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Wie Du Dir den Frühjahrsputz leicht machst

Die Vögel zwitschern lauter, die Tulpen brechen auf und die ersten Sonnenstrahlen fallen durch die staubigen Fenster. Zeit, den Winter aus den eigenen vier Wänden zu jagen und mit dem Frühjahrsputz zu beginnen. Mit ein paar Tipps kannst Du die Saisonaufgabe schnell und einfach erledigen. So erleichtert Dir eine vorgelagerte Runde Ausmisten das Saubermachen und die Freude am strahlenden Zuhause währt umso länger.

Zeit für den Frühjahrsputz
Die meisten von uns verbringen aktuell sehr viel Zeit zu Hause. Umso wichtiger, sich in den eigenen vier Wänden wohlzufühlen. Gerade im Frühjahr tut uns eine kleine Wohnungsinventur gut: So wie die Natur langsam aus dem Winterschlaf erwacht, können auch wir die Energie nutzen, um Überflüssiges loszulassen und Raum für Veränderungen zu schaffen.

Wie gehst Du am besten vor?
Die Vorstellung, eine ganze Wohnung in Frühjahrsform zu bringen, mag zunächst schier überwältigend wirken. Damit Dir der Frühjahrsputz in diesem Jahr leicht von der Hand geht, kannst Du ihn Dir in kleine Einheiten aufteilen und z.B. Raum für Raum vorgehen. Falls Du wenig Zeit hast, konzentrierst Du Dich am besten auf die Räume, die Du am häufigsten benutzt – also die Küche, das Schlafzimmer, Bade- und Wohnzimmer. Das Aufräumen von selten genutzten Räumen, z.B. Dachboden oder Keller, erfordert viel Zeit und Energie – und am Ende ist man relativ selten dort.

Mit Weniger zum Mehr: Mit ein paar minimalistischen Tricks gelingt der Frühjahrsputz fast von allein

Raum für Raum erleichtert in die warme Saison
Bevor Du zu Eimer und Seife greifst, empfehle ich Dir, ungenutzte und überflüssige Gegenstände auszusortieren. Grundsätzlich lassen sich Ordnung und Sauberkeit leichter herstellen und erhalten, je weniger Dinge Du besitzt. Es putzt sich einfach schneller, wenn der Boden frei ist, wenig auf Oberflächen herumsteht und nicht so viele Dekoartikel Staub fangen können.

In jedem Wohnraum lassen sich erfahrungsgemäß bestimmte Dinge leicht ausmisten:

Tipps für den Frühjahrsputz
Kommen wir nun zum eigentlichen Frühjahrsputz. Zu der Aufgabe, die immer ansteht, gehört das Fensterputzen. Du machst es Dir leicht, wenn Du Dir alle dazu notwendigen Utensilien zurechtlegst (u.a. zwei Putztücher für die Fensterflächen und -rahmen und ein Tuch zum Trockenreiben) und das passende Reinigungsmittel verwendest. Meine Mutter schwört für streifenfreien Durchblick z.B. auf eine Mischung aus Wasser und einem Spritzer Spiritus.

Für verschmutzte Küchenflächen reichen oft gängige Hausmittel wie Natron, Essig und Zitronensäure

Auch viele andere verschmutzte Flächen lassen sich in der Regel gut mit natürlichen Mitteln reinigen:

  • Schrank- und Regalflächen kannst Du feucht auswischen. Zum hygienischen Reinigen von Kühlschrank und Gefrierfach eignet sich eine Mischung aus Wasser und Essig.
  • Eingebranntes in Backofen und Mikrowelle löst sich leicht, wenn Du darin eine Lösung aus Wasser und Zitronensaft ein paar Minuten erhitzt. Anschließend lässt sich der Schmutz einfach abwischen.
  • Auch im Badezimmer entfernst Du Kalk und Seifenreste auf natürliche Weise mit verdünnter Zitronensäure oder Essig. Für die Reinigung der Fugen und Ecken in Badewanne und Duschkabine kannst Du eine kleine Bürste (z.B. eine alte Zahnbürste) verwenden.

Abschließend noch eine paar Ideen, die sich mit wenigen Handgriffen umsetzen lassen:

  • Dicke Winterbettdecken kannst Du nach dem Waschen platzsparend in Vakuumbeuteln verstauen.
  • Drehe die Matratze um 180°, um sie besser zu belüften und gleichmäßig zu belasten.
  • Staubige Zimmerpflanzen kannst Du bei leichtem Regenwetter nach draußen stellen.

Mein Tipp: Höre beim Frühjahrsputz Deine Lieblingsmusik oder ein Hörbuch und belohne Dich anschließend, z.B. mit einem schönem Getränk.

Ich wünsche Dir viel Freude an Deinem luftigeren, sauberen Zuhause!

Über die Autorin
Rebecca Keller schreibt auf frei-mutig.de über Minimalismus, gute Gewohnheiten und kleine oder größere Auszeiten vom Alltag. Sie wohnt mit ihrem Freund in Münster.

Ihr Motto: „Ein einfacheres Leben ist ein besseres Leben.“

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Autorenfoto © Rebecca Keller privat.

Medienkonsum und Minimalismus

Manchmal komme ich mir vor wie ein analoges Fossil. Vielleicht liegt es an meiner Sozialisation in den 80er Jahren des letzten Jahrtausends, dass ich immer noch an haptischen Dingen hänge. Und damit meine ich in diesem Fall Ton- und Bildträger jeglicher Art (und Bücher natürlich). Ich besitze viele Schallplatten, einige Kassetten, DVDs und vereinzelt sogar noch Videokassetten mit Filmen, die ich sonst nicht mehr bekommen würde… Gleichzeitig haben wir – sicherlich später als viele andere – die Vorzüge von Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime kennen und schätzen gelernt.

Früher musste man genau planen, um den Lieblingsfilm auf VHS zu verewigen – so er denn endlich ohne Werbung in der ARD, dem ZDF oder bei uns in Bayern auf ORF lief. Oder relativ viel Geld für eine Kauf-VHS-Kassette ausgeben. Und hatte man es sogar geschafft, eine ganze Serie lückenlos auf Band aufzunehmen – bei mir war das seinerzeit „Irgendwie und sowieso“ – war man der Held im Freundeskreis und das Band machte leihweise seine Runde, was der ohnehin schlechten Qualität der Longplay-Aufnahme nicht besonders zu Gute kam… aber keine Sorge, meine Anekdoten sollen kein „Früher war alles besser“ – Lamento werden…

Analoges Horten oder digitaler Minimalismus?
Beim Weihnachts-Lockdown-Binge-Watching von alten DVDs ist mir bewusst geworden, warum wir lange Zeit Filme aufgehoben haben: Wir sind dem Muster unserer Kindheits- und Teenagerjahre auf den Leim gegangen. Denn damals waren Lieblingsfilme nicht immer und überall verfügbar und mussten wie ein Schatz gehütet werden. Gleiches halt im Übrigen für die gemäß Taschengeldbudget sündhaft teuren LPs oder selbst vom Radio aufgenommene MCs! Wenn man „La Boum – die Fete“, den „Volltreffer“ oder „Convoy“ nochmal sehen wollte, dann musste man den jeweiligen Film auf VHS erwischt haben! Heute ist hingegen nahezu alles im Netz verfügbar, zu jeder Tages- und Nachtzeit nur wenige Klicks entfernt, teilweise sogar kostenlos.

Trotzdem ist es für mich ehrlicherweise immer noch eine Herausforderung, gerade Medien aller Art nicht mehr zu horten. Diesem Drang nicht mehr nachzugeben, erleichtert mir die zweite Erkenntnis unseres visuellen Feiertage-Marathons: Die meisten DVDs, die wir aus dem Regal gezogen haben, hatten wir vor Jahren gesehen und fanden sie gut, deshalb durften sie bleiben. Aber ich konnte mich an die wenigsten erinnern. Ich hätte schwören können, sie noch nie gesehen zu haben.

Weniger Besitz, mehr loslassen
Was habe ich für mich daraus gelernt? Es gibt letztlich zwei Möglichkeiten: Entweder ich behalte meine private Videothek und kann bis zur Rente immer wieder von vorne anfangen, ohne dass es stört – an die meisten Streifen kann ich mich eh schon nach ein paar Wochen nicht mehr erinnern. Oder ich lasse Filme (bzw. Medien insgesamt, für Bücher gilt letztlich das Gleiche) großzügig ziehen, auch wenn sie mich begeistert haben… und freue mich auf jede Neuentdeckung, die ich in der letztlich so knapp bemessenen Freizeit machen darf! So dürfen alle Filme nach dem Konsum gehen, naja, fast, meine VHS-Kassette mit „La Boum – die Fete“ behalte ich dann doch noch… Sammler und Minimalist, mein ewiger Konflikt…

Wie geht es Euch mit diesem Thema? Seid Ihr eher Team „Analoger Messie“ bzw. „Digitalnomade“ beim Medienkonsum? Wir freuen uns über Eure Erfahrungsberichte im Kommentarfeld.

Nachlese: Gut leben ohne Wachstum (Norbert Nicoll)

2020 ist das Jahr, in dem Menschen weltweit die scheinbare „Normalität“ von gestern hinterfragen. Es ist das Jahr, in dem wir noch stärker als sonst gezwungen sind, nach Lösungsangeboten für eine lebenswerte Welt von morgen zu suchen. Oder, um es mit anderen Worten zu sagen, einen Teil unserer gesellschaftlichen Grundlagen anzuzweifeln, auf denen unser bisheriges Leben basiert(e). Wer zweifelt, kritisiert und in Frage stellt, wird irgendwann um Antworten gebeten, um Alternativen etwa zum kapitalistischen System wie die sog. „Postwachstumsgesellschaft“, welche u.a. vom deutschen Volkswirt Niko Paech postuliert wird. Wieder andere versuchen sich bewusst an reinen Ideenskizzen, verfolgen den Ansatz, die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge einer komplex gewordenen Welt in Beziehung miteinander zu setzen. Norbert Nicoll gehört dazu.

Weniger Scheinlösungen, mehr Genügsamkeit
Bereits 2016 veröffentlichte der Nachhaltigkeitsforscher eine interdisziplinäre Geschichte der kapitalistischen Wachstumsidee, die bis heute zum festen Bestandteil meines literarischen Minimalismus-Kanons gehört. Kein Rettungsplan und keine Formel, kein weiteres akkumuliertes Punktekonzept, wie Loslassen in 100 Schritten, 365 Tagen oder entlang der Bedürfnispyramide zunächst das eigene Ich und dann den ganzen Planeten nachhaltig zu retten vermag. Nicoll liefert 2020 „nurmehr“ eine Einladung zur Degrowth-Debatte, die um den privilegierten Status seines literarischen Gastgebers weiß: noch relativ jung, weiß und akademisch, aber mit ausreichendem Handlungsspielraum, um die Monate der Corona-Krise zum Nachdenken und Forschen nutzen zu können. Vor allem die erste Hälfte der Lektüre beleuchtet ohne jeden Dogmatismus u.a. die sog. Scheinlösungen, mit denen bspw. die Politik versucht, Nachhaltigkeit und Wachstum zu versöhnen. Nicoll spricht die kollektive(n) Nutzungsgrenzen für natürliche Ressourcen unverblümt an, die selbst bei grünen Millennials gerne einmal unter den nachhaltigen Flokati gekehrt werden: grünes Wachstum „Adieu“, Augenwischerei „Hallo“. Nicht immer ist (individuelle) Freiheit frei von Zielkonflikten und Widersprüchen.

Trotzdem sei, so der Wirtschafts- und Politikwissenschaftler, die Lösung nicht einfach in einem erzwungenen Herunterfahren unserer Wirtschaft zu suchen als vielmehr in einem freiwilligen und selbstbestimmten Maßhalten, das zur deutlichen Einsparung von Energie und Ressourcen führt: Man denke etwa an den verstärkten Gebrauch bestehender Güter (Secondhand), an die Einrichtung von Stadtteilgärten oder an ein Verbot von geplanter Obsoleszenz, auf Makroebene an das Bruttosozialglück im Königreich Bhutan oder an einen anderen Umgang mit Steuern, Rüstung und Verkehr. Die Frage, warum selbst kleine Initiativen einen wichtigen Einfluss haben, wird im Buch erfreulicherweise nicht außer Acht gelassen. Glaubt man der historischen Forschung von Maria Stephan und Erica Chenoweth, sind für eine friedliche Massenbewegung sowie den Anstoß grundlegender Veränderungsprozesse ohnehin lediglich 3,5 Prozent der Bevölkerung notwendig.

Weniger Güter, mehr soziale Beziehungen – für Nicoll zählt jeder einzelne Beitrag. Umgekehrt gilt: Nichthandeln ist auch eine Entscheidung. Für unser Nichthandeln sind wir genauso verantwortlich wie für unsere Handlungen – und dann greift der Autor doch bekannte Ideen und Überlegungen auf, die bspw. John Strelecky bereits im Café am Rande der Welt in Sachen suffiziente Lebensweise vor über zehn Jahren angestellt hat. Auch andere bekannte Kolleginnen und Kollegen kommen mit ihren Forschungsergebnissen und Learnings zu Wort wie Zero-Waste-Pionierin Bea Johnson oder der ehemalige Architekturverleger Daniel Fuhrhop, der sich gegen die fortschreitende Versiegelung von Flächen und Städten ausspricht. Selbstverständlich darf im Gegenzug das Glück nicht fehlen als eines der Dinge im Leben, die als steigerungsfähig und wachstumsbedürftig erscheinen – für mich die einzige Stelle im Buch, an der ich inhaltlich allerdings nicht mitgehe. Vielmehr würde ich das Glück durch den Begriff „Zufriedenheit“ ersetzen wollen, da sich besonders das Streben nach und Festhalten von Erstgenanntem nur allzu gerne in sein gegenteiliges Unglück verkehrt – das Glück, ein einsilbiges Wort, vergänglich wie ein rauschhafter kurzer Moment, kaum ausgesprochen, schon wieder vorbei, ein nimmersatter Dämon, den immerwährend zu füttern, uns rast- und ruhelos macht, im schlimmsten Fall unempfänglich und blind für die stillen positiven Momente.

Egal, welches Thema der Autor anschneidet, jedes einzelne wäre eine eigene größere Publikation für sich wert, darunter die ersten Ergebnisse zur Umsetzung eines (ökologischen) Grundeinkommens. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang das Literaturverzeichnis im Anhang, das zahlreiche nationale und internationale Hinweise fernab der gängigen Standardlektüren enthält.

Alle Zitate nach Norbert Nicoll: Gut leben ohne Wachstum. Eine Einladung zur Degrowth-Debatte. Tectum Verlag, Baden-Baden 2020 (24,00 Euro)

Für das Rezensionsexemplar bedanken wir uns beim Tectum Verlag.

Beitragsbild: Norbert Nicoll © Norbert Nicoll privat, Cover © Tectum Verlag. Collage: Minimalismus21.