haben.

Manchmal hindert uns das Gedankenkarussell daran, im Hier und Jetzt zu leben

An jenem Montagmorgen, an dem die Sonne heller leuchtete, die Vögel lauter sangen und die Menschen fröhlicher wirkten, war mein negatives Momentum ein brauner Punkt an meinem Bein. Eine kleine Fläche Haut, die ich seit langem mit mir herumgetragen hatte und die nun etwas Atypisches mit sich brachte, was ich weder greifen noch beeinflussen konnte. Ein paar Zentimeter – eigentlich eine minimale Sache –, aber mit gewaltiger emotionaler Schubkraft. Die mich daran erinnerte, dass das Leben nur jetzt ist. Dass wir immer nur Kinder unserer Zeit sind, der Zeit, der Minute, der Sekunde, in der wir uns bewegen. Nicht mehr, nicht weniger. Ein Umstand, den wir im Alltag nur zu oft vergessen. Zwischen Routine und routiniert sein, zwischen nine to five und nein, pfeif darauf, zwischen dem Hamster im Rad und dem Hamstern von Dingen. Frei nach der Illusion: Immer mehr ist auch immer besser.

Bis zum 6. Mai 2018 zeigt das Frankfurter Museum Angewandte Kunst die Ausstellung „Jil Sander, Präsens“

Sich voll und ganz dem Moment hingeben? Pustekuchen. Wer im Gestern verharrt und sich vor dem Morgen fürchtet, verliert Aufmerksamkeit und Achtsamkeit für das Hier und Jetzt und die vollkommene Hingabe in Momente. Bei Mode-Ikone Jil Sander (Bunte 45/2017), die über Jahrzehnte hinweg einen – zugegeben hochpreisigen – Minimalismus in ihren Kreationen geprägt hat, liest sich das so: Die Vergänglichkeit ist mir sehr stark bewusst, aber kein beängstigendes Gefühl. Alles vergeht in jedem Moment und macht anderem Platz. Warum nicht also einem Ratschlag der deutschen Journalistin und Autorin Greta Taubert („Im Club der Zeitmillionäre“) folgen, die sich auf die Suche nach dem Zeitwohlstand gemacht hat. In einem Interview (Auf der Suche nach dem inneren Reichtum, Donna 10/2016) plädiert sie dafür, sich bewusst kleine Zeitinseln im Alltag zu schaffen, das Leben nicht nur als Planerfüllung zu verstehen und das Glück in dem zu erkennen, was wir bereits besitzen.

Die beste Zeit ist jetzt
Ich weiß ganz sicher, dass die Sonne an dem frühen Sonntagmorgen, als ich diesen Blogbeitrag finalisierte, das erste Mal seit Tagen heller leuchtete. Die Vögel erleichtert ihre Kehlen „ölten“ und ich selbst fröhlicher wirkte. Und dass der braune Punkt in meiner Kniekehle ein minimalistisches Mahnmal (gewesen) war. Denn die beste Zeit ist jetzt, ist die, in der wir nicht messen und vergleichen. In der wir nur noch sehen, was ist, rein und von allen Gedankenspielen befreit (sinnige-meditationen.de).

Praxistipps Minimalismus21: Neue Blogserie

Die besten Tipps rund um das Thema „Minimalismus“ – sind immer noch die, die für einen selbst am besten funktionieren. Zehn Praxistipps für weniger Gerümpel hatten wir Euch vor diesem Hintergrund bereits im Herbst 2017 vorgestellt. Die Inputgeber: Ihr! Im Rahmen einer Ausmist-Challenge hatten uns zahlreiche Leserinnen und Leser persönliche „Patentrezepte“ für weniger Ballast und mehr Freiraum verraten. Bis heute zählt dieser Blogpost zu den beliebtesten Artikeln auf Minimalismus21. Deshalb haben wir uns entschlossen, neben #MoreMoments eine weitere Serie ins Leben zu rufen. Die – Überraschung – Praxistipps Minimalismus21.

Mit Weniger zum Mehr: Minimalistisch leben
Dabei möchten wir die Grundidee beibehalten, gemeinsam mit Euch die wirkungsvollsten Mutmacher und Hilfestellungen, effektivsten Techniken, Guides und Hacks sowie die nachhaltigsten Learnings zum Thema zusammenzutragen und einem größeren Publikum zur Verfügung zu stellen – egal, ob als Erfahrungsbericht oder kurzer Dreizeiler, Text, Bild oder Video. Ein „Richtig“ oder „Falsch“ gibt es dabei für uns nicht. Aber viele Wege, die zu einem entrümpelten und einfacheren Leben bzw. Alltag führen. Wie lebt Ihr also minimalistisch(er)?

Schreibt uns eine E-Mail oder meldet Euch direkt über unsere Mitmachen-Seite. Gerne veröffentlichen wir Eure Erfahrungen auf unserem Blog. Wer mag, packt noch ein kurzes Foto von und ein paar Worte über sich dazu. Auch Vorher-Nachher-Aufnahmen sind herzlich willkommen. Und weil man immer mit gutem Beispiel vorangehen soll, starten wir an dieser Stelle gleich mit dem Praxistipp Minimalismus No. 1.

Minimalismus ist (auch) Einstellungssache
Manchmal reicht eine einfache Frage, um einen alten Gegenstand mit neuen Augen zu sehen. Besonders, wenn es um die Entscheidung der minimalistischen Entscheidungen geht: Behalten oder weggeben? Wie wäre es, diese Überlegung mit einer zweiten zu stützen. Nämlich: Würde ich den Gegenstand x noch einmal in meinen Besitz integrieren, wenn ich ihn kostenlos, geschenkt oder für einen Euro bekäme? Lautet die Anwort „Nein!“, „Niemals!“, „Wo denkst du hin?“, *schallendlach*, *kopfschüttelndab* oder schlichtweg *muhaha*, dann am besten das Aktionsfeld „Los“ wählen. Und mit ihm verkaufen, verschenken, spenden, tauschen oder entsorgen.

Und Ihr so?