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#Plastikirrsinn beim Gemüsehändler

Endlich Zeit für Küchenexperimente. Nach einer arbeitsreichen Woche mit Verköstigung außer Haus wird bei uns am Wochenende gekocht. Diesen Samstag auf dem Speiseplan: Ofengemüse – kunterbunt zusammengeschnippelt und im Ofen gegart, verfeinert mit Gewürzen und Olivenöl. Frisch, lecker und gesund. Also los zum Einkaufen beim türkischen Gemüsehändler um die Ecke. Noch bevor die Urkarotten in dem obligatorischen Plastiktütchen verschwinden, reiche ich meine Stofftasche über den Thresen.
So komme ich mit dem Ladenbesitzer ins Gespräch:

Bitte packen Sie mir das Gemüse in diese Tasche. Und es macht nichts, wenn die Petersilie noch nass ist… Ich möchte keine unnötigen Plastiktüten.
Verkäufer: Gerne, das finde toll.
Diese kleinen dünnen Tütchen kann man für nichts brauchen, sie werden meist gleich zu Hause weggeworfen. Was für eine unnötige Verschwendung.
Verkäufer: Wir überlegen auch schon, welche Alternativen wir als Verpackung anbieten können. Aber die meisten Kunden wollen ihr Gemüse einzeln verpackt bekommen.
Schade eigentlich, wie sorglos viele Menschen sind. Dabei kann man hier bei Ihnen wirklich problemlos Müll vermeiden.
Verkäufer: Das stimmt. Wir kaufen das Gemüse beim Großmarkt palettenweise in Kisten. Aber dann brauchen wir pro Jahr rund 500.000 von diesen kleinen Plastiktüten. Eigentlich verrückt…

500.000 Tüten? In Worten: Fünfhunderttausend! Allein hier in diesem kleinen Gemüseladen? Ich bin vollkommen schockiert, murmle irgendwas von „jeder Anfang ist schwer“ und „jede eingesparte Verpackung aus Plastik ist prima“. Versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Denn wem soll ich einen Vorwurf machen? Dem Ladenbesitzer, der seine Ware verkaufen muss? Dem Kunden hinter mir, der keinen Einkaufskorb dabei hat? Vielleicht hat er einfach nicht daran gedacht… wem ist das noch nicht selbst so gegangen? Dem Hersteller der Einwegtüten? Der Politik?

Ist es tatsächlich so schwer, plastikfreier zu leben? Was kann man tun gegen den sorglosen Verpackungswahn und die riesigen Abfallberge? Der Verkäufer scheint meine Gedanken zu erraten; auch er blickt mich hilflos-fragend an, beteuert noch einmal, wie gut er es findet, dass ich meinen eigenen Stoffbeutel dabei habe…

Und schon kommt der nächste Kunde ohne Einkaufstasche in den Laden…  die Plastiktüten liegen ja bereit.

Wo habt ihr dem Müll den Kampf angesagt? Mehr zur Aktion #Müllfasten findet ihr auch bei unseren Bloggerkollegen Apfelmädchen & sadfsh.

Kampfzone Minimalismus. Leben mit 0 Dingen

Du besitzt mehr als 100 Dinge? Du kannst Dich über und am Konsum durchaus (er-)freuen? Du hast sogar schon einmal eine Empfehlung für ein Produkt ausgesprochen, das Dir sehr am Herzen liegt? Tut uns leid: Dann darfst Du diesen Blog ab sofort nicht mehr lesen. Sorry, denn in der „Kampfzone Minimalismus“ ist kein Platz mehr für Menschen wie Dich.

10-Minimalismus-Gebote
Für Menschen, die offen über ihren Weg zu einem entrümpelten Leben UND über ihr verändertes Kaufverhalten sprechen bloggen. Für Menschen, für die Ausmisten, Downshiften und Loslassen thematisch gleichberechtigt neben dem Verbrauch, Verzehr und der damit verbundenen – unausweichlichen – Anschaffung von Bedarfsgütern stehen; schlimmstenfalls sogar neben der einen oder anderen Shoppingentgleisung. Frei nach dem Motto: Brauch‘ ich nicht wirklich, will ich aber trotzdem. Unvernunft gegen Beschränkung, Innehalten gegen Achtsamkeit 1:0. Na, ertappt? Dann habt ihr sie spätestens an dieser Stelle verletzt: Die 10 Gebote des guten Minimalismus. Leider haben die in vielen Fällen nur sehr wenig mit einem durchschnittlichen Alltag bzw. Haushalt in den westlichen Industrienationen zu tun. Denn Hand aufs Herz: Wie viele unter uns wollen bzw. können wirklich mit 100 Gegenständen oder weniger leben? Wer kann von sich behaupten, zu 100 Prozent ein nachhaltig und ökologisch einwandfreies Leben ohne einen Hauch von Plastik, tierischen Komponenten, versteckter Kinderarbeit oder sonstiger Misswirtschaft zu führen? Wer? Dann bitte umgehend Hand heben und bei Minimalismus21 melden!

Irgendwas ist immer
Unsere Erfahrung der letzten Jahre ist offen gesagt eine andere. Und die lautet: Einen Haken hat die – im wahrsten Sinne des Wortes – Sache fast immer. Eine Schattenseite gibt es nahezu bei jeder auf den ersten Blick ach so vernünftigen Konsumentscheidung, die uns noch vor wenigen Sekunden in einem strahlenden, ökologisch korrekten Licht erscheinen ließ. Das Produkt enthielt tierische Komponenten? Mist, die vegane Variante besteht aus Poly-Irgendwas, das als Mikroplastik in unseren Meeren, den Fischen und irgendwann auf unseren Tellern landet. Der Becher ist aus Edelstahl? Puh, da war der Energiebedarf bei der Herstellung aber nicht gerade gering. Im Übrigen heißt es nicht zu Unrecht „Wer suchet und recherchieret, der findet“. Oder so ähnlich. Weiteres Beispiel gefällig?

M21Seifen

Unsere drei Testpiloten für weniger Plastik im Badezimmer: Seifen von SPEICK, sebamed und alverde

Ein Haken namens selbsternannter „Richtigmensch“
Herr M21er und ich arbeiten daran, unseren Plastikmüll zu reduzieren und Kunststoff so weit wie möglich aus unserem Alltag zu verbannen. Deswegen haben wir uns entschieden, das letzte Duschgel aufzubrauchen und auf Körperseife umzusteigen. Erstes Zwischenfazit: Fühlt sich gut an, hält ewig und bringt nichts als eine kleine Pappschachtel mit sich. Zumindest dachten wir das. Tatsache ist: Auf das Konto „Müll minimalisieren“ zahlt die dufte Entscheidung durchaus ein. Beim Thema „Rettet den Regenwald“  haben wir dafür verkackt: V E R K A C K T. Denn zwei von drei Testkandidaten enthalten Palmöl. Darauf hatten wir beim ersten Kauf einfach nicht geachtet. Zwar hat das auch nicht primär etwas mit Minimalismus zu tun, schadet der Umwelt aber genauso wie unsere globale Gier nach Tand und Plunder und das unersättliche Streben nach Mehr. Jetzt könnten wir ins Feld führen: Wir sind in erster Linie ein Blog über Minimalismus. Weniger über Nachhaltigkeit. Einen Freifahrtschein für schlechten Konsum lösen wir damit selbstverständlich nicht ein. Keine Frage. Da sind wir uns einig, liebe Leser.

Doch was ist eigentlich schlechter, was ist guter Konsum? Wann sprechen wir von einem Übermaß, wann davon, dass wir von allem zu viel haben? Und ab welchem Grad darf ich mich überhaupt MinimalistIn nennen? Noch viel wichtiger an dieser Stelle: Wer definiert das Wo und Wie? Sind wir am Ende nicht immer selbst der Maßstab (unserer Sachen)? Während der eine mit 10.000 Gegenständen wie die sprichwörtliche Made im Speck lebt und keinen seiner zahlreichen Schätze missen möchte, ja nicht einmal die kleinste Form von Überdruss empfindet, vermag ein anderer sich schon bei einem Zehntel dieser Menge eingeengt, erschlagen, überfordert und vom Wesentlichen abgelenkt fühlen. Von Menschen, die ein hypersensibles Gespür besitzen, ganz zu schweigen.

Game over
Egal, wie der persönliche Blickwinkel ausfällt: Ganz ohne alles geht es nicht (wer nackt und besitzlos in einem Waldstück fernab der Zivilisation sitzt, seinen ökologischen Fußabdruck bewacht und weder isst noch trinkt, darf sich übrigens ebenfalls gerne melden). Genauso wenig wie ohne eine gewisse Form von Toleranz und Gelassenheit. Und die fehlt mir ab und an in diesem Zusammenhang. Minimalismus soll das Leben leichter machen. Zumindest bei mir. Minimalismus soll kein Wettbewerb sein, in welchem wir uns um das Weniger, Richtiger, Nachhaltiger etc. batteln. Nein, ich will und ich kann nicht jeder Interessensgruppe gerecht werden mit meinem Verständnis von einem achtsamen, bewussteren und einfacheren Lebensmodell. Ich bin weder der unfehlbare Veganer, der fehlerfreie Bessershopper noch der Diogenes des 21. Jahrhunderts. Ich habe eine mehrjährige Beschäftigung mit dem Thema hinter mir und stehe an dem Punkt, wo es nicht mehr ausschließlich nur um das reine Aussortieren geht. Dank des Internets gibt es zum Glück jede Menge toller Seiten, die sich u.a. damit befassen – Mangelware für verschiedene Interessensgebiete herrscht definitiv nicht. Ich selbst möchte mich aber auch über Konsum vor dem Hintergrund von Minimalismus austauschen. Warum kaufen wir ein? Wie steuern uns Medien, Umwelt, die eigene Psyche? Wo können wir uns vom klassischen Besitzstandsdenken lösen und uns Notwendiges samt Liebhaberstücken über Tauschbörsen, Secondhandshops, Flohmärkte etc. organisieren?

Die Marschrichtung und damit die Inhalte auf diesem Blog sind jedenfalls klar. Wir wollen und werden weiterhin sowohl über Konsumblockaden als auch dezidiert über Produkte, Events und ggf. Dienstleistungen wie die Flohmarkt-App von SWOP berichten. Dabei werden wir uns nicht scheuen, Empfehlungen auszusprechen und Dinge für gut zu befinden. Minimalismus darf Spaß machen. Und schön sein. Wir möchten keine minimalistische Meßlatte an den Tag legen, die wir selbst nicht erfüllen und die schlimmstenfalls andere abschrecken sowie von ersten Gehversuchen Richtung Minimalismus abhalten könnte. Jeder ehrliche Schritt und jede Ressource, die nicht unnötig verbraucht worden ist, zählen für uns.

Denn gemeinsam sind wir mehr. Mehr als die Summe unserer Teile. Und tragen doch zum Weniger bei.

Zeitlose Rasurkultur von Mühle

Ich habe mich selbst beschenkt: Endlich besitze ich einen vernünftigen Rasurhobel. Meine Wahl ist auf einen Nassrasierer der Linie Tradition von Mühle Rasurkultur gefallen. Der R89 Twist ist hochwertig verarbeitet aus verchromten Metall. Mit fast hundert Gramm liegt der Rasierer schwer und gut in der Hand und gleitet mit seinem geschlossenen Kamm wie von selbst über die Haut: Die Rasur wird so zum Vergnügen. Die Haut ist glatt, aber ohne Irritationen, ohne Rasurbrand. Ich bin wirklich begeistert!

Rasurhobel – nichts für Weicheier
Noch nie war ich anfällig für irgendwelche „Hightech-Klingen“ aus der Werbung. Als meine ersten Rasierversuche starteten, fing ich mit einem Hobel von Wilkinson an – und habe trotz mancher bösen Schnittwunden nie andere Nassrasierer benutzt.
Meist rasiere ich mich nur einmal pro Woche. Damit wären die ganzen überteuerten Systeme heillos überfordert. Erst kürzlich ist jedoch mein langgedienter Plastikhobel kaputtgegangen, der Klingenschutz abgebrochen und damit eine Rasur zum gefährlichen Abenteuer geworden. Ein neuer Hobel musste ins Haus – Minimalimus hin, Konsumverweigerung her.
Anfangs wollte ich mir einfach im Drogeriemarkt für wenige Euro einen neuen Wilkinson Classic holen… Aber eigentlich versuchen wir Plastik – wo immer möglich – aus unserem Leben zu verbannen. Deshalb hielt ich inne und recherchierte nach hochwertigen Nassrasierern ohne Kunststoff.

Mühle Rasurkultur – ein Stück gelebte Tradition
Schnell war klar: Ein Mühle-Rasierer muss es sein. Seit 1945 produziert die Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG im sächsischen Stützengrün unter dem Markennamen Mühle hochwertige Rasierutensilien. Ein mittelständisches, inhabergeführtes Unternehmen, das Wert auf Nachhaltigkeit und lokale Fertigung legt. Natürlich hat das im ersten Moment seinen Preis. Mein Hobel hat mehr als das 12-fache des Wilkinson Classic gekostet. Dafür besitze ich jetzt ein Produkt für die Ewigkeit. Und das zahlt sich langfristig gerechnet aus. Die Nassrasierer von Mühle sind mit allen klassischen Klingen kompatibel, die es in jedem Supermarkt günstig zu kaufen gibt. Insgesamt werde ich so unterm Strich sehr viel Geld (und Ressourcen) sparen.

Gerade als Minimalist hat mich Mühle schon jetzt überzeugt. Ich hoffe, dieses Produkt begleitet mich die nächsten Jahre bzw. Jahrzehnte und erspart mir überflüssige Neuanschaffungen. Dass meine Hoffnung nicht unbegründet ist, kann man der Mahnung des Seniorchefs im Imagefilm der Firma entnehmen. Mit einem Schmunzeln erinnert Hans-Jürgen Müller – ganz Geschäftsmann alter Schule – alle diejenigen, die schon seit ihrer Jugend Rasierpinsel und Hobel aus seinem Haus benutzen, daran, dass es trotzdem irgendwann mal wieder Zeit werde, etwas Neues zu kaufen.