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#MoreMoments 4: Herr Grün kocht

Manfred Zimmer ist Texter, Konzeptioner und Berater für Marken, den Mittelstand und Start-ups. Seine große Leidenschaft aber gehört dem Kochen. Seit zwei Jahren ist er der Assistent und Autor des mittlerweile schon legendären Herrn Grün, der im Juli 2013 mit seinem vegetarischen und veganen Blog „Herr Grün kocht“ online ging.

Manfred Zimmer

So steht es auf der ausgezeichneten Webseite geschrieben, die sich nicht nur unter Vegetariern und Veganern schnell einen Namen gemacht hat. Auch die Presse verfiel dem kulinarischen Digital-Neuling  schon kurz nach dem Launch der Seite mit Laib – pardon – Leib und Seele. Wir finden zu Recht. Und haben uns mit dem kreativen Kopf hinter Herrn Grün über Essensfantasien, Slow Food und menschliche Grundbedürfnisse unterhalten.


Lieber Herr Grün, lieber Manfred, seit 20 Jahren arbeitest Du als Freelancer Text und Konzeption: Wie, wann und warum bist Du auf die Idee gekommen, diese Tätigkeiten mit dem Kochen, Bloggen sowie mit der Figur von „Herr Grün“ zu verbinden?

Schon als Kind habe ich gerne gekocht, mir Geschichten ausgedacht und sie aufgeschrieben. Das hat mich ein Leben lang begleitet – mal beruflich – mal privat. Als mich Herr Grün fand, liefen die beiden Leidenschaften zusammen und gaben sich voller Freude die Hand. Niemals wollen sie nun wieder getrennt werden.

Wie entstand die Idee, Gemüse und Obst visuell zu personifizieren? Was inspiriert Dich?
Ich habe eine besondere Beziehung zu meinen Zutaten. Manchmal ist es so, als ob sie mit mir sprechen. Und sie unterstützen mich auch – beim Kochen und beim Fotografieren. Irgendwann konnte ich Gesichter und Figuren in ihnen entdecken. Ich öffnete die Kühlschranktür und sah eine halbe Birne, die sich in François, einen Lebenskünstler,  verwandelte, der in einem Pariser Bistro saß. Süßkartoffeln werden zu Vögeln, Kohlrabi zu lustigen Figuren, Schwarzwurzeln zu einer Band. So entstand auch das Buch „Foodfantasien. Kleine Kunstwerke aus Gemüse“, das 2016 im Fischer Verlag erschienen ist. Was mich sehr freut.

Woher rührt Deine Leidenschaft fürs Kochen und die vegetarische bzw. vegane Küche?
Die Massentierhaltung finde ich ganz schlimm. Ich wollte etwas dagegen tun. Attraktive vegetarische Gerichte zu entwickeln, schien mir der beste Weg. Ich wollte nicht zum Mahner werden, sondern Alternativen anbieten. Viele Menschen haben ja ein Bedürfnis, weniger bis gar kein Fleisch zu essen.

Vegane Nuss-Nougat-Crème zum Selbermachen

Wir leben im Zeitalter von Kaffee to go, Fast Food und Co. Warum sollten wir da überhaupt selbst kochen?
Kochen ist so wunderbar. Es macht schon Kinder mit Zutaten vertraut. Sie lernen die unterschiedlichen Eigenschaften der Zutaten und ihre Aromen kennen. Kochen erdet. Bringt Menschen zusammen. Kochen ist eine der schönsten und sinnlichsten Sachen der Welt.

Unsere Welt ist digital geworden, schnelllebig sowieso. Bei vielen Menschen ist ein verstärkter Wunsch nach mehr Ursprünglichkeit zu spüren; Achtsamkeitsmagazine o.ä. boomen. Inwieweit kann Kochen diese Funktion übernehmen?
Ich glaube, dass sich die menschlichen Bedürfnisse nicht geändert haben. Grundsätzlich sind es immer die gleichen. Seit Jahrtausenden. Liebe, Nähe, Anerkennung… Über Konsum versuchen viele, diese Bedürfnisse zu befriedigen. Aber das sind aus meiner Sicht nur Vehikel. Es ist auch nicht schlecht, dass es sie gibt. Sie sind ja auch Teil unsere Entwicklung und Kultur.
Kochen ist so wunderbar dazu geeignet, das Ursprüngliche zu spüren. Wenn zu Hause das Lieblingsessen gekocht wird. Wenn man mit Freunden kocht oder man zusammen ein Restaurant besucht.

Im Interview auf susies-local-food.com ist zu lesen, dass Du sehr viel Wert auf regionale Produkte legst. Welche Läden etc. kannst Du – ggf. nicht nur in Hamburg – besonders empfehlen?
Ich kaufe natürlich viel auf den Wochenmärkten ein. Da schaut das Gemüse immer so schön frisch aus. Aber auch immer mehr Supermärkte bieten regionale Produkte an. Mich freut das auch für die Bauern und Erzeuger. Die werden ja, was die Regionalität und den Ursprung betrifft, immer kenntlicher gemacht. Vor einigen Wochen besuchte ich den BIO-Hof Wulksfelde. Die bauen nicht nur Bio-Gemüse an, sondern haben auch eine eigene Bäckerei, die von außen einsehbar ist, ein Restaurant und sogar einen eigenen Supermarkt mit ihren Produkten. Also – das hat mich schon beeindruckt. Ein tolles Projekt, das ich sehr empfehlen kann. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Ein Tipp für ein schnelles, minimalistisches Rezept, wenn mal wieder keine Zeit im Alltag ist?
Ich empfehle mein Kartoffel-Kohlrabi-Gratin. Das ist schnell zubereitet und ein Renner bei meinen Lesern.

Kartoffel-Kohlrabi-Gratin aus der „Feder“ von Herrn Grün

Nicht zuletzt mit Blick auf das Thema bzw. den Titel unserer Reihe: 
Wie und inwieweit bereichern Kochen und Bloggen Dein Leben? Was macht es für Herrn Grün sonst noch wertvoll? Und wie geht es weiter?
Bloggen und Kochen zu verbinden, empfinde ich als große Bereicherung. Ich liebe das.
Im März 2016 erschien mein erstes Kochbuch „Rezepte und Geschichten aus dem Kochlabor“ im Edel Verlag – Hamburg. Es wird sicherlich weitere Bücher geben und natürlich auch weitere Geschichten rund um das Herr Grün Kochlabor, Professor Caprese und Luigi. Vielleicht kommen auch neue Personen dazu. Mal schauen. Und dann gibt es auch noch den Herrn Grün Shop. Viele meiner Leser wünschten sich Drucke mit Foodfantasien und Bücher mit Widmungen. Der Shop wird langsam aber stetig immer größer.

Alle Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Herr Grün kocht. Aufmacherbild: Selbst gemachte Tagliatelle (ohne Ei) mit gedünsteten Rosenkohlblättern und einer Zitronenkümmelsauce.

Mehr von Herrn Grün gibt’s u.a. auf Facebook, Twitter sowie auf Instagram.

Unsere Lektürempfehlung zum Thema: Manfred Zimmer: Herr Grün kocht – Leidenschaftlich. Natürlich. Vegetarisch. Rezepte und Geschichten aus dem Kochlabor.  Edel Books Hamburg 2016 (19,95 Euro)

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