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#MoreMoments 15: Durch Grenzerfahrung zum Minimalismus

Ich war über 20 Jahre im Non-Profit-Bereich tätig, immer bei der gleichen Organisation. Vor eineinhalb Jahren erlebte ich ein stärker werdendes Mobbing in Form von Ausgrenzungen, Schlechtreden, Fehlersuche etc. mit dem erklärten Ziel, dass ich aus der Organisation bzw. aus der Zweigstelle ausscheide. Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass mir das passieren könnte. Denn ich habe meine Arbeit doch immer ordentlich und zufriedenstellend ausgeführt.

Jedenfalls hat mich diese Situation mehr und mehr zermürbt und fertiggemacht. Zum Glück habe ich ein gutes Umfeld, das mich gestützt hat – sonst hätte ich das nie so lange ausgehalten und wäre heute völlig kaputt und am Ende. Darüber hinaus ist mein „Mindset“ ein wichtiger Faktor gewesen, um dieses Verhalten mir gegenüber wenigstens teilweise zu überstehen – wenn auch mit Blessuren. Andere Kollegen haben mich immer wieder gefragt: „Wie kannst Du das nur aushalten?“ Als dritte Stütze habe ich die Kunst, die mir in dieser Zeit sehr geholfen hat, nicht unterzugehen.

Out of the Dark. Wenn man selbst im dunklen Schacht sitzt, sieht man keinen Ausweg, alles wird infrage gestellt

Aber ich stellte mir auch grundsätzliche Fragen zum Leben insgesamt:

  • Brauche ich so viel Konsum, so viele Dinge zum Leben?
  • Brauche ich immer die letzte Mode und das Geschrei der Werbung, dieses oder jenes unbedingt als „Must-have“ haben zu müssen? Wer definiert dieses „Must-have“?
  • Warum drehe ich jahrein jahraus meine vielen Runden in diesem Hamsterrad? Was bringt es mir am Schluss – außer Krankheit, Unwohlsein und das Gefühl, Jahrzehnte an Lebensqualität an einen Arbeitgeber verschenkt zu haben?
  • Möchte ich so enden wie viele Arbeitnehmer, die mit ein paar Worten und einem blöden Geschenk in den Ruhestand oder die wohlverdiente Pension entlassen werden, halb krank und ausgelaugt?

Die Antwort war klar: Nein. Es braucht nicht mehrere Autos, es braucht nicht so viele Spielsachen für die Kinder, nicht so viel an Kleidung, Kosmetik etc. Ganz im Gegenteil: Es belastet einen, wenn so viele Möbel im Haus herumstehen und die Fensterbretter so voll sind, dass man das Fenster gar nicht mehr richtig sieht. Dekoartikel, die irgendwann einmal gekauft oder verschenkt wurden, sind keine Bereicherung, sondern nur Ausdruck einer Gedankenlosigkeit. Warum sollte ich immer noch mehr und noch mehr kaufen? Immer noch mehr konsumieren? Konsum ist ja nicht einfach wohltuend, sondern kann sogar krank machen. Mir hat der Konsum nun keine Freude mehr gemacht. Vielmehr habe ich das „Immer noch mehr“ als Belastung erlebt.

Aus dem Tal ins Licht – der Übergang zum Minimalismus ist eine spannende Entdeckungsreise

Durch die schreckliche Situation am Arbeitsplatz lernte ich, neu über mein Leben nachzudenken und mich neu auszurichten. Der Schmerz der Arbeitssituation führte dazu, dass ich das gesamte System, auf dem unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben aufbaut, hinterfragte: Immer noch mehr kaufen – wo soll dies enden? Wo dies endet, deutet sich schon schemenhaft am Horizont an: Klimawandel, Plastik in den Weltmeeren, in unserem Fisch. Abbrennen des Regenwaldes für noch mehr Fleisch von Tieren, die unter erbärmlichen Zuständen gehalten werden.

Und plötzlich entsteht etwas Neues, etwas, was mehr ist als eine Mode: eine minimalistische Lebenseinstellung

Wandel im Leben
Ich habe mich entschieden zusammen mit der Familie einen Wandel in unserem Leben einzuleiten. Der langjährige Job ist gekündigt, das Konsumverhalten verändert sich, der Fleischkonsum wurde schon drastisch reduziert, der Kauf von Plastikdingen passiert zwar immer noch, aber mittlerweile bewusster und reduzierter. Wesentlich dazu mitgeholfen hat meine neue Passion, die immer in mir schlummerte. Es ist die bildende Kunst, die mich die letzten Jahrzehnte stets begleitet hat. Die Beschäftigung mit Kunst zum Thema „Minimalismus“ ist für mich jedoch etwas ganz Spannendes und Belebendes. Denn dieses Thema trägt so viel in sich, dass es für mich nicht einfach eine Modeerscheinung ist, sondern Ausdruck eines neuen Lebensgefühls. Ich möchte dieses Lebensgefühl in meiner Kunst ausdrücken: Weniger ist mehr. Konzentriere Dich auf das Wesentliche. Denn die wichtigsten Dinge im Leben sind kostenlos: Atmen, Schlafen, Wasser, Luft, die Liebe zu anderen Menschen, die Pflege von alten und guten Freundschaften etc. – das sind die wesentlichen Dinge, die das Leben lebenswert machen.

Kunst zum Thema Minimalismus
Die Beschäftigung mit Kunst zum Thema Minimalismus gibt mir zum einen die Bestätigung dieses neuen Lebensgefühls, das mir neuen Mut schenkt, das Leben aktiv und mit Zuversicht anzugehen. Zum anderen erfüllt es mich mit großer Freude, zum Beispiel mit Action Painting diese Konzentration auf das Wesentliche kreativ und konstruktiv umzusetzen. Diese Beschränkung auf das Wesentliche möchte ich visuell sichtbar werden lassen.

Über den Autor
Joe Curtain Wall ist passionierter Maler zum Thema „Weniger ist mehr“ mit dem Fokus auf Loslassen und Minimalismus. Er ist verheiratet und hat fünf Söhne. Auf seinem Blog joecurtain.com zeigt er Kunst für Menschen, die das Wesentliche lieben, und veröffentlicht seine Gedanken zu einem bewussteren und reduzierten Leben.

Über Feedback und Gedankenaustausch zum Thema „Less is More“ freut Joe sich.

Alle Abbildungen © Joe Curtain.

More Moments.
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#MoreMoments. Was wirklich wertvoll ist im Leben. Die aktuelle Blogserie auf Minimalismus21. Alle (vorherigen) Teile der Serie findet ihr unter dem Suchbegriff #MoreMoments rechts oben (Lupe) und natürlich bei Twitter. Zu Teil 1 und Teil 2 sowie zu Teil 3, Teil 4, Teil 5 und Teil 6, Teil 7 sowie Teil 8, Teil 9 Teil 10, Teil 11 und Teil 12 plus Teil 13 und Teil 14.

1 Kommentare

  1. Wunderschöne Bilder, vor allem die beiden oberen gefallen mir sehr. Ich wünsche Dir alles Gute, ein reiches Leben und weiterhin Wege voller Mut und Wandel-Lust.

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