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Minimalistisch studieren. Nachhaltigkeit im Unialltag

Heutzutage kann es manchmal ganz schön schwer sein, nachhaltig zu leben. Besonders Studenten haben meist neben Prüfungsstress, WG-Leben und ihrer häufig chronischen Geldknappheit keinen Kopf mehr, sich Gedanken über einen ökologischen Fußabdruck zu machen. Aber auch im Uni-Leben kann man einfach auf Nachhaltigkeit achten. Deshalb gibt es hier die besten Tipps für Nachhaltigkeit im Hochschulalltag.

Mit dem Fahrrad statt dem Auto zum Campus
Nachhaltigkeit kann schon auf dem Weg zur Vorlesung anfangen. Viele wählen die bequemste Variante und fahren mit dem Auto zur Universität. Aber anstatt das Auto zu nehmen, kommt man oft sogar schneller mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Campus. Außerdem ist das Semesterticket für Studenten sehr preiswert. Und je nachdem, wo Du studierst, kannst du teilweise mit Deinem Studentenausweis umsonst mit der Bahn fahren. Die beste Variante wäre aber natürlich Radfahren oder laufen, wenn es die Entfernung zulässt. So hilfst Du nicht nur der Umwelt, sondern auch Deinem Geldbeutel und Deiner Gesundheit. Abgesehen davon bleibt Dir die lästige Parkplatzsuche erspart. Denn machen wir uns nichts vor: Eine freie Lücke auf dem Uniparkplatz entspricht quasi der Nadel im Heuhaufen.

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Beim Drucken sparen
In der Uni liest und bearbeitest Du tagtäglich unglaublich viele Vorlesungsfolien und Texte. Aber ist das Ausdrucken dieser Dokumente wirklich nötig? Viele Studenten besitzen ohnehin einen Laptop, ein Tablet oder einen E-Reader. Und oft reicht es auch, wenn Du Deine Skripte und Literatur digital durchliest. Notizen und Markierungen kannst Du auf diese Weise sogar lesbarer und schneller einfügen. Damit sparst Du Papier und Druckertinte – und schonst Ressourcen und Geldbeutel. Trotzdem haben einige Studenten ihr Lesematerial lieber in Papierform vor sich. Mit gedruckten Bücher kann man manchmal einfach besser lernen. Neue Studienbücher sind allerdings (abgesehen von dem offensichtlichen ökologischen Nachteil) sehr teuer. Siehe deshalb nach, ob notwendige Fachliteratur in der Bibliothek Deiner Universität auszuleihen ist. Oder kaufe sie – falls Du die Bücher für einen langen Zeitraum brauchst oder wichtige Passagen markieren willst – gebraucht.

(Fach-)bücher gebraucht kaufen oder ausleihen und tauschen schont die Umwelt

Müll vermeiden
Den Ansatz von Zero Waste kennst Du vermutlich schon. Bei Zero Waste achtet man darauf, möglichst wenig beziehungsweise (im Idealfall) gar keinen Müll zu produzieren. An sich eine tolle Sache. Allerdings sehr aufwendig, denn man muss sich definitiv viel mit dem Thema beschäftigen, um wirklich entsprechend zu leben und selbst bei den kleinsten Einkäufen auf die Verpackungen achten. Allerdings hilft es auch hier schon, wenn Du Deine Lebensweise in kleinen Schritten änderst. In Unverpackt-Läden kannst Du wie in einem ganz normalen Supermarkt Obst, Gemüse, Nudeln, Reis, Mehl und so weiter einkaufen – nur eben ohne Verpackung. Stattdessen füllst Du Dir die Lebensmittel in eigens mitgebrachte Behälter. So kannst Du zusätzlich selbst über die Menge entscheiden, die Du einkaufst. Dadurch kaufst Du nur genau so viel wie nötig und wirfst weniger Lebensmittel weg. Aber mehr dazu im nächsten Punkt.

Weniger Lebensmittel wegwerfen
Laut einer Studie des WWFs von 2015 werden jährlich über 18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel in Deutschland weggeworfen
. Mehr als die Hälfte davon wäre vermeidbar. Die Herstellung und der Transport der Lebensmittel verbrauchen viel Energie und Ressourcen. Daran solltest Du denken, wenn Du das nächste Mal vor Deinem Kühlschrank stehst und überlegst, die Lebensmittel darin wegzuwerfen. Nur weil das Haltbarkeitsdatum gestern abgelaufen ist, muss der Joghurt nicht schlecht sein. Wenn Du Dich beim Kochen in der Menge verschätzt hast, kannst Du die Reste einfrieren anstatt sie im Mülleimer zu entsorgen – so hast Du an einem anderen Tag sofort etwas zu essen, ohne lange in der Küche zu stehen.

Viele Universitäten bieten auch Foodsharing an – vielleicht sogar Deine eigene? Hier werden übriggebliebene Lebensmittel verschenkt, die sonst im Müll landen würden; natürlich sind sie alle noch genießbar. Durch Foodsharing kannst Du aktiv gegen die Lebensmittelverschwendung angehen und dabei gleich den Kühlschrank mit leckeren Dingen füllen.

Nachhaltige Putzmittel verwenden
Nach einem anstrengenden Tag in der Uni kommst Du in die Studenten-WG. Und selbst dort kannst Du auf die Schonung der Umwelt achten. Das fängt schon beim Putzen an. Du wirst vermutlich mehrere verschiedene Putzmittel aus dem Supermarkt besitzen: Bodenreiniger, Fettlöser, Weichspüler, Abflussreiniger, Entkalker … Für jeden Zweck scheint es ein eigenes Putzmittel zu geben. Diese sind aber meist voller Chemikalien und schaden unserer Umwelt. Dabei gibt es zahlreiche nachhaltige Reinigungsmittel, die nicht so aggressiv und biologisch abbaubar sind. Und das Beste: Du besitzt sie schon in Deinem Vorratsschrank. Mit Essig, Natron, Soda, Zitronensäure, Kernseife bekommst Du Deine WG einfach, schnell und nachhaltig auf Vordermann. Es gibt nur Vorteile: Du sparst Geld, hast weniger Plastikmüll und schonst die Umwelt.

Das WG-Zimmer minimalistisch einrichten
Auch Dein WG-Zimmer kannst du „nachhaltig“ einrichten. Für viele Studenten steht während des Studiums der Auszug aus dem Elternhaus in die eigenen vier Wände an. Je nachdem, ob Du ins Studentenwohnheim, in eine Wohngemeinschaft oder ein Apartment ziehst, ist Dein Zimmer schon möbliert. Falls dies nicht der Fall sein sollte, überlege Dir, welche Dinge Du wirklich neu kaufen musst. Einige Möbelstücke kannst Du vielleicht aus Deinen alten vier Wänden mitnehmen oder secondhand kaufen. Andere notwendige Dinge wie Küchenutensilien bekommst Du von Familienmitgliedern und Freunden geschenkt, die sie selbst nicht mehr benötigen.

Studenten haben zudem oftmals recht kleine Zimmer oder Wohnungen, alleine schon aufgrund der Mietpreise. Wenn Du Dein Zimmer minimalistisch  einrichtest, wirkt es nicht nur größer und ordentlicher, es ist auch deutlich umweltbewusster. Auch wenn man in der heutigen Konsumgesellschaft ständig dazu verleitet wird, neue Dinge zu kaufen: An dem Sprichwort „Weniger ist mehr“ ist etwas Wahres dran. Fakt ist: Wir besitzen viel mehr Gegenstände, als wir eigentlich wirklich brauchen und nutzen. Das fängt schon beim Kleiderschrank an. Hand aufs Herz: Wer zieht wirklich alle Klamotten an, die er besitzt?
Sei hier ebenfalls pragmatisch. Kaufe Dir keine Sachen, die Du eigentlich nicht brauchst oder schon hast. Und sortiere die Kleidungsstücke aus Deinem Schrank, die Du sowieso nicht mehr anziehst. Aber natürlich solltest Du sie der Nachhaltigkeit zuliebe nicht wegwerfen. Spende sie stattdessen oder gib sie an Freunde und Familie weiter. So hast Du zusätzlich einen anderen Menschen glücklich gemacht. Wenn Du Dein Zimmer minimalistisch einrichtest, solltest Du aber eines nicht vergessen: Behalte Deine Lieblingsstücke. Schließlich sollte Dein Zimmer Dein Wohlfühlort und Rückzugsort sein.

Wie Du siehst, gibt es viele verschiedene Arten, Deinen Unialltag nachhaltiger zu gestalten. Und selbst die kleinen Dinge helfen letztendlich, die Umwelt zu schonen. Wir hoffen, wir konnten Dir mit diesem Artikel Inspiration zu einem umweltbewussteren Studentenleben liefern.

Über die Autorin
Maike Haala schreibt für den Studibuch-Blog. Studibuch ist eine An- und Verkaufsplattform für gebrauchte Fachliteratur. Sie ermöglicht Studenten, ihre Studienbücher zu fairen Preisen weiterzugeben und so auch noch die Umwelt zu schonen. Im Studibuch-Blog beschäftigen sich verschiedene Autoren mit den Themen Studenten- und Schülerleben, Arbeitswelt, Nachhaltigkeit und Minimalismus.

Mehr von Studibuch gibt’s auch auf  Facebook, Twitter und Google +. Beitragsbild © Studibuch.

Praxistipps Minimalismus: Mitmachen
Wie lebt Ihr minimalistisch(er)? Schreibt uns eine E-Mail oder meldet Euch direkt über unsere Mitmachen-Seite. Gerne veröffentlichen wir Eure Erfahrungen auf unserem Blog. Wer mag, packt noch ein kurzes Foto von und ein paar Worte über sich dazu. Auch Vorher-Nachher-Aufnahmen sind herzlich willkommen.

Film-Tipp: The Cleaners

Müll. Überall Müll. Auf der gesamten Straße. Soweit das Auge reicht. In allen Formen und Farben, eine Flut von Flaschen und Fetzen, ein undefinierbarer Flickenteppich aus Kunststoff. Die Kamera fängt die Bewegung einer Frau ein, die sich ihren Weg durch die triste Landschaft und den unüberschaubaren Unrat bahnt. Ein Schwenk nach oben und ein weibliches Gesicht sowie weitere Teile der Umgebung sind zu sehen – ein Elendsviertel auf den Philippinen. Mittendrin: verbalisierte Hoffnungslosigkeit. Meine Mutter hat immer gesagt: Wenn ich nicht gut lerne, werde ich als Müllsammlerin enden. Über die Mitmenschen in ihrer Umgebung verliert die Einheimische ernüchternde Worte. Sie durchwühlen den ganzen Tag Müll. Er ist ihre Existenzgrundlage. Etwas anderes haben sie nicht gelernt. […] Die Einnahmen auf den Philippinen sind sehr gering. Die Arbeit als Content Moderator macht es uns möglich, hier zu leben.

In Manila läufen physikalischer und digitaler „Müll“ zusammen

Wie viel Bitterkeit und Ironie allein in dieser Szene steckt, versteht der Zuschauer erst später. Denn auch die Philippinerin hat Müll weggeräumt. Sehr viel Müll. Der lässt sich zwar nicht in Tonnen bemessen, wie es die Umweltorganisation Greenpeace in ihrem Projekt gegen Einwegplastik vor Ort gemacht hat. Fällt aber dennoch massiv ins Gewicht. Die Interviewpartnerin ist eine von fünf kommerziellen Content Moderatoren, die im Debütfilm von Hans Block und Moritz Riesewieck zu Wort kommen; stellvertretend für Zehntausende. Sie sind die Gesichter einer Schattenindustrie, die die sozialen Netzwerke überprüfen. Irgendwo in Manila, ungesehen und unbemerkt vom Rest der Welt. Internetgiganten wie Facebook und Google haben diese Arbeit an Drittfirmen ausgelagert. Die Gehälter kommen direkt von einer hiesigen Outsourcing-Firma, heißt es in der Doku. Sie porträtiert Menschen, die eigentlich im Verborgenen bleiben müssen, aber weitreichende (inhaltliche) Entscheidungen mit globalen Auswirkungen treffen. Was die Zeit in der Schattenindustrie mit ihnen gemacht hat, lässt sich stellenweise nur schwer ertragen.

Ignore or delete
Ich sichte 25.000 Bilder am Tag, bilanziert ein männlicher Protagonist. Die Aufgabe eines Content Moderators ist es, den Dreck wegzumachen. Das ist unser einziges Ziel. Videos, Bilder, Texte: Ignore or delete. Ignorieren oder löschen. Dazwischen gibt es nichts. Nein, das hier ist nicht Digital Detox. Aber dennoch geht es um digitales Entrümpeln. Und das hat Folgen: Was die Nutzer einer App glauben oder denken, hängt von den Content Moderatoren ab oder genauer gesagt von dem, was nicht der Zensur zum Opfer fällt. Das verändert nicht nur unsere Wirklichkeit und unseren Blick auf die Welt, sondern auch die Wahrnehmung jedes Einzelnen. Es entscheidet, was von historischem Nutzen ist wie das Bild eines Mädchens, das nackt und verbrannt aus einer Napalmwolke flieht. Für viele Generationen das Symbol des Vietnamkrieges.

In einem Bürobunker in Manila kennt man dagegen den historischen Hintergrund nicht. Deleted, weil eine Minderjährige mit entblößten Genitalien zu sehen ist. Wir müssen verhindern, dass sich die soziale Sünde in den Netzwerken ausbreitet, sagt eine der zentralen Interviewpartnerinnen – gefangen zwischen ihrer bedingungslosen, nahezu aufopferungsvollen Hingabe als Angestellte und der zunehmenden Abneigung gegenüber ihrem Tagewerk. Denn sie ist der Maßstab für Zensur oder Sichtbarkeit, für das, was auf unseren Bildschirmen erscheint oder eben nicht. Algorithmen und künstliche Intelligenz noch gar nicht mitgedacht.

Content Moderator in der Schattenwelt

Wo und wann immer Menschen kommunizieren, hat es selbstverständlich Zensur gegeben. Lange vor dem digitalen Zeitalter. Und gibt es noch. Block und Riesewieck rücken allerdings die Frage in den Mittelpunk, wie groß der Einfluss amerikanischer Unternehmen wie Facebook, Twitter, YouTube und Co. in dieser kommunikativen Gemengelage mittlerweile ist. Denn längst sind es die Firmen, die von ihrem Hausrecht auf zahlreichen Plattformen Gebrauch machen und damit entscheiden, was Gesetz ist, was rechtswidrig und was nicht. Nicht alles, was hochgeladen wird, bleibt online. Inhalte, die bspw. Terrorismus und Cybermobbing fördern, werden von den Scharfschützen entfernt, ebenso Kunst und Satire. Ignore, delete. Nicht alles, was in einem Land zu sehen ist, muss es in einem anderen sein. Noch dazu, wenn Regierungen Absprachen mit Tech-Unternehmen über die (Nicht-)Verbreitung bestimmter Inhalte treffen und damit drohen, einen bestimmten Dienst in ihrem Land komplett abzustellen. User und Business will im Silicon Valley schließlich niemand verlieren.

Eigentlich wollte ich sofort wieder hinschmeißen, erzählt dagegen eine Frau, die ihre schlimmsten Erlebnisse und Bilder im Rahmen ihrer Arbeit schildert. Bilder, die bis auf wenige Ausnahmen im Film nicht zu sehen sind. Doch schnell ist klar: Die sozialen Netzwerke haben die Schleusen für die Welt geöffnet. Mit allen Vor- und Nachteilen. Durch diese Schleusen läuft viel wunderbarer Content rein, entstehen großartige Möglichkeiten zur Vernetzung, zur Kommunikation, zum Austausch mit anderen. Möglichkeiten, ohne die zum Beispiel ein Blog wie unserer und die zahlreicher weiterer minimalistischer Wegbegleiter nicht in dieser Form möglich wären.

Doch auch die sogenannte „Empörungskultur“ bahnt sich mitunter in erschreckendem Ausmaß ihren Weg, gepaart mit Hate Speech und Fake News. Was erweckt die Aufmerksamkeit der Menschen? Was fesselt und was hält sie? Und was bringt sie dazu, Dinge zu teilen? Empörung eignet sich dazu besonders gut, resümiert Tristan Harris, ehemaliger Google Design Ethiker. Verbreitet wird, was am empörendsten ist, was am polarisierenden und furchtbarsten ist. Und hinter der Idee der sozialen Netzwerke? Junge, weiße Ingenieure, deren Entscheidungen […] Auswirkungen auf das Denken von zwei Milliarden Menschen haben, ergänzt Harris.

Who does the clean up work on their platforms? Im Alltag machen sich Nutzer wohl kaum Gedanken darüber. The Cleaners will – so steht es in der Pressemitteilung – vor Augen führen, wohin wir steuern, wenn wir die Verantwortung für eine digitale Öffentlichkeit Privatunternehmen überlassen, […] wenn eine Politik auf dem Vormarsch ist, die einfach beseitigen oder ausgrenzen lässt, wer oder was „stört“. Facebook, Twitter und YouTube selbst haben alle Interviewanfragen unbeantwortet gelassen, heißt es im Abspann. Alle Content Moderatoren, die in den rund 90 Minuten zu sehen sind, haben den Job zum Zeitpunkt der Ausstrahlung verlassen. Auch die junge Philippinerin. Die Zugangskarte aus Plastik zu ihrem Office hat sie am Strand abgelegt. Delete.

Alle Zitate stammen – soweit nicht anders angegeben – aus The Cleaners. Alle Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von kinofreund.com.

The Cleaners – Im Schatten der Netzwelt
Regie/ Kamera: Hans Block/ Moritz Riesewick
Land: Deutschland/ Brasilien
Sprache: Original mit dt. Untertiteln/ dt. Voiceover
Verleih: farbfilm verleih
Kinostart: 17.5.2018
Länge: 88 Minuten

Weitere Infos zur Kino-Dokumentation gibt es auf der Webseite der Filmmacher unter gebrueder-beetz.de

Buch zum Film aus dem Hause dtv

Für die Preview bedanken wir uns bei der Entertainment Kombinat GmbH, die uns außerdem drei Kinopakete (zwei Karten plus Buch Digitale Drecksarbeit. Wie uns Facebook & Co. von dem Bösen erlösen von Moritz Riesewieck) zur Verfügung stellt.

Was Ihr tun müsst? Hinterlasst uns bis zum 21. Mai 2018 einen Kommentar samt E-Mail-Adresse (nicht öffentlich sichtbar!) auf dem Blog oder bei Facebook, warum Ihr die Doku sehen wollt. Unter allen Antworten zieht die Glücksfee die GewinnerInnen.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Umtausch oder Barauszahlung des Gewinns sind nicht möglich. Teilnahme ab 18 Jahren.

Kulmine Stoffbinden: Weg vom Wegwerfen

Wegwerfen bedeutet Freiheit. Die Freiheit, keine Verantwortung für Dinge übernehmen zu müssen. Die mangelnde Verantwortung ist zugleich ein Ausdruck unserer „Achtlosigkeit gegenüber den Gegenständen und den Ressourcen, die benötigt werden, um sie zu erzeugen“. Zu diesem traurigen Ergebnis kommt der deutsche Historiker Frank Trentmann. In seiner 1000-seitigen Konsumgeschichte widmet der Geschichtsprofessor (Birkbeck College, Universität London) der sogenannten „Wegwerfgesellschaft“ ein eigenes Kapitel, in dem er die heutige „Verschwendung infolge von Überkonsum“ intensiv beleuchtet. Doch es gibt Menschen und Firmen, die dieser Mentalität etwas entgegensetzen möchten. So wie das deutsche Unternehmen Kulmine.

Stoffslipeinlagen und Stoffbinden von Kulmine im Test in naturweiß

Seit 25 Jahren setzt sich Gründerin Petra Sood bereits für hochwertige Produkte mit einer langen Lebensdauer im Bereich der Monatshygiene ein. Ähnlich wie ihre finnischen Mitstreiterinnen von Lunette steht dabei das Thema Nachhaltigkeit ganz weit oben in der Firmenphilosophie. Im Rahmen unserer Überlegungen zu Minimalismus und – „besserem“ – Konsum sowie zu Zero Waste und Minimalismus haben wir ein Set Kulmine-Stoffbinden und Slipeinlagen in der Praxis getestet. Und M21 auf eine intensive Konfrontation mit der eigenen Körperlichkeit geschickt.

Der Anfang
Den Anfang macht die Frage nach der „Farbe“: naturweiß, nachtblau, himbeere, blutrot. Blutrot? Come on. Man(n) mag wild nach einem Erdbeermund sein. Aber eine rote Slipeinlage in den Praxistest zu schicken wäre für mich wie Blindekuh spielen gewesen. Oder der Versuch, die Augen beim Ausprobieren zu verschließen. Und Blaumachen überlasse ich gerne der Werbung. Oder wer erinnert sich nicht an diverse Ersatzflüssigkeiten in Werbespots namhafter Hygieneartikel-Hersteller? Bei diesem Testszenario möchte ich ganz bewusst rot sehen.

Kleb Dir eine: Für einen entspannten und tabufreien Umgang mit der eigenen Weiblichkeit

Das Testpaket
Mini, Midi, Maxi. Das Testpaket repräsentiert die breite Angebotspalette von Kulmine, die von klassischen Binden über die „sportliche Variante“ mit Flügeln bis hin zur Falt-Binde (mit Steg) reicht. Ich muss zugeben, meine letzte innerfamiliäre Auseinandersetzung mit ausklappbarem Wäscheschutz liegt viele Jahre zurück. Und ist im Lebenszyklus eng mit Tod und Vergänglichkeit, mit Endlichkeit und mit Blasenschwäche verbunden; für diese Binden im Übrigen ein weiteres Anwendungsfeld! Beim Versand wurde auf unnötiges Verpackungsmaterial verzichtet. Buntes Seidenpapier reicht. Einzige Überraschung: Die rosafarbenen Uterus-Aufkleber. Ich bin immer noch am Überlegen, in welches Poesiealbum ich die lustigen Gebärmütter als nächstes klebe.

Die Optik
Die waschbaren Binden aus Bio-Baumwolle liegen angenehm sanft in der Hand, sind ordentlich vernäht und vollkommen geruchsneutral. Die nickelfreien Druckknöpfe aus Messing schließen problemlos. Auf chemische Zusätze, Duftstoffe oder Plastik wird verzichtet. Im beigefügten Prospekt liest sich das Ganze wie folgt: „Angenehm weiche Baumwolle – ganz ohne Schwitzen und Windelgefühl. Eben reines Wohlbehagen!“ So viel sei vorweggenommen: „Hela“ und ihre Schwestern haben sich beim Tragen nicht bemerkbar gemacht. Von (Ver-)Rutschen keine Spur und selbst olfaktorisch blieb alles im Lot!

Der Einsatz
Meine präkulminelle Sozialisation der 90er Jahre ist eng mit den Begriffen „diskret“ und „unsichtbar“ verbunden. Die weibliche Blutung ist etwas, das Frau wegschließt: Die Regel wird quasi da aufgefangen, wo sie passiert. Also im Inneren des Körpers. Das ist eigentlich ganz bequem. Führt aber in vielen Köpfen auch zu einer Tabuisierung des Themas. Die Menstruation wird weggedacht, negiert. Alles ist im Fluss, sagt man. Aber bitteschön ohne Stillstand. Leben und Alltag sollen zu allen Zeiten funktionieren, zyklische Unterbrechungen ausgeschlossen. Von Müll und schadstoffbelasteten Produkten wollen wir überhaupt nicht reden.

Funktionieren muss es, funktionieren müssen wir. Also bloß kein großes Aufhebens an den Tagen machen. Mich selbst hat der Einsatz der Slipeinlagen zu einer unmittelbaren Begegnung mit dem Wunderwerk Weiblichkeit geführt: Schon lange habe ich nicht mehr rot gesehen. Viel rot, besonders bei saugstark. Quo vadis, Blutung? Im Normalfall lautet die Antwort: Aufgesaugt und auf Wiedersehen. Nicht so mit den Produkten von Kulmine. Natürlich bewusst heißt natürlich auswaschen und wiederverwenden.

Die Reinigung
Sagte ich, schwarzsehen sei keine Lösung? Eine benutzte naturweiße Binde ist eine – nun ja – benutzte, nicht mehr naturweiße, Binde. Und Zeit ein echter Gegenspieler. Denn wenn Blut nicht umgehend entfernt wird, verliert es zunehmend seine Wasserlöslichkeit. Jetzt heißt es also eiskalt und schnell handeln, möglichst in Handarbeit. Obwohl ich die Pflegehinweise beachtet habe, hat sich das Mensblut selbst bei einer 60°-Wäsche bei den Maximodellen als hartnäckig erwiesen und einen gräulichen Schimmer hinterlassen. Auch der vom Hersteller angegebene Pilling-Effekt ist eingetreten. In Sachen Transparenz muss ich sagen: Anstelle des empfohlenen Woll- oder Seidenwaschmittels habe ich auf herkömmliches Voll- bzw. Colorwaschmittel gesetzt.

Kulmine verleiht Flügel. Mit Druckknöpfen. Abheben ohne zu verrutschen

Das Kosten-Nutzen-Verhältnis
Wer an seinem Konsumverhalten etwas verändern möchte, wer ressourcenschonender agieren will, muss nicht nur alte Gewohnheiten und Muster ablegen. Auch Bequemlichkeit, Sozialisation, eigene bzw. gesellschaftliche Barrieren im Kopf, mangelnde Information und Preissensibilität spielen eine Rolle. Nach Angaben des Herstellers gleichen sich die Kosten für die wiederverwendbaren Stoffprodukte im Vergleich zu herkömmlichen Hygieneartikeln in der Regel nach etwa zwei Jahren wieder aus. „Weniger, aber wertiger“ könnte hier die minimalistische Devise lauten. Eine Stoffslipeinlage für Stringtangas gibt es bereits ab 12,45 Euro, mehrteilige Sparsets starten bei rund 30 Euro.

Das Fazit
Kulmine ist über ein Testangebot in mein Leben gekommen. Und wird es so schnell nicht wieder verlassen. Auch wenn ich mich langsam herantasten muss. Wer über einen Wechsel seiner Monatshygiene nachdenkt, sollte im Zweifelsfall erst einmal mit einer kleinen Grundausstattung starten. Denn auch bei einem Produkt aus 100%iger, pestizidfreier Bio-Baumwolle werden Ressourcen wie Wasser und Land verbraucht – zu schade, um Slipeinlagen und Binden ungenutzt in der Schublade versauern zu lassen.

Minimalismus21 sagt „Herzlichen Dank“ für das unentgeltliche Testpaket und möchte drei Leserinnen die Chance bieten, Kulmine exklusiv zu testen. Die Firma stellt uns drei kleine Sets zur Verfügung, die wir direkt an Euch weiterleiten lassen.

Was Ihr tun müsst? Hinterlasst uns einfach bis zum 20. Mai 2018 einen Kommentar samt E-Mail-Adresse (nicht öffentlich sichtbar!) auf dem Blog oder unter dem entsprechenden Facebook-Post: Verratet uns, welche „Less-Waste-Produkte“ Ihr bereits im Einsatz habt und/oder warum Ihr die Stoffbinden ausprobieren möchtet. Wir freuen uns über Eure Erfahrungen. Unter allen Antworten zieht die Glücksfee am Ende die Gewinnerinnen.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Umtausch oder Barauszahlung des Gewinns sind nicht möglich. Teilnahme ab 18 Jahren.