Alle Artikel in: Nachlese & Seitenblicke

Nachlese: What Happiness Is

Wohlbefinden und Glück wachsen auf einem feinen Geflecht aus materiellen und immateriellen Werten. Auf einem ausgewogenen Verhältnis von Arbeit und Freizeit, sagt die Stimme aus dem Off. Eine Frau in der letzten Reihe lacht kopfschüttelnd und wendet sich mit einem abfälligen Kommentar ihrem Mann zu. Ganz offenkundig hat sie eine andere Definition von einem erfüllten Leben. Herr M21er und sich sitzen nur wenige Plätze entfernt in einem fast leeren Kinosaal. An einem sonnigen Feiertag im August sucht kaum jemand sein Seelenheil auf der Leinwand. Und überhaupt: Lässt sich das Glück messen? Im Königreich Bhutan hat man genau das versucht. 700.000 Menschen leben hier auf einer Fläche so groß wie die Schweiz. 7000 von ihnen wurden in einer achtmonatigen Forschungsreise intensiv befragt. Thema: What Happiness Is. Auf der Suche nach dem Glück Im gleichnamigen Dokumentarfilm hat Regisseur Harald Friedl die sog. „Erhebung zum Bruttonationalglück“ mit der Kamera begleitet. Herausgekommen ist ein visuelles Juwel, nein, ein kluges Portrait oder besser noch eine faszinierende Nahaufnahme über einen Binnenstaat in Südasien, der lange Zeit als abgeschottet galt. Erst mit …

Nachlese: Minimalismus-Bloggertreffen 2013

Wir befinden uns im Jahre 2013 n. Chr. Ganz Essen ist von Sternenkriegern und Sales-Shoppern besetzt… Ganz Essen? Nein! Ein von unbeugsamen Minimalisten bevölkertes Unperfekthaus hört nicht auf, der Kraft der Medien und dem Konsum Widerstand zu leisten. Ich fühle mich entschleunigt. Sehr entschleunigt. Und das trotz über zehn Stunden Zugfahrt, tropischer Hitze und schlechtem Schlaf. Das Karussell der letzten Monate hat sich am vergangenen Wochenende deutlich langsamer gedreht als sonst, obwohl wir beinahe einen ganzen Samstag lang geredet haben. Wir, das sind Blogger und Leser aus ganz Deutschland, aus dem Süden und Norden, sind Herr M21er und ich, sind unbekannte Gesichter und die Menschen hinter den Geschichten und Texten, denen wir seit langer Zeit im Internet folgen. Im Ruhrgebiet hat sich ein Teil von ihnen am 27. Juli beim Minimalismus-Bloggertreffen im  Unperfekthaus versammelt. An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit, singen die Toten Hosen in einem ihrer Lieder. Und ja, ich unterschreibe jede Zeile. Was haben wir gelacht und diskutiert, uns mit Gleichgesinnten und Seelenverwandten ausgetauscht, ohne einander vorher jemals begegnet zu sein. …

Nachlese: Was vom Leben übrig bleibt, kann alles weg

Ich bringe es gleich auf den Punkt: Das Leben ist endlich! So lautet der erste Satz von Hans-Jürgen Heinicke. Zusammen mit dem Autor Fred Sellin hat der Wohnungsauflöser ein Buch geschrieben. Sein Titel? Unmissverständlich das Fazit der Einstiegssequenz: Was vom Leben übrig bleibt, kann alles weg. Wenn Heinicke in Interviews diese Formulierung persönlich in den Mund nimmt, dann liegt die Betonung erschreckender Weise auf alles. Vielleicht liegt das an mehr als 30 Jahren Berufstätigkeit, die den Sachverständigen für Nachlässe geprägt haben. An drei Jahrzehnten als Trüffelschwein, Psychologe, Detektiv und Archäologe, wie er sich selbst gerne bezeichnet. Denn der Schatzsucher beschönigt nicht, dass es in seiner Mission am Ende immer nur um Gewinn geht, also um so etwas Profanes wie Geld. Genau das verdient der gelernte Betriebsschlosser mit dem, was die ehemaligen Besitzer zu Lebzeiten gehortet, gesammelt und aufbewahrt, Hinterbliebene oder andere Erben nicht entsorgt oder sich am Ende in ihren Besitz einverleibt haben. Und dieser Gedanke ist oft nur schwer zu ertragen. Ob Möbelstück, Teppichsammlung oder sonstige Parade – was für den Verstorbenen einst emotional …