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Mehr Unordnung für Ordnung

Für mich ist beim Einrichten und Gestalten weniger eindeutig mehr. Ein buntes Sammelsurium herumstehender Dinge? Mein absoluter Albtraum. Viel lieber platziere ich bewusst ausgesuchte Deko-Gegenstände auf den Oberflächen meiner Möbel. So fühle ich mich wohl, habe schöne Blickpunkte und eine pflegeleichte Einrichtung.

Sich selbst dafür zu entscheiden, ausschließlich ausgesuchte Dinge ins Haus zu holen, funktioniert wunderbar einfach. Bedeutend schwieriger wird es, mit all den Sachen, die tagtäglich von anderen an einen herangetragen werden, umzugehen. Familie, Freunde, Bekannte: Alle, die mich kennen, wissen beispielsweise von meinem Faible für gut gebaute Wohngegenstände. Deshalb werde ich regelmäßig mit Deko überrascht – in welcher Form und Farbe auch immer; bekomme ungefragt Vasen, Sammelfiguren, Blumentöpfe, Deko-Teller etc. Früher brachte mich das regelmäßig in eine moralische Zwickmühle: Einerseits freute es mich natürlich, wenn jemand an mich und meine Interessen dachte. Andererseits nervte es mit der Zeit immer heftiger, wenn ich ungefragt mit Dingen zwangsbeglückt wurde, für die ich mich niemals freiwillig entschieden hätte.

Eure besten Tipps rund um das Thema „Minimalismus“ in unserer neuen Blogserie

Was soll ich mit all dem Zeug?
Lange Zeit habe ich für jedes erhaltene Deko-Stück in Regalfächern, auf Kommoden und Fensterbänken den besten Platz gesucht. Dazu fühlte ich mich als Beschenkte verpflichtet. Doch irgendwann hat es mir gereicht: Ich wollte all diese Dinge einfach nicht mehr sehen. Also begann ich, meine Möbeloberflächen, Regalfächer, Fensterbänke, Schränke und Kommoden systematisch ab- und auszuräumen und mich von Dingen, die ich weder mochte noch brauchte, zu verabschieden. Übrig blieben nur meine Möbel, ausgesuchte Deko-Gegenstände, persönliche Sachen, wichtige Unterlagen und nützliche Dinge.

Die sortierte ich – soweit sinnvoll – in Aufbewahrungsboxen ein und verstaute sie in Schränken und Schubladen. Schließlich wollte ich meine Sachen nicht nur geordnet unterbringen, sondern auch schnell und einfach auf sie zugreifen können. Der Rest wurde gespendet, verschenkt oder verkauft. Ich war richtig glücklich und zufrieden mit mir selbst, als ich mich nach meiner rigorosen Ausmist-Aktion entspannt zurücklehnte und mein Werk betrachtete. Ich fühle mich richtig wohl in meiner neuen Wohnumgebung. „So kann es bleiben“, dachte ich mir. Blieb es aber nicht. Zumindest nicht lange. Irgendwie kam und kommt ständig neues Zeug an. „Da habe ich ausgemistet, sortiert, geordnet – und dann flattern von außen wieder Dinge ins Haus. Ständig. Fast täglich. Das darf doch nicht wahr sein.“

Wo kommt mein ganzes Zeug laufend her?

  • Familie, Freunde, Bekannte
    Liebe Menschen, die mich zu diversen Anlässen beschenken oder zu Besuchen gerne „bleibende Gastgeschenke“ ganz nach IHREM Geschmack mitbringen, obwohl sie wissen, dass ich wunschlos glücklich bin.
  • Post
    Prospekte, Kataloge und Broschüren, viel zu schön, um sie einfach wegzuwerfen. Oder womöglich beruflich noch einmal wichtig.
  • Werbegeschenke, Goodies
    Egal ob Kugelschreiber, Notizblock, Käppi oder Plüschfigur: Zu vielen Einkäufen und bei diversen Veranstaltungen gibt es Extras wie diese obendrauf.

Ich habe lange hin und her überlegt und herumprobiert, wie ich es schaffe, dieses Zeug nicht mehr (dauerhaft) ins Haus zu lassen. Meine alte Methode: Dinge, mit denen ich im Moment nichts anzufangen wusste, in irgendeinen Schrank zu legen, wo gerade Platz ist.

  • Nachteil 1: Das Zeug verteilt sich, zwar unsichtbar, über den ganzen Raum.
  • Nachteil 2: Legt und stellt man Zeug einfach so zwischen ordentlich Verstautem ab, wird es mühsam, in einen Schrank zu greifen und einfach etwas herauszunehmen.
  • Nachteil 3: Immer, wenn neues Zeug ankommt, muss überlegt werden, in welchem Schrank man es unterbringt.
  • Nachteil 4: Einmal unsichtbar weggeräumt, weiß man innerhalb kürzester Zeit nicht mehr, wo man das Zeug untergebracht hat: Und wird es deshalb nicht mehr los.

Meine neue, erfolgreiche Taktik: Ganz bewusst einen unordentlichen Bereich für Dinge reservieren, um die ich mich aktuell nicht kümmern will. Ich habe mir ein Kommodenfach speziell für regelmäßig eintrudelndes Zeug eingerichtet, das ich „Sammelstelle“ nenne. In diese Sammelstelle lege ich alles Ankommende ungefiltert hinein. Was nicht in das Fach passt, kommt mir nicht ins Haus. Einmal im Monat mache ich Inventur. Da sehe ich mir die gesammelten Dinge genauer an und beginne mit meiner Ausmist-Routine. Sprich: Von Dingen, die ich weder mag noch brauche, verabschiede ich mich. Den kleinen Rest, der nur ganz, ganz selten bleibt, ordne ich passend ein.

  • Vorteil 1: Etwas Zeug ist zwar ständig da, breitet sich aber nicht über den ganzen Wohnraum aus, da es an einem fixen Platz zwischengelagert wird.
  • Vorteil 2: Man muss sich nicht ständig Gedanken machen, was man mit dem Zeug anfängt, sondern erledigt diese Aufgabe einmal im Monat während der Inventur.
  • Vorteil 3: Kümmert man sich nur einmal im Monat um sein Zeug, gewinnt man Abstand und kann sich deutlich einfacher davon trennen.
  • Vorteil 4: Das Zeug bleibt mengenmäßig überschaubar, weil es regelmäßig aussortiert wird.

Mittlerweile habe ich begriffen: Ein Leben ohne Zeug gibt es nicht. Man kann aber fast schon nebenbei dafür sorgen, dass es nicht dauerhaft bleibt. Einfach ca. vier Wochen unsichtbar aufbewahren, mit etwas Abstand betrachten und abschließend kurzerhand endgültig aus seinen vier Wänden verbannen.

Wie gehst Du mit Dingen um, die ungefragt bei Dir zu Hause ankommen? Wendest Du etwas Ähnliches wie mein Sammelstellen-Prinzip an? Oder verrate mir Deine Methode bzw. Praxistipps.

Sonja hilft Menschen, ihr Zuhause schnell und einfach schöner zu machen © diemoebelbloggerin

Über die Autorin
Sonja Dworzak alias diemobelbloggerin bringt Menschen, die schöner wohnen möchten, via Einzelcoachings und Onlinekursen mit den richtigen Möbeln und Accessoires zusammen und zeigt ihnen, wie sie am besten zur Geltung kommen. Immer einfach mit Hausverstand.

Mehr von Sonja gibt’s auch auf ihrem Blog sowie auf Twitter und Pinterest. Beitragsbild © diemoebelbloggerin.

Praxistipps Minimalismus: Mitmachen
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5 Kommentare

  1. Ein interessanter Artikel und ein funktionierendes System 🙂

    Ganz genauso handhabe ich es auch mit unserer Post. Ich sammle alles in einer Ablage und ein Mal im Monat sortiere ich alles durch. Werfe unwichtiges weg und wichtiges hefte ich ab. Bei unserer Postmenge ist ein Mal monatlich eine gute Zeitspanne.

    Meine Gedanken beim Lesen waren allerdings, dass dieses System allein nicht ausreicht. Ein offenes Gespräch mit den Menschen, die immer wieder für Nachschub sorgen, würde sich mehr der Ursache widmen, statt nur die Symptome zu bekämpfen. Aber sowas ist natürlich nicht immer leicht. Bei E-Mails ist das einfacher, die kann man einfach in den Spam-Ordner filtern und das Problem ist gelöst 😀

    • M21 sagt

      Liebe Frau Lyoner,

      vielen Dank für Deine klugen Gedanken zum Thema. Ich bin nach vielen Jahren auf der minimalistischen Reise auch der Überzeugung, dass man das „Übel“ am besten direkt an der Wurzel packen sollte. Aber wie Du schon sagst, ist das aus vielen Gründen nicht immer so einfach.

      Also üben wir uns weiter in „Verweigerung“ ;-):
      https://minimalismus21.de/2016/12/11/konsumfalle-kostenloskultur/.

      Einen schönen Sonntag wünscht Dir
      M21

    • Hallo fraulyoner,

      vielen Dank für dein Feedback!

      Ich bin auch immer dafür, sich um die Ursachen eines Problems zu kümmern.

      Nur, wenn sich Menschen beim besten Willen nicht vorstellen können, dass für einen weniger mehr sein kann, wird jede Diskussion darüber irgendwann mühsam und letztendlich sinnlos. Schade um die vertane Zeit …

      Aber genau da hilft mir meine Sammelstelle.

      Das Funktionsprinzip: Kommode auf, Geschenk rein, Kommode zu. Fertig!

      So setze ich ein Zeichen, das scheinbar verstanden wird.

      Denn: Die Geschenke werden (zumindest eine Zeit lang) weniger oder bleiben vereinzelt ganz aus …

      Böse war mir noch niemand.

      Mission erfüllt 🙂

      Liebe Grüße

      Sonja

  2. Susann sagt

    Liebe Sonja,

    ein sehr schöner Beitrag! So ein Kommoden-Schublade für später zu Bewältigendes haben wir auch daheim. Dort landet zum einen der Papierkram aus der Post, zum anderen zu erledigende Papierkram-Projekte (Steuererklärung, Nebenkostenabrechnung für unsere Mieter etc.). Ich bin der Schublade dankbar, weil sie als „Sammelstelle“ verhindert, dass Dinge überall herumliegen. Und sie erspart auch das leidige Suchen nach Dokumenten.

    Hier wurde ja bereits angesprochen, dass es gut ist, Dinge ursächlich anzupacken. Das sehe ich auch so. Der Poststapel hat sich bei uns mittlerweile etwa auf ein Drittel reduziert, weil wir unnötige Zusendungen vermeiden (z.B. durch den Eintrag auf der Robinson-Liste) oder vielfach auf digitale Lösungen umgestellt haben (etwa bei Rechnungen oder Kontoauszügen). Und ich habe mir durch den Minimalismus auch angewöhnt, konsequenter zu sein: In der Schublade landet nur komplexer zu Bearbeitendes. Um alles, was nur abgeheftet werden muss oder mir nur beispielsweise eine Termininfo mitteilt, kümmere ich mich sofort.

    Trotz Vermeidung und Routinen bleibt aber ein gewisser Rest – nicht nur bei der Post -, der einen wirklich die Laune verderben kann, wenn er die Wohnfung flutet. Denn nur weil Dinge unschön herumliegen, findet sich auch nicht schneller Zeit und Ruhe, um sich ihrer anzunehmen. Allerdings hilft es meiner Erfahrung nach enorm, sich wiederum feste Termine auszumachen oder Routinen zu etablieren, wann man den Papierberg abarbeitet.

    Liebe Grüße
    Susann

  3. Hallo Sonja,

    ich habe lieber einen designierten Platz für alles. Prospekte etc. entsorge ich direkt, falls sie überhaupt in den Briefkasten, der Werbung ausdrücklich ablehnt, gelangen. Wofür sollte ich Werbung noch mal benötigen? Wenn ich gezielt etwas suche, finde ich es auch im Internet.

    Das mit den Geschenken hat sich mittlerweile eingestellt, weil (mittlerweile über die harte Tour) verstanden wurde, dass ich damit nichts anfangen kann. Zum Glück. 🙂

    Lieber Gruß,
    Philipp

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