Meine letzten großen Sommerferien liegen weit zurück. Genauer gesagt im letzten Jahrhundert und im letzten Jahrtausend zugleich. Mitte der 1990er Jahre. Vor dem letzten Schuljahr, das mich nach 13 Jahren Klassenraum in die Welt von Studium und diversen Nebenjobs entlassen sollte. Sechs Wochen, die alles versprachen, aber nichts von mir verlangten. Sechs Wochen, in denen Zeit noch nicht zu einer Währung verkommen war, einer Währung, die man ausgeben und investieren musste – für Hausarbeiten und gute Noten, in Praktika und erste Schritte auf dem Arbeitsmarkt. 42 Tage, die mir wie ein kostbarer Schatz vorkamen und stets ein Gefühl von „Alles ist möglich“ im Gepäck hatten, von Unendlichkeit, Unbeschwertheit und tiefster „Seelenbaumelei“.
Weniger Zeug, mehr Zeit
Irgendwann sind mir diese Gefühle mehr und mehr verlorengegangen. Denn die Währung hatte sich ausgezahlt. Ein abgeschlossenes Studium, eine fertige Doktorarbeit, solide Festanstellungen. Dazwischen mühsam erwirtschaftete Auszeiten von zwei bis maximal drei Wochen am Stück, um Körper und Geist wieder zusammenzuführen und ein Gefühl für das Hier und Jetzt fernab von externen Ansprüchen an mich und meine Person zu bekommen.
Wenn mich heute also jemand fragt, was ich mir wünsche, dann gibt es darauf meist nur eine Antwort: Zeit. Zeit mit lieben Menschen, Zeit für schöne Unternehmungen und vor allem Zeit für mich. Die Wiesbadener Kreativagentur Scholz & Volkmer hat aus diesem Gedanken sogar ein Projekt gemacht. Über die Non-Profit-Geschenkeplattform Zeit statt Zeug können sich Menschen alternative, kostenfreie Momente zukommen lassen wie einen gemeinsamen Spaziergang im Grünen. „Waldluft statt Parfüm“ sozusagen.
Je mehr der Minimalismus in meinem bzw. unserem Leben Einzug gehalten hat, desto mehr Raum hat auch das Thema „Zeit“ bei uns eingenommen. Und damit die Erkenntnis: Ich möchte wieder investieren und ausgeben. Doch nicht in Dinge, sondern in Momente ohne Deadlines sowie in Wochen ohne Zählen bis zum Wochenende.
Genau so will ich meinen Sommer auskosten. Mir Zeit nehmen. So wie früher eben. Da waren die Monate von Juni bis August trotz Schule, Uni und Nebenjobs doch auch immer bis zum Bersten voller Abenteuer,
schreibt Christiane Stella Bongertz in ihrem Essay Ein unvergesslicher Sommer in der siebten Ausgabe des Hygge-Magazins mit dem passenden Titelthema So wird dieser Sommer unvergesslich. Mein Sommer 2018 soll ebenfalls ein bisschen nach unauslöschlich schmecken. Nachdem der Herr M21er seinen Beschluss für ein ganzjähriges Sabbatical gefasst hatte, entschied ich mich für vier Wochen Extra-Urlaub im August dieses Jahres; zwei Wochen regulären Jahresurlaub on top. Investiert habe ich dafür drei Monate Vollzeitarbeit bei jeweils einem Viertel weniger Gehalt. Die Differenz bekomme ich in der freien Zeit ausgezahlt, ohne einen Schritt ins Office zu machen.
Tausche 40-Stunden-Woche gegen Zeitwohlstand
Arbeitskostüm, Schreibtisch und PC tausche ich also demnächst gegen Rucksack, Schienen und Interrail-Ticket. Rund 3.000 Kilometer geht es mit dem Zug durch Nord- und Ost-Europa und zurück, teile ich doch mit Per J. Andersson (schwedischer Abenteurer und Autor) von jeher das Gefühl,
dass die Welt so viel mehr sein musste als das, was ich von daheim kannte.
(„Reisen macht uns freier – im Denken und im Handeln“. In: Hygge No. 7/ 2018)
Druck oder falsche Erwartungen mache ich mir dabei nicht. Schlendern durch fremde Gassen mit leichtem Gepäck und ohne den Anspruch, jede Stadt und jeden Ort vollständig erschließen zu müssen. Sich treiben lassen von Land und Leuten, ganz ohne Zwang im Strom des Lebens schwimmen und in einem Meer aus Zeit baden, in das ich nicht erst in der Rente eintauchen möchte. Mein minimalistischer Konsum macht es möglich.
Und dafür musste nur ein neues Jahrtausend anbrechen.
Was soll Deinen Sommer 2018 unvergesslich machen? Verrate es uns und gewinne ein Jahresabonnement von hygge. Jeder Beitrag samt E-Mail-Adresse (nicht öffentlich sichtbar!) wandert in den Lostopf. Teilnahmeschluss ist der 22. Juli 2018. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Umtausch oder Barauszahlung des Gewinns sind nicht möglich. Teilnahmeberechtigt sind Personen ab 18 Jahren. Viel Glück!
Für das Gewinnspiel (unbezahlte Kooperation) und das kostenlose hygge-Magazin (PR-Sample) – aus dem die Zitate stammen – bedanken wir uns bei Gruner + Jahr.
Das klingt nach einem Sommer, in dem Erinnerungen gemacht werden 🙂 Ich wünsche gute Reise und viele tolle, neue Eindrücke und Inspirationen!
Das wird bestimmt ein toller Sommer 🙂
Ich mache aus meinem Sommer grade einen „Selbstfindungssommer“.
Ich habe in den letzten Wochen viel über mich gelernt und will das ganze für mich nutzen.
Ich habe vor Kurzem meine Arbeitszeit um 20% verringert, also habe ich nun einen Tag der Woche als „Future Friday“ und um mich mehr um mich zu kümmern.
Urlaub werde ich vor September wahrscheinlich nicht mehr machen (der Partner schreibt bis dahin an seiner Bachelorarbeit), aber da es hier ja auch grade wunderbares Wetter ist, ist das nicht so schlimm.
Ich wünsche einen schönen Urlaub!
Na, da wünsche ich doch einen wunderschönen Sommer. Solche Auszeiten sind wunderbar. Ich habe dies einmal in den 90er-Jahren bei einem Stellenwechsel gemacht (Resturlaub + 4 Wochen) und als ich nach 12 Jahren Erzieherinnen-Dasein, (oft in sozialen Brennpunkten, mit 8-stündigem Lärm täglich), dann Sozialpädagogik studiert habe. Mein Stöhnen über 3 Seminare am Tag im Vergleich zu dem, was ich vorher gearbeitet hatte, habe ich anfangs fast als eine „Lachnummer“ empfunden. Es trotz zeitweise 3 Nebenjobs und finanzieller Enge eine wunderbare Zeit.
(Bitte die Hyggeschrift ohne mich verlosen – Danke!)
Ich bin in der Endphase meiner nebenberuflichen Weiterbildung. Oft nehme ich mir Freitags frei, um den Spagat zwischen Beruf, Weiterbildung und Privatleben mit Haushalt etc. zu schaffen. Aber es ist sehr grenzwertig. Ich erkenne in diesem Sommer meine Grenzen… Aber auch das, dass Weiterbildung viel Freude bringen kann.
Sie ist ist hoffentlich Ende November mit den Abschlussprüfungen vorbei und ich freue mich wieder sehr über die freien Wochenenden!
Aber grundsätzlich überlege ich weiter die Freitage frei zu nehmen und die Arbeitszeit zu reduzieren. Ich habe viel gearbeitet in den letzten Jahren. Das Leben ist aber zu kurz für irgendwann… 🙂
Ich wünsche dir eine schöne Reise mit vielen Eindrücken und ganz viele Momenten voll kleinen Glückseeligkeiten.
Zunächst einmal wünsche ich einen tolle freie Zeit mit ganz viel Sommerferiengefühl! Ich habe dieser Zeit des Jahres sehr lange mit gemischten Gefühlen entgegen gesehen, weil ich immer irgendwie viel zu hohe Erwartungen an den Urlaub habe und dazu zwei Teenager-Kinder, die zwar nichts mehr mit mir unternehmen möchten, aber einen gefüllten Kühlschrank, 3 bis 10 Mahlzeiten am Tag und frische Wäsche wie selbstverständlich erwarten und ich mich somit immer in so einer Art Stand-by-Modus (der ja bekanntlich auch Energie verbraucht) befand. Seit letztem Jahr versuche ich nun, meine Arbeitszeit so zu gestalten, dass ich vor dem Sommerurlaub nicht mehr so mega urlaubsreif bin und die Teenager haben eine paar Ansagen bekommen (Punkt 1: Alle haben Ferien… auch Mama!) und zum ersten Mal seit langer Zeit habe ich diesen Sommer auch wieder so eine Art Sommerferiengefühl!
Ich freue mich mit Dir und wünsche Dir eine wunderbare Reise! Einfach toll, dass Auszeiten vom Job immer salonfähiger und praktikabler zu werden scheinen. 🙂
Ich bin 2009 nach zehn Jahren Berufstätigkeit (Vollzeit, angestellt, Großkonzern, Großstadt, das volle Programm; vier Jahre lang hab ich außerdem nebenbei das Abi nachgeholt) aufs Studentenleben in einer kleinen Großstadt umgestiegen. Das war vielfältiger und freier, aber ich hab mir meine Zeit auch wieder sehr vollgepackt. Während eines Auslandsaufenthalts kamen dann neue Gedanken, Perspektiven, Wahrnehmungen in mein Leben, worauf ein „Sabbatsemester“ folgte, das bei mir eine Phase der Entschleunigung einläutete. Und so richtig bin ich da nicht mehr raus, weil ich freiberuflich und wenig arbeite und meinen Lebensunterhalt auch von Erspartem finanziere. Wie von selbst ist mein Leben seitdem minimalistischer geworden, weil viele Bedürfnisse nach Zeug und Aktivitäten (sogar inkl. Reisen) nach und nach weggefallen sind. Ich genieße das gerade sehr, in vielerlei Hinsicht.
In diesem Sinne würde ich sagen, dass mein Sommer 2018 überhaupt nichts Bestimmtes sein soll – nicht unvergesslich, nicht aufregend, nicht inspirierend, … Er darf so sein, wie er eben daherkommt. Zurzeit gerade spektakulär unspektakulär. <3
Hallo,
ich glaube, schon das langanhaltende warme, sonnige Wetter wird diesen Sommer unvergesslich machen! Da unser Urlaub erst Ende September ansteht haben wir uns mehrere kleine Wochenend-Auszeiten vorgenommen. Dieses Wochenende geht es gleich los zu meinen Brüdern im Schwarzwald. Das wird sicher schön 🙂
Viele Grüße, die Alex
Hallo, wir machen diesen Sommer bewusst ganz in der Nähe Urlaub, um lange Fahrtzeiten zu sparen und entspannt anzukommen. Zudem werde ich den ganzen September frei haben, da ich im Oktober beruflich neu starte und vorher noch meine Überstunden und Urlaubstage „verprasse“. Da freue ich mich schon sehr – das bedeutet viel Eigenzeit, die ich auch gut gebrauchen kann… z.b. zum Lesen. 😉
Viele Grüße
Liebe Leserinnen (in diesem Fall tatsächlich nur Kommentare von Frauen ;-)),
liebe Sommerkinder,
liebe Inspirer,
denn das seid Ihr nämlich wirklich für mich/ uns!
Herzlichen Dank für die wunderbaren Beiträge zu Eurem persönlichen Sommer 2018. Und darüber hinaus. Ich habe jeden einzelnen Kommentar mit einem warmen, wunderbaren Gefühl gelesen. Bitte seht es mir nach, wenn ich nicht im Einzelnen darauf antworten kann, da der Blog als Herzensprojekt neben unserem „normalen“ Vollzeit-Berufsleben läuft.
Die Glücksfee hat soeben eine E-Mail an eine von Euch geschrieben. Also schnell die Postfächer checken.
Ich wünsche Euch noch viele wunderbare Sommerwochen und -tage.
Herzliche Grüße
M21